Innschifffahrt

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Schiffszug auf dem Inn, Darstellung im Museum Goldener Steig in Waldkirchen
Die moderne Plätte Neuhaus auf dem Inn, im Hintergrund Schloss Neuhaus.

Die Innschifffahrt ist der Schiffsverkehr auf dem Fluss Inn.

Geschichte

Der Inn wurde vermutlich bereits in der Steinzeit mit Einbäumen befahren, ebenso von den Kelten. Die Römer transportierten noch zur Zeit Severins auf ihren Frachtschiffen Getreide auf dem Inn. Auch im Mittelalter war der Fluss eine bedeutende Verkehrsader. Mit dem Handel des 13. Jahrhunderts und dem Aufkommen der Städte und Märkte nahm die Innschifffahrt einen erheblichen Aufschwung.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand der Innschifferei Konkurrenz durch die Eisenbahn. Noch 1852 kamen die bayerischen Schiffsmeister mit über zwanzig Getreidezügen nach Hall. Die Schiffsmeister ließen bei Maffei in München einige Dampfschiffe bauen, aber als die Eisenbahn auch das Inntal erobert hatte, brach der Schiffsverkehr jäh zusammen.

Die Tristan, einstmals Chiemseejacht des „Märchenkönigs“ Ludwig II., wurde 1890 den Inn hinuntergefahren und war damit lange Zeit das letzte größere Schiff auf dem Inn. 1911 befuhr das Motorschiff Linz probeweise die Strecke von Passau nach Schärding. Der industrielle Ausbau der Wasserkraft des Inns endete 1965 mit dem Bau des Kraftwerkes Passau-Ingling und schloss eine Kette von 19 Staustufen. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden bei allen Staustufen keine Schiffsschleusen eingebaut, sodass keine durchgehende Schifffahrt mehr möglich ist. Auch die Fähre Aigen am Inn und die Fähre Egglfing wurden eingestellt.

1987 begann jedoch der frühere Schärdinger Speditionskaufmann Manfred Schaurecker mit dem Ausflugsschiff Schärding zwischen den beiden letzten Kraftwerken Schärding-Neuhaus und Passau-Ingling wieder einen Schiffsverkehr auf dem Inn. 1992 nahm er die einem historischer Salzfürstenschiff nachempfundene Gerda in Betrieb. 2013 folgte von Neuhaus am Inn aus die hölzerne Plätte Neuhaus, die der Donauschifffahrt Wurm + Köck gehört. Außerhalb der Region wird der Inn inzwischen ebenfalls von Ausflugsschiffen befahren.

Naufahrt und Gegenfahrt

Die historische Innschiffahrt war von den Innschiffern geprägt. Diese Schiffsleute, auch Strumer und Treidlreiter genannt, überdauerten den Winter mit Arbeiten im Schopperstadel, wo sie die Planken, Seile und Rossgeschirre ausbesserten. Im Frühling begann die „Naufahrt“ den Fluss hinunter auf den flachen, schnell gebauten Plätten. Der „Naufürg“ kommandierte die „Ruederer“ und „Stoirer“, die sich an den langen Ruderbäumen mühten. Wenn alles gut ging, war zehn Tage nach dem Start in Hall die Stadt Wien erreicht.

Es waren nicht nur die Schätze der Alpen, die den Inn als Verkehrsweg so wichtig machten, anfangs besonders Salz, aber auch Silber, Kupfer, Eisen und Kalksteine. Auch Lärchenschindel, italienische Tuche, venezianisches Gewürz, Wein aus Tirol, Lebzelterei, Pulver und Waffen sowie zahlreiche andere Handelswaren wurden auf dem Fluss transportiert. In Kriegszeiten waren es oft beträchtliche Scharen von Kriegsvolk, die sich an Bord der Schiffe befanden.

Wie gefährlich die Fahrt war, ist auf einigen Votivtafeln in Altötting dokumentiert. Eine der gefährlichsten Stellen war die Vornbacher Enge. Die Plätte wurde dann am Ziel in Wien, Pressburg oder Budapest zum Holzpreis verkauft. Mit einer anderen Plätte, beladen zum Beispiel mit Weizen oder Wachauer Wein, begann die mehrere Wochen dauernde „Gegenfahrt“.

Das Hauptschiff, an das mehrere Nebenschiffe und Beiboote angebunden waren, wurde an Seilen von Rössern gezogen, die Kommandos kamen vom Schiff aus an die etwa zwanzig Reiterbuben. Diese Reiterbuben stammten oft aus dem Rottal und hatten sich häufig gleich für mehrere Fahrten beim Schiffsmeister verdingt. Sie erhielten für ihre Dienste ein festes Tagesgeld, dazu Rindfleich, Brot, Bier und Hafer für die Pferde. Kommandant des Reitertrosses war der Stangenreiter, dessen Pferd nicht angeschirrt war wie die übrigen. Er hatte seinen Namen von der quer über die Schenkel gelegten Messsstange, mit der er von Zeit zu Zeit, dem Tross vorausreitend, die Wassertiefe maß.

Bei der Gegenfahrt war oft der Schiffsmeister selbst an Bord, der zu den wohlhabensten Bürgern seiner Stadt gehörte, da er sich in der Regel auch als Händler und Gasthausbesitzer betätigte. Bis ins 19. Jahrhundert prägten diese miteinander verwandten Schiffsmeisterfamilien wesentlich die Städte am Fluss. Übernachtet wurde während der Gegenfahrt in mitgeführten Zelten, die Verpflegung geschah aus den Trossschiffen.

Literatur

  • Benno Hubensteiner: Innschiffer. In: Unbekanntes Bayern. Entdeckungen und Wanderungen.. Süddeutscher Verlag, München 1955, Fotomechanischer Nachdruck 1976, ISBN 5 7991 583 1