Jakob Ertl

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Jakob Ertl im Jahr 1919 (Ausschnitt aus seinem Hochzeitsbild)

Jakob Ertl (* 25. Juli 1875 auf dem Höllhof in Langbruck, heute zu Bischofsmais; † 30. Juli 1956 in Augrub, heute zu Regen) war ein Landwirt und Schriftsteller.

Leben und Wirken

Ertl besuchte die Volksschule in Bischofsmais, für ein Studium reichte das Geld seiner Eltern nicht. Er las viel und fühlte sich, wie er später schrieb, in seiner Welt als Bauernknecht „wie ein Verbannter“. Sein Militärdienst in Ingolstadt, den er 1896 absolvierte, brachte nur einen kurzen Ausbruch.

1898 übernahm Ertl den kleinen väterlichen Hof in Augrub, das damals zur Gemeinde Oberneumais gehörte. Um die Jahrhundertwende begann er, angeregt durch die Erzählung Der Hirmonhopster von Bischofsmais des Otto von Schaching, heimatliche Geschichten zu verfassen, die er in Kalendern, Zeitungen und Zeitschriften meist anonym und ohne Honorar veröffentlichte. Außerdem betätigte er sich als Maler und Schnitzer.

Den Ersten Weltkrieg verbrachte Ertl drei Jahre lang an der Westfront und erwarb sich dabei Französisch- und Englischkenntnisse. 1919 heiratete er und wurde Vater von drei Töchtern. Er freundete sich mit dem in Bischofsmais lebenden Max Peinkofer an, bei dem er jeden Sonntag nach dem Kirchenbesuch einkehrte. Peinkofer und der aus dem Sudetenland stammende Dichter Emil Merker konnten ihn 1948 dazu bewegen, vier seiner besten Erzählungen als Buch herauszugeben. Es erhielt den Titel Das Licht im Fenster, in das er neben der Titelgeschichte die Erzählungen Neujahr, Der Packltag und Der Ostersagerer aufnahm, in denen er zumeist Motive aus der kleinbäuerlichen Welt verarbeitete. 5.000 Exemplare des Buches erschienen im Verlag Habbel in Regensburg. Trotz eines Geleitwortes von Emil Merker und Lob aus der Presse verkaufte das Werk sich schlecht und brachte Ertl von den Bauern eher Spott als Hochachtung ein. Fast erblindet, starb er 1956 und wurde auf dem Friedhof Regen bestattet. Max Peinkofer schrieb einen Nachruf.

Nachleben

1975 besuchte Volkskundler Reinhard Haller Ertls Witwe Katharina in Augrub und würdigte 1977 den „Bauerndichter“ in der Zeitschrift Der Bayerwald. 1992 erschien eine Neuveröffentlichung von Ertls einzigem Buch Das Licht im Fenster. Joseph Berlinger gestaltete damals ein Hörbild über Jakob Ertl, das der Bayerische Rundfunk sendete. In der Kreisstadt Regen ist die Jakob-Ertl-Gasse nach ihm benannt.

Literatur

  • jf: Ein Exot seiner Zeit: Der „Bauerndichter“ aus Augrub. In: Der Bayerwald-Bote vom 11. August 2016 (S. 21)
  • Hans-Michael Körner (Hg. unter Mitarbeit von Bruno Jahn): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Band 1 A-G, K. G. Saur München 2005, ISBN 3-598-11460-5