Jakobifest

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Vergangenheit aufarbeiten und Zusammengehörigkeit stärken: Das forderte Ingo Hans, Bundesvorsitzender des deutschen Böhmerwaldbundes (links), bei der Kundgebung am Dreisessel 2008. Foto: Jennifer Jahns

Das Jakobifest der heimatvertriebenen Böhmerwäldler wird alljährlich Ende Juli am Dreisessel, an der Grenze zu Tschechien, gefeiert.

Bedeutung des Festes des Hl. Jakobus

Am 25. Juli wird das Fest des Apostel und Märtyrers Jakobus gefeiert. Der Heilige ist der Schutzpatron der Pilger und Wanderer, sein Grab befindet sich in der spanischen Stadt Santiago de Compostela und ist Ziel vieler Wallfahrer. Zu Ehren des Apostelheiligen werden Jakobimärkte und -feiern veranstaltet. Um seinen Namenstag reifen die ersten Äpfel, die nach ihm benannt werden.

Geschichte und Entwicklung des Jakobifestes am Dreisessel

Wann sich die ersten Holzhauer und Waldhirten zum ersten Mal zu ihrem ausgelassenen Fest am Dreisesselberg (Gemeinde Neureichenau, Landkreis Freyung-Grafenau) getroffen haben, kann nicht mehr festgestellt werden. Doch müssen schon früh zu Beginn des 19. Jahrhunderts junge Burschen am Jakobi-Tag auf dem Grenzberg gewandert sein und gefeiert haben. 1853 berichtete der Wiener Ferdinand Hochstetter, dass am 25. Juli auf dem Dreisesselberg ein großes Fest gefeiert wird, bei dem er gutes bayerisches Bier gibt. Auch Adalbert Stifter erzählt von großen Menschenmengen beim jährlichen Fest auf dem Sesselfelsen.

Der Volkskunder Felix Dahn durchleuchtete 1860 den Grund für das Treffen am Dreisessel der Menschen aus drei Ländern, den Bayern, den Österreichern und Tschechen. Auf dem Grenzfelsen trafen sich die Rinderhirten zu einem Essen und einem unterhaltsamen Gespräch. Aus den Tälern der drei Länder schlossen sich mehrere Leute zusammen und brachten Speisen und Getränke auf den Berg, um mit den Hirten gemeinsam zu feiern. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Festgäste, böhmische Musikanten spielten zum Tanz auf und Verkaufsstände wurden aufgebaut. 1877 begann Georg Göschl, Gastwirt aus Neureichenau, das Fest zu organisieren. Er beförderte mit einem Fuhrwerk Bier auf den Dreisessel und stellte zusätzlich eine Feldküche bereit. 1884 übernahm die neu gegründete Waldvereinssektion Breitenberg die Leitung des Jakobifestes mit zusätzlichen Angeboten für die Besucher und übergab die Organisation 1888 an die Waldvereinssektion Dreisessel unter dem Vorsitzenden Forstmeister Gampert.

Doch schon früh kam es zu patriotischen und nationalen Differenzen zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen mit Deutschen und Österreichern auf der einen und Tschechen und Slowaken auf der anderen Seite. Bei der Aufführung des dramatischen Schauspiels "Die Dreisessel-Jungfrauen" 1893 durch Mitglieder der Waldvereinssektion Waldkirchen kam es aufgrund der patriotischen Darstellung zu einem deutsch-österreichischen Verbrüderungsfest. Als die Kapelle beim Fest 1910 die "Wacht am Rhein" spielte, standen die Deutschen demonstrativ auf, während die Tschechen ebenso demonstrativ sitzen blieben. Daraus entstand eine Rauferei mit Messerstecherei und einigen Verletzten.

Nach der Entstehung des Staates Tschechoslowakei mit Ende des 1. Weltkrieges ging man sich bei den Jakobifesten weitgehend aus dem Weg. Die Tschechen kamen meist vormittags und die Bayern dann ab Mittag in größeren Scharen auf den Berg zu ihrer Feier.

Jakobifest als Heimattreffen der Böhmerwäldler

Der 2. Weltkrieg veränderte alles. War zuerst 1938 der Anschluss mit Österreich und dem Sudetenland der Dreisessel ohne Grenzen, kam 1945 der "Eiserne Vorhang", hinter dem sich auf tschechischer Seite nach Vertreibung der Deutschen Niemandsland befand. War früher das Jakobifest ein Hirten- und Volksfest, wurde es nun zum Heimattreffen der Böhmerwäldler, das dem Zusammenhalt dienen und an das Unrecht der Vertreibung erinnern soll. Aus ganz Deutschland trafen die Vertrieben ein, um von den Granitfelsen des Dreisessels und des Hochsteins in die verlorene Heimat zu blicken. Ein Berggottesdienst und eine Kundgebung sind Bestandteile dieser neuen Jakobifeste.

Besonders eindrucksvoll war die Jakobifeier 1955, als der früher in Budweis tätige Kanonikus Monsignore Neubauer die Bergmesse zelebrierte. Anschließend hielt Arbeitsminister Walter Stein die Festansprache. Über 7000 Menschen besuchten das Treffen der Böhmerwäldler im Jahre 1958. Im Jahr 2008 waren es noch mehrere Hundert.

Quelle

Gerhard Eggersdorfer: Heimatbuch. Dreisesselgemeinde Neureichenau. Altreichenau. Gsenget. Klafferstraß, Lackenhäuser.

Literatur