Josef Schlappinger

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Josef Schlappinger
Der Dank an Josef Schlappinger

Josef Schlappinger (* 1906; † 1988) war ein vergessener Held im Chaos der letzten Kriegstage. Josef Schlappinger hatte zwei Kinder, den Sohn Josef (geb. 1931) und die Tochter Hilde (geb. 1933).

Leben und Wirken

Josef Schlappinger lebte zur Kriegszeit als „Häuslmo“ im Wallersdorfer Moos (Gemeinde Zeholfing, heute Landau an der Isar). Seine Familie bewohnte mit einer anderen Familie ein eingeschossiges Haus mit integriertem Stall und Stadel als Einöde. Er war vom Militärdienst befreit wegen einer unbrauchbaren Hand. Er lebte von Gelegenheitsarbeiten bei Bauern und von eigener Viehhaltung mit zwei Kühen. Seine Frau half ebenfalls bei benachbarten Bauern mit.

Schlappinger bezeichnete sich selbst als Kommunist und hatte in der NS-Zeit des öfteren Schwierigkeiten mit dem örtlichen Ortsgruppenleiter und Bürgermeister in Zeholfing wegen seiner oppositionellen Einstellung.

Verbindung zum KZ- Außenlager

Schlappingers Wohnung in der sogenannten „Erlau“ war nur durch einen Auenmischwald und die Eisenbahnstrecke München-Plattling vom damaligen KZ-Außenlager Ganacker getrennt, das als Wiesenlager beim „Pfarrerhölzl“ im Jahr 1945 errichtet war. Ca. 400 bis 500 KZ- Häftlinge waren dort unter härtesten Lebensbedingungen untergebracht. Sie hatten vorwiegend auf dem Militärflugplatz Landau/Ganacker ihren Arbeitseinsatz.

Die Kinder von Josef Schlappinger gelangten beim Spielen öfter in die Nähe des Außenlagers, ins Sperrgebiet für Erwachsene und pflückten dort am Moosbach Schlüsselblumen. Ihr Vater gab ihnen öfter einen eingewickelten Laib Brot mit, den sie durch den Stacheldrahtzaun auf das Lagergelände schieben konnten. Die Tochter Hilde berichtet, dass die Häftlinge vor Hunger und Gier rauften.

Rettungsaktion von KZ-Häftlingen

Als Mitte April 1945 die Verwaltung und Versorgung der KZ-Außenlager zusammenbrach, da das KZ Flossenbürg in Auflösung begriffen war, kam es soweit, dass Häftlinge mitsamt Bewachern in der Umgebung zum Betteln unterwegs waren. Das geschah in den letzten Tagen vor dem Aufbruch zum Evakuierungsmarsch, dem „Todesmarsch“ in Richtung Süden. Das KZ-Außenlager Ganacker wurde am 24. April 1945 geräumt.

Kurz davor muss es gewesen sein, dass drei Häftlingen die Flucht aus dem KZ-Außenlager gelungen ist. Sie standen gegen Abend am „Erlauspitz“ am Waldrand und waren unschlüssig, was zu tun sein. Josef Schlappinger handelte sehr besonnen und überlegt, aber fest überzeugt, den unschuldigen Häftlingen zu helfen gegen eine brutale Staatsmacht, deren Vertreter und deren Methoden , die er verachtete und gegen die er Widerstand zu leisten bereit war.

Josef Schlappinger wollte die drei KZ-Häftlinge ganz bewusst retten, auch wenn er für sich und seine Frau ein hohes Risiko einging, selbst mit seinem Leben und dem seiner Familienmitglieder zu büßen, wenn der Fluchtversuch scheitern und er als Fluchthelfer entlarvt würde.

  1. Er beobachtete den Vorgang und schickte seine Frau an den Waldrand, um die Häftlinge zu holen. Einem Mann hätten die zögernden KZ- Häftlinge wahrscheinlich nicht getraut.
  2. Er gab den Häftlingen Hosen und Hemden von sich und verbrannte die Sträflingskleider sofort auf dem Hof. Die Asche grub er ein.
  3. Er beauftragte seine Frau den „Erdäpfeldämpfer“ anzuheizen und Kartoffeln zu kochen. Die Kartoffeln wurden mit großer Gier verspeist.
  4. Er grub im Stadel in den Strohhaufen einen Tunnel. Dort versteckte er die Häftlinge und verschloss den Eingang sorgfältig.
  5. Er gab den Häftlingen mehrere Tage Unterschlupf, ohne dass ein Ende abzusehen war.

Die KZ-Bewacher tauchten, wie von Schlappinger erwartet, mitten in der Nacht auf, forderten die Herausgabe der Häftlinge und drohten den Hausbewohnern mit dem Erschießen, wenn sie die Flüchtlinge fänden. Sie stellten das ganze Haus auf den Kopf, kamen ein zweites Mal, fanden aber nichts.

Als am 29. April 1945 die US-Army in Wallersdorf eintraf, waren die Häftlinge befreit. Sie erwiesen Josef Schlappinger ihre Dankbarkeit für ihre Errettung und seinen heldenhaften Mut, indem sie auf ein Stück Packpapier die Lebensrettung bestätigten.