Josef Schwannberger

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Josef Schwannberger
Josef Schwannberger mit Bundespräsident Theodor Heuss.

Josef Schwannberger (* 19. Mai 1893; † 19. März 1969) war ab 1948 der erste vom Volk gewählte Regener Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg. Er stand drei Wahlperioden lang bis 1960 an der Spitze seiner Heimatstadt.

Leben und Wirken

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs

Josef Schwannberger stammte aus einer alten Regener Schreinerfamilie. Wie seine Vorfahren erlernte er das Schreinerhandwerk und legte 1909 seine Gesellenprüfung ab. Im Ersten Weltkrieg hatte er vom Januar 1915 an als Infanterist Kriegsdienst in Frankreich zu leisten. Er musste an zahlreichen Schlachten teilnehmen (unter anderem 1915/16 bei Verdun und 1916 an der Somme) und wurde mehrmals verwundet. Er erhielt mehrere Orden und Ehrenzeichen bis hin zum Eisernen Kreuz II. Klasse. Erst im Oktober 1919 wurde er in das Zivilleben entlassen.

Damals herrschte – auch in Regen – Revolutionszeit. Schwannberger arbeitete führend im Arbeiterrat mit und setzte sich rigoros für die arme Bevölkerung ein, was ihm die strikte Ablehnung der wohlhabenden Bürger eintrug. Die Probleme und Wirren der damaligen Zeit schildert Horst Sauer in Band 3 seines „Tagebuches einer Heimat“ an Hand von Protokollen und anderen Archivalien sehr anschaulich. Nach Ende der Revolution in Bayern war Schwannberger Gründungsmitglied der SPD in Regen und saß für diese Partei bis zur Auflösung durch die Nazis im Marktgemeinderat bzw. Stadtrat von Regen.

Seine ehrenamtliche soziale Arbeit setzte er als Vorstand der Regener Ortsgruppe des „Reichsverbandes deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener“ fort. Im Jahr 1923 heiratete Schwannberger die Schneidermeisterin Anna Rankl aus Regen. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Der Sohn Josef war ab den 1960er Jahren Fremdenverkehrsreferent im Stadtrat und hat die Freundschaft zu Eschwege begründet.

1925 legte Schwannberger die Meisterprüfung für das Schreinerhandwerk ab. Er baute in den wirtschaftlich schwierigen Jahren sein Geschäft auf. Er nahm am üblichen Vereinsleben teil. Doch auch Auseinandersetzungen mit den politischen Gegnern, die mit den Nazis nicht nur verbal ausgefochten wurden, ist er nie ausgewichen.

Mit der Machtübernahme durch die Nazis im Januar 1933 begann eine schwierige Zeit für Schwannberger. Als „Sozi“ wurde er bereits im Mai 1933 von der Ortsgruppe der NSDAP seines Amtes als Vorstand des Reichsverbandes der Kriegsopfer enthoben. Da nutzte auch ein Bittgesuch, das von 52 der 57 Mitglieder unterschrieben war, nichts. Mit dem Veteranenverein war auch Schwannberger in den „Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbund – Stahlhelm“ eingegliedert worden. Bereits im März 1935 erhielt er jedoch schon die Mitteilung, dass er auf Anweisung der Landesleitung umgehend ein Austrittszeugnis vorzulegen habe.

Aus Altersgründen brauchte er im Zweiten Weltkrieg keinen Wehrdienst mehr zu leisten. So erlebte er den Kampf um Regen im April 1945 mit.

Als kommissarischer Bürgermeister

Am 9. August 1945 wurde er von den Amerikanern als kommissarischer Bürgermeister Regens eingesetzt. Umgehend führte er „im Gebiet der Pfarrei Regen eine Haussammlung für die durch Kriegseinwirkung geschädigten Personen“ durch. „Er selbst ging von Haus zu Haus und bat um Unterstützung. Dank der Mithilfe der Bevölkerung konnten für das große Unglück, das besonders einzelne Bürger sehr hart traf, insgesamt 112.745 RM gesammelt werden.“ (Gotthard Oswald in der Stadtgeschichte von 1952)

In diese Zeit fielen auch einige von der amerikanischen Militärregierung angeordnete Hausdurchsuchungen bei Personen, die Lebensmittel und andere Waren, die der Bevölkerung fehlten, gehortet hatten. Die beschlagnahmten Sachen wurden von der Stadt an Bedürftige verteilt. Schwannberger versuchte auch immer wieder unbürokratisch seinen Mitbürgern zu helfen. So ließ er einmal in einem Geschäft zehn Kochherde beschlagnahmen und verteilte sie an Brandleider. Der Landrat sah darin eine „ungesetzliche Handlung“ und veranlasste, dass die Herde wieder eingesammelt wurden.

Ein Bürger, bei dem viele Waren bei einer (von den Amerikanern veranlassten) Hausdurchsuchung beschlagnahmt worden waren, schrieb an den Spruchkammer-Prüfungsausschuss beim Landratsamt in Zwiesel, Schwannberger sei ein glühender Nazi gewesen und habe den Malermeister Alois E., durch Denunziation ins Gefängnis gebracht. Daraufhin wurde er als Bürgermeister mit Wirkung zum 14. Dezember 1945 abberufen.

Spruchkammerverfahren

Gegen Schwannberger wurde umgehend ein Spruchkammerverfahren eingeleitet. Es wurde ihm sogar verboten, sein Schreinergeschäft weiterzuführen und ein Treuhänder für ihn eingesetzt. Das Verfahren zog sich wegen der schwerwiegenden Vorwürfe sehr lange hin, da Akten beizuziehen waren und viele Zeugen gehört werden mussten, die schließlich Schwannbergers Ablehnung der Nazipartei bestätigten. Zu seinem Glück waren auch die Akten des Landgerichtes Deggendorf noch vorhanden, so dass nachgewiesen werden konnte, dass nicht er, sondern zwei andere Personen die Anzeige gegen den Malermeister getätigt hatte. Erst im Juni 1947 konnte er seinen Freispruch entgegen nehmen.

Als Regener Bürgermeister

Im Mai 1948 wurden in Bayern erstmals die Bürgermeister und Landräte durch das Volk direkt gewählt. Nach einem aus heutiger Sicht sehr hartem und emotionalem Wahlkampf wurde der parteilose Josef Schwannberger mit 56 Prozent zum Bürgermeister gewählt. Seine Amtszeit begann am 26. Mai 1948. In die Legislaturperiode von 1948 bis 1952 fielen die weitere Beseitigung von Kriegsschäden, Verbesserung der Wasserversorgung (Kühhofquellen), Erweiterung der Kanalisation, Straßeninstandsetzungen, Bau des Tierzuchtamtes, Modernisierung der Schulen.

Neben Schwannberger, der von den Parteilosen und dem BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) unterstützt wurde, kandidierte 1952 für die Bayernpartei der ehemalige Landrat Haas. CSU und SPD hatten keine Kandidaten nominiert. Schwannberger gewann die Wahl mit 82 Prozent. Die wichtigsten Maßnahmen, die in diesen Jahren umgesetzt wurden, waren der Bau der Tierzuchthalle, der Bau der Mädchenschule (Marienschule) sowie Wohn- und Straßenbaumaßnahmen als auch die Herausgabe der Stadtgeschichte von Gotthard Oswald.

Anlässlich seines 60. Geburtstages erhielt Schwannberger am 19. Mai 1953 den Ehrenbrief der Stadt Regen. Am 20. August 1954 besuchte Bundespräsident Theodor Heuss anlässlich seines Urlaubsaufenthaltes im Bayerischen Wald auch die Kreisstadt Regen.

In der Legislaturperiode 1956/1960 wurde folgendes erreicht: Bau des Rodenstocksteges, Bau der Landwirtschaftsschule, Schaffung einer Volks- und Jugendbücherei, Bau der Mittelschule, Bau der Pichelsteinerbrücke, Erhebung zur Garnisonsstadt, Baulandbeschaffung, weitere Verbesserung der Wasserversorgung und Beginn des Baus der Kanalisation mit Kläranlage, Intensivierung des Fremdenverkehrs.

Am 15. Oktober 1959 erhielt Schwannberger von Bundespräsident Heinrich Lübke das Bundesverdienstkreuz, das ihm von Landrat Köckeis überreicht wurde. Als Regener Bürgermeister blieb Schwannberger bis zum 30. April 1960 im Amt.

In der Stadtgeschichte von Raimund Karl aus dem Jahr 1967 wird Josef Schwannberger wie folgt gewürdigt:

„Als Bürgermeister Schwannberger 1960 das ein Dutzend Jahre ausgeübte Amt des Stadtoberhauptes in die jüngeren Hände des von ihn eingearbeiteten Alois Reitbauer legte, da war ein Werk geschaffen, wie noch kaum einmal in der Geschichte der Stadt. [...] Über all stehen die Zeugen seines segensreichen Wirkens ... Josef Schwannberger wurde bei seinem Ausscheiden vom Stadtrat zum ersten Ehrenbürgermeister in der Geschichte Regens ernannt und ihm ein monatlicher Ehrensold gewährt.“

Abschied

Am 20. März 1969 erschien im Bayerwald-Boten folgende Notiz:

„Nach zweitägigem Krankenhausaufenthalt ist gestern früh Ehrenbürgermeister Josef Schwannberger im Kreiskrankenhaus Zwiesel überraschend verstorben. Am 19. Mai hätte er den 76. Geburtstag feiern können. Die Todesnachricht versetzte die Stadtbevölkerung und alle, die den markanten Nachkriegsbürgermeister kannten, in echte Trauer. Von 1945 bis 1959 hat er mit ganzem persönlichen Einsatz und einer kraftvollen, glücklichen Hand die Geschicke seiner Vaterstadt geleitet. Die Ära seiner Amtszeit ist geprägt von der Tatsache, dass er das Gesicht Regens nach den Folgen des Krieges neu gestaltet und den wirtschaftlichen und einwohnermäßigen Aufschwung zur heute zweitgrößten Stadt des Bayerischen Waldes eingeleitet hat.“

Am Tag seiner Beisetzung versammelte sich der Stadtrat zu einer Trauersitzung. Vertreter des Landkreises, der Schulen, und vieler Vereine und Verbände sprachen Nachrufe am Grabe. „Neben dem Kirchenchor sang hier auch ein 60-köpfiger Chor der Realschule das Abschiedslied für einen Mann, der die Nachkriegszeit seiner Heimatstadt wie keiner vor ihm geprägt hatte.“ (Bayerwald-Bote vom 25. März 1969).

Auszeichnungen

Literatur

  • Gotthard Oswald: Geschichte der Stadt Regen. Regen, 1952 (S. 270 f.)
  • Raimund Karl: Geschichte der Stadt Regen 1067–1967. Regen, 1967 (S. 251 f.)
  • Horst Sauer: Die Stadtgemeinde Regen und ihre Ortsteile im 20. Jahrhundert - Tagebuch einer Heimat (1898 - 1919) Band 2 Regen 2002 (Seiten 61 ff.)