Josefa Eder

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Josefa Eder, genannt „Edermutter“

Josefa Eder, auch „Edermutter“ genannt, (* unbekannt; † 1908 in Tittling) hat es zu Lebzeiten wegen ihres angeblich hohen Alters zu weltweitem Ruhm gebracht. Sie wurde fälschlicherweise für 118 Jahre alt gehalten, Nachforschungen ergaben aber noch zu ihren Lebzeiten, dass sie um 38 Jahre jünger war, als behauptet. Überliefert ist die Geschichte von Max Peinkofer, dem Gründer der Heimatglocken.

Die Zeitungsente

Im Jahr 1906 gelangte auf heute noch ungeklärte Weise die Nachricht in die Presse, in Spitzendorf bei Tittling lebe eine 118 Jahre alte Frau in größter Armut. Zeitungsleute aus der ganzen Welt reisten an und schrieben über die alte Frau, die „schon zu einer Zeit auf der Welt war, als Goethes Ruhm aufzublühen begann und Napoleon die Welt mit Kriegen überzog“. Auf Bildern sah man die sommers wie winters nur barfuß gehende Alte mit damals noch üblichem schwarzen Kopftuch. Eine bekannte bayerische Malzkaffeefabrik warb mit ihr und dem Hinweis, dass sie nur so alt geworden sei, weil sie den Malzkaffee der Firma trinke.

In Tittling und Umgebung wusste niemand etwas von der „Edermutter“ und ihrem hohen Alter von 118 Jahren. Sie war mit ihren Angehörigen aus dem Böhmerwald zugezogen und nicht imstande, ihren Geburtsschein beizubringen. Deshalb nahm man die Sache auch nicht Ernst. Doch das änderte sich bald.

Der einst vielgelesene Volksschriftsteller Maximilian Schmidt veröffentlichte in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ 1907 ein Gedicht („Ein Weiblein lebt im Bayerwald, ist hundertachtzehn Jahre alt, doch ohne Brot, so alt, so arm − oh, dass sich ihrer Gott erbarm...“), in dem er Spenden für die arme, alte Waidlerin an den örtlichen Pfarrer erbat. Damit entfesselte er eine Flut von Wohltätigkeitsgaben, die den Tittlinger Pfarrhof geradezu überschwemmten. Aus ganz Europa und aus Amerika, wo viele ausgewanderte Bayerwaldler lebten, kamen Geld- und Sachspenden. Auch ein Dienstmädchenverein sammelte in den USA, und russische Prinzessinnen schickten milde Gaben. Besonders viel Malzkaffee und Zucker fanden den Weg zum „Hochwürden Herrn Pfarrer Waldschmidt in Tittling“. Mit dem Geld konnte für die alte Frau ein eigenes kleines Anwesen erworben werden und die Einheimischen sahen es mit Neid, denn sie glaubten nach wie vor nicht an das hohe Alter. Sogar der bayerische Landtag schaltete sich ein, denn es war die Meldung verbreitet worden, die Gemeinde wolle die Edermutter ausweisen, um der Unterhaltpflicht ledig zu werden.

Im Jahr 1907 fuhr Josefa Eder mit ihren Verwandten nach Passau und man führte sie, bestaunt von einer großen Menschenmenge, durch die Gassen. Auch Max Peinkofer sah sie und konnte sogar mit ihr sprechen, doch die Frau, die angeblich 1788 das Licht der Welt erblickt hatte, war schon recht hinfällig. Umso lebhafter berichteten die von ihren Spenden lebenden Verwandten von dem weiblichen Weltwunder; alles sei wahr und es gebe keinen Zweifel an der Geschichte.

Nachdem es etwas stiller um die Edermutter geworden war, gelang es endlich, Geburtsort und Geburtsjahr ausfindig zu machen. Es stellte sich heraus, dass sie etwas über 80 Jahre alt war, ihre angeblich 85 Jahre alte Tochter war gar erst gut 50. Obwohl auch diese Nachricht veröffentlicht wurde, trafen weiterhin Spenden beim Tittlinger Pfarrer ein und ein Spender schrieb: „Auch wenn sie nicht 118 Jahre alt ist, arm ist sie doch!“ Nach ihrem Ableben erreichten in großer Zahl Kränze und Blumengebinde den Tittlinger Pfarrhof mit der Bitte, sie auf dem Grab der Heimgegangenen abzulegen. Es waren die letzten Grüße an eine alte Waidlerin, so Peinkofer, die es einst wohl ungewollt zu Weltruhm gebracht hatte.

Literatur