Joseph Kreller

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Joseph Kreller, auch Kreller Sepp genannt, (*/† unbekannt) war ein Burgkirchener Original.

Leben und Wirken

Als um 1895 die Bahnlinie Altötting-Burghausen errichtet und ab 1918 der Alzkanal gebaut wurde, erfuhr dies auch die Bevölkerung im Bayerischen Wald und im nahen Österreich. Viele Männer machten sich deshalb auf den Weg, in der Hoffnung, hier Arbeit zu bekommen. Viele der Betroffenen stammten aus kinderreichen Familien, in denen der Vater als Taglöhner oft nur mit viel Mühe die Familie ernähren konnte. Damit waren auch sie in einem sozialen Rahmen gefangen, der ihnen fast zwangsläufig jeden beruflichen Aufstieg verwehrte. Obwohl sie Fähigkeiten besaßen, war ihnen ein Weg in Armut vorgezeichnet. Einige von ihnen wurden durch diese unbefriedigende Situation zu Eigenbrötlern, zu Außenseitern der Gesellschaft. Nachdem 1922 die rund 16 Kilometer lange Betonrinne zwischen Hirten und Burghausen fertiggestellt war, kehrten Hunderte von Männern zu ihren Familien zurück. Zu denen, die im Alztal blieben, gehörte Joseph Kreller, der beim Mittermaier in Schönberg über dem Backofen ein bescheidenes Quartier fand. Den Lebensunterhalt bestritt er nun als Besenbinder. An seiner Wohnungstür brachte er ein Schild an, worauf zu lesen war: „Besenbinder Joseph Kreller – staatlich anerkannter Betrieb – heute geschlossen.“

Die von ihm produzierten Reisigbesen brachten allerdings nur einen geringen Verdienst. Auch seine Hasenzucht brachte keine großen Gewinne. Hatte Joseph Kreller allerdings ein paar Mark übrig oder brachte ihm der Postbote seine karge Rente, dann steuerte er mit seinem Fahrrad unverzüglich den „Reibwirt“ an. Sein ständiger Durst war geradezu sprichwörtlich. Gewöhnlich kaufte er im Ort verschiedene Lebensmittel, die er im Rucksack verstaute, dann bezahlte er seine Schulden, und der Rest des Geldes wurde in einen handfesten Rausch umgetauscht. Die Heimfahrt nach Schönberg erwies sich dann als problematisch. Nicht nur einmal steuerte er sein Fahrrad an der Brücke vorbei in den Überlaufgraben des Alzkanals und drohte dabei zu ertrinken. Doch immer gelang es ihm, schimpfend und teilweise ernüchtert, das rettende Ufer zu erreichen. Zum Glück hatte der Sepp noch „seine Bauern“, bei denen er sich mit der Feststellung „Heit kimm i zu eich zum Essen“ selbst zum Mittagessen einlud. Bevor er erstmals ein Bauernhaus betrat, unterzog er den Hofhund einer genaueren Überprüfung, denn er war überzeugt, dass er bei einem abgemagerten Hund auch nicht viel zu erwarten habe...

Quelle

  • Rudolf Zeiler: Burgkirchner Heimatbuch, Burgkirchen an der Alz 1991; Die auszugsweise Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Burgkirchen/Alz (Im Rathaus ist das Heimatbuch noch zu erwerben)