Kößlarner Palmesel

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Auf dem 1481 bezeugten Kößlarner Palmesel sitzt die segnende Christusfigur, umringt von den Kößlarner Kindern. (Foto: Zue)

Der Kößlarner Palmesel wurde früher in Kößlarn am Palmsonntag bei Umzügen mitgeführt.

Geschichte

Um den Einzug des Herrn in Jerusalem möglichst eindrucksvoll darzustellen, wurde bereits im 10. Jahrhundert bei der Palmprozession vielerorts ein lebender Esel mitgeführt. Später war es ein hölzerner Esel auf einem Gestell, welches mit Holzrädern versehenen war. Im Kößlarner Kirchenarchiv konnte eine Rechnung von 1481 erhalten werden, wo zum ersten Mal „Heiliggrab und der graue Esel“ (Palmesel) erwähnt wurden.

Die Reformation bedrohte jedoch die Existenz des Palmesels und schaffte den Brauch in evangelischen Gemeinden sehr schnell ab. Kurze Zeit später zogen auch die Katholiken nach. Im Jahre 1605 wurde der altersgraue Palmesel von Kößlarn aus seinem Versteck hervorgeholt und einer Renovierung unterzogen. Laut einigen Archivunterlagen wiederholten sich mehrere Reparaturen in Folge.

Den Höhepunkt erreichten die Palmeselumzüge in der spielfreudigen Barockzeit. War die Prozession um die Kirche zu Ende, führten die Ministranten den Heiland mit dem „Eselein“ herum. Das Reiten auf dem Palmesel soll den Leuten zu folge das Gedeihen der Kinder fördern. So wurde allmählich der Umzug eine recht lustige und laute Sache.

Mit der Aufklärungszeit, die keinerlei Verständnis für das farbenreiche Gestalten religiöser Feste hatte, verschwand auch der Palmesel immer mehr aus der Palmsonntagsprozession. Schließlich verlangte man die gänzliche Abschaffung dieses Brauches und die Vernichtung aller Grautiere. Auch der hölzerne Palmesel in Kößlarn durfte nicht mehr herumgeführt werden und kam auf den Dachboden des Pfarrhofs. Seit diese Zeiten vorbei sind, ruht sich der „Alte Esel“ im Kirchenmuseum Kößlarn aus.

Literatur