Kellberg

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Der Gedenkstein auf der König-Max-Höhe

Kellberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Thyrnau im niederbayerischen Landkreis Passau. Bis 1978 bildete es eine selbstständige Gemeinde.

Lage

Das alte Pfarrdorf liegt etwa einen Kilometer südöstlich von Thyrnau hoch über der Donau.

Geschichte

Die Pfarrei Kellberg wurde urkundlich erstmals 1076 unter dem Namen Chelichberg erwähnt. Sie ist die Mutterkirche der Pfarreien Haag, Hauzenberg, Thyrnau sowie teilweise Breitenberg und Sonnen. Der Name lässt sich auf keltisch keliknon (Turm) zurückführen. Zur Zeit des Hochstifts Passau bildete Kellberg ein Amt im Landgericht der Abtei (Oberhaus).

Seit 350 Jahren ist ein Schulbetrieb im Ort nachweisbar. Eine wirtschaftliche Blüte erlebte Kellberg vor 1700, als man aus dem Arzberg Eisenerz holte und es in der Schmölz verarbeitete. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus den Obmannschaften Kellberg und Zwölfling der Steuerdistrikt Kellberg gebildet, aus dem die Gemeinde Kellberg hervorging. 1838 wurde die Gemeinde dem Landgericht Passau I zugeteilt.

Zu Ostern 1838 entdeckte der Passauer Arzt und Naturforscher Dr. Joseph Waltl, von dem Ortsgeistlichen darauf aufmerksam gemacht, am Arzberg etwa einen Kilometer östlich Kellbergs eine Mineralquelle mit eisenhaltigem Wasser. Jakob Stadler aus Eggersdorf erwarb den Grund und die Konzession zum Betrieb eines Bades. Am 28. Juli 1839 wurde der Badebetrieb eröffnet. Schon in diesem Jahr waren 18 Fremdenzimmer eingerichtet, es wurden Tropf-, Staub-, Dampf-, Sole-, Jod- und andere Bäder unter der Aufsicht von Waltl verabreicht. Aus Süddeutschland und Österreich kamen zahlreiche Gäste aus allen Schichten der Bevölkerung.

1852 weilte König Max II. in Kellberg. An seinen Besuch erinnern die heutige König-Max-Höhe und die König-Max-Promenade. Am 25. November 1904 erhielt der Ort mit der Eröffnung der Bahnstrecke Passau-Hauzenberg im Haltepunkt Kellberg einen Eisenbahnanschluss.

Um die Jahrhundertwende wurden in den sechs Badezellen des Stahlbads an die 2.500 Bäder verabreicht. Das Bayerische Staatsministerium des Innern erkannte am 12. Juli 1920 die Quelle als öffentlich benutzte Heilquelle an.

Im Jahr 1957 erwarben der Passauer Arzt Dr. Franz Schedel und seine Frau die Anlage mit 15 Hektar Grund. Die weitgehend verfallene Anlage wurde nach vergeblichen Renovierungsversuchen 1959 durch einen Neubau ersetzt. 1974/1975 erfolgte eine Erweiterung des Komplexes auf 180 Zimmer. Bis heute bietet die Klinik Prof. Schedel ein breitgefächertes Therapieangebot.

Seit 1969 ist Kellberg staatlich anerkannter Erholungsort. Mit Wirkung vom 1. Juli 1972 kamen im Zuge der Gebietsreform die Gemeindeteile Edlhof, Erlau und Holzschleife zum Markt Obernzell. 1973 erhielt der Ort die staatliche Anerkennung als Luftkurort. 1978 wurde die verbliebene Gemeinde Kellberg aufgelöst und in die Gemeinde Thyrnau eingegliedert. Johann Anetseder, der seit 1956 Bürgermeister von Kellberg war, wurde vom Gemeinderat zum Ehrenbürger ernannt und war dann von 1978 bis 1984 Zweiter Bürgermeister der vergrößerten Gemeinde Thyrnau.

Sehenswürdigkeiten

  • Die spätgotische Pfarrkirche St. Blasius mit einem Wehrturm des 14. Jahrhunderts wurde um 1450 erbaut. Ihre Einrichtung ist vorwiegend neugotisch. Ungewöhnlich ist der linke Seitenaltar, der sogenannte Drei-Frauen-Altar mit drei gotischen Figuren (um 1480), der hl. Ottilia in der Mitte, links davon die hl. Katharina, rechts die hl. Barbara. Ottilia war die ursprüngliche Patronin der Kellberger Kirche. Ebenfalls in der Pfarrkirche befindet sich ein spätmittelalterliches Epitaph aus Salzburger Rotmarmor, das den Ritter Degenhart II. von Watzmannsdorf darstellt. Künstler ist der Passauer Steinbildhauer Jörg Gartner.

Vereine

Literatur

  • Ludwig Veit: Passau. Das Hochstift. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band XXXV). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), Laßleben, Kallmünz 1978, ISBN 3-7696-9896-7 (Digitalisat).
  • Ulrich Pietrusky, Donatus Moosauer: Der Bayerische Wald − im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak Grafenau, 1985, ISBN 3-87553-228-7.
  • PNP: Ein heilsamer Zufallsfund an Ostern In: Passauer Neue Presse vom 19. April 2014 (S. 40)