Kirche Mater dolorosa (Halbmeile)

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Die Wallfahrtskirche Mater dolorosa

Die Wallfahrtskirche Mater dolorosa ist eine Nebenkirche der Pfarrei Seebach in Halbmeile, einem Ortsteil der Großen Kreisstadt Deggendorf im Landkreis Deggendorf.

Geschichte

Einer Tradition zufolge wurde das Gnadenbild 1637 von dem Hengersberger Gerichtsschreiber Georg Bräu aufgestellt, weil er auf die Anrufung der Gottesmutter Maria von einem Rosskäfer, der ihm in sein Ohr gekrochen war, befreit wurde. Weil das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter eine halbe Meile hinter Deggendorf aufgestellt wurde, erhielt der Ort den Namen Halbmeile.

Einem weiteren Bericht zufolge erschien 1672 dem Rechtsanwalt Gotthard Wigand aus Deggendorf auf seinem Ritt von Deggendorf nach Hengersberg ein schreckliches Gespenst. Er gelobte beim schon bestehenden Bildstock ein gemaltes Bild der schmerzhaften Maria zu stiften, was er auch einlöste. Überliefert ist des weiteren, dass ein Leinweber an diesem Ort von zwei Teufeln zu Boden geschlagen und erst auf Anrufung der schmerzhaften Maria befreit worden sei.

Die Wallfahrtsgeschichte berichtet, dass am 9. April 1690 der bayerische Kürassier Philipp Klein, ein „gott- und sittenloser Mensch“, mit einer Pistole in das Herz der auf dem Bild dargestellten Schmerzensmutter schoss. Auf dem Rückweg nach Deggendorf sei Klein vom Pferd gestürzt und kurz danach seinen Verletzungen erlegen. Nun setzten Sühneandachten ein, mit denen die Wallfahrt ihren Ursprung nahm.

Der Pfarrer der Pfarrei Seebach Matthäus Bierling (Pierling), ein geborener Deggendorfer, ließ über dem Bildstock 1732 eine kleine Holzkapelle erbauen. Das Kloster Niederaltaich, das in der Klosterkirche selbst eine Wallfahrt zur schmerzhaften Muttergottes pflegte, sprach sich gegen eine weitere Vergrößerung aus, und da keine offzielle Genehmigung vorlag, missbilligte das Bischöfliche Ordinariat Passau den Bau zunächst. Am 12. Juni 1736 wurde die Kapelle jedoch durch Domkapitular Vitus Eusebius Trautsam geweiht. Pfarrer Bierling konnte aufgrund der reichlichen Opfergaben zwei Kapläne unterhalten, welche hier täglich die heilige Messe feierten.

Bereits Bierling bemühte sich um den Bau einer Kirche, der aber erst unter seinem Nachfolger Wolfgang Höcker verwirklicht werden konnte. Der Bauplatz wurde vom Wirt Spitzenberger gekauft, und die wiederholten Einsprüche des Klosters Niederaltaich wurden unter Verweis auf den ursprünglichen Besitz des Klosters St. Nikola abgewiesen. Die jetzige Kirche wurde 1779 bis 1782 nach den Plänen des Deggendorfer Maurermeisters Andreas Weiß errichtet.

Am 13. August 1895 übernahmen Patres des Redemptoristenordens die Wallfahrtsseelsorge, was die Zahl der Pilger steigen ließ. Im Jahr 1907 wurde die Kirche vergrößert und neu ausgeschmückt. Bis 1988 wirkten die Redemptoristen in der Wallfahrtsseelsorge.

Beschreibung

Die Deckengemälde gestaltete 1783 der Münchner Hofmaler Christian Wink. Sie zeigen im Langhaus die auf dem Gnadenbild dargestellte schmerzhafte Muttergottes, die über den betenden Gläubigen und den Hilfe suchenden Kranken schwebt. Im südlichen Teil des Hauptgemäldes ist der Anschlag des Kürassiers dargestellt, darunter das Schriftwort „Gott läßt seiner nicht spotten“. Das Gemälde im Chor zeigt die Auferstehung Christi, begleitet von kleineren Bildern mit den zwölf Aposteln.

Die weitere Ausstattung ist größtenteils ein Werk des Straubinger Bildhauers und Stuckateurs Matthias Obermayr. Er fertigte die farbigen Stuckaturen, den zweisäuligen Hochaltar, den Gnadenaltar vor dem Chor, die Kanzel und den Orgelprospekt. Das Hochaltargemälde von Christian Wink zeigt eine Pieta. Der Gnadenaltar umschließt den gemauerten Bildstock mit dem Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes. Es zeigt Maria am Fuß des Kreuzes, getroffen von sieben Schwertern. Die Spuren des Pistolenschusses sind gut zu erkennen. Der gemalte Kreuzstamm ist oberhalb des Schreines als geschnitztes Kreuz weitergeführt.

Literatur

  • Dionys Asenkerschbaumer, Alois Brunner, Ludger Drost, Andreas Paul: Kleinodien · Kostbarkeiten · Kuriositäten. Entdeckungsreisen im Bistum Passau. Herausgeber: Bischöfliches Ordinariat Passau, Verlag Passauer Bistumsblatt, Passau 2011, 2. Aufl. 2012, ISBN 978-3-9813094-3-0
  • Susanne Hansen (Hg.): Die deutschen Wallfahrtsorte, Pattloch Verlag, Augsburg, 2. Aufl. 1991, ISBN 3-629-00005-3