Kirche St. Blasius (Kellberg)

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Die Pfarrkirche St. Blasius

Die Pfarrkirche St. Blasius ist die Pfarrkirche der Pfarrei Kellberg in Kellberg, einem Ortsteil der Gemeinde Thyrnau im Landkreis Passau.

Geschichte

Von den beiden ersten Kirchen wurden bei Grabungen Reste gefunden, die bis in die Ursprungszeit im Jahr 1076 zurückreichen. Der mächtige Turm aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stand ursprünglich frei. Er diente als Wehrturm zum Schutz des Abzweigers vom Goldenen Steig.

Unter Verwendung dieses Wehrturmes und der älteren Chorbogenwand wurde die bestehende Kirche erbaut. Im Besitz- und Abgabenbuch (Urbarium) von 1720 heißt es: „Anno 1450 ist dies löbliche Gotteshaus Kellberg zu Ehren des hl. Nothelfers Blasii von der gnedigen Herrschaft und Watzmannsdorfer Familie erbauth und von Grundt aufgeführt worden.“ Bei der Innenrenovierung entdeckte man, unter elf Farbschichten verborgen, die Jahreszahl 1448. Die Jahreszahl 1488 über dem rechten Seitenschiff deutet auf eine Renovierung hin.

Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche barockisiert. Seinen jetzigen Zwiebelhelm erhielt der Turm im Jahr 1732. Anstelle des barocken Hochaltars kam 1879 ein neugotischer Hochaltar zur Aufstellung, etwa dreißig Jahre später folgten die Seitenaltäre. Der Hochaltar wurde 1971 entfernt und steht seit 1989 wieder an seinem früheren Platz.

Beschreibung

Versteckte Schießscharten und Pechnasen weisen den Turm als ehemaligen Wehrturm aus. Das Langhaus ist dreischiffig mit einem gemeinsamen Dach, wobei das Mittelschiff die beiden Seitenschiffe nur wenig überragt. Diese Raumform wird als Stufenhalle bezeichnet, eine Mittelstellung zwischen Basilika und Hallenkirche, die unter anderem auch in Braunau und in der Stadtpfarrkirche Eggenfelden verwendet wurde.

Anders als in diesen Kirchen sind in Kellberg die Spitzbogenfenster und Strebepfeiler vom einheimischen Granit eingefasst. Der Innenraum ist verputzt, wovon sich die Arkaden und Gewölbedienste mit ihrem Netzrippengewölbe scharf abheben.

Der neugotische Hochaltar von 1879, ein anspruchsvolles Retabel mit dem Gekreuzigten im Mittelpunkt, ist ein Entwurf des Regensburger Domvikars Georg Dengler. Die Seitenaltäre fertigte 1909 und 1910 Sebastian Höfele aus Pfarrkirchen. Am nördlichen Seitenaltar befinden sich drei spätgotische Figuren um 1480/1490, die hl. Ottilia in der Mitte, links davon die hl. Katharina, rechts die hl. Barbara. Ottilia war die ursprüngliche Patronin der Kellberger Kirche. Das barocke Altarbild vom vorhergehenden Hochaltar ist noch erhalten. Es zeigt den Kirchenpatron St. Blasius im Kreise der dreizehn anderen Nothelfer und entstand um 1680.

In der Kirche sind mehrere Grabmäler aus dem 15. bis 17. Jahrhundert vorhanden, darunter der Grabstein für Degenhard II. von Watzmannsdorf (+1506), der Grabstein für Margarete Tengler (geborene von Steinach), Gemahlin des fürstlich passauischen Jägermeisters Christoph Tengler, das Denkmal für Julis Benedikt Freiherr von Schätzl (+1598 in Ungarn und begraben im Dom zu Wien) sowie die Grabplatte eines Watzmannsdorfers mit romanischer Umschriftung, zugleich der älteste, noch aus der Vorkirche stammende Grabstein.

Die Leonhardikapelle aus dem 14./15. Jahrhundert, die heute als Friedhofskapelle dient, besitzt eine Leonhardifigur aus dem Jahr 1730.

Literatur

  • Dionys Asenkerschbaumer, Alois Brunner, Ludger Drost, Andreas Paul: Kleinodien · Kostbarkeiten · Kuriositäten. Entdeckungsreisen im Bistum Passau. Herausgeber: Bischöfliches Ordinariat Passau, Verlag Passauer Bistumsblatt, Passau 2011, 2. Aufl. 2012, ISBN 978-3-9813094-3-0
  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4

Weblinks