Kirche St. Georg u. Pankratius (Raitenhaslach)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Klosterkirche mit den umliegenden Gebäuden. (Foto: Willmerdinger)
Inneres der Kirche, Blick zu Hochaltar
Das zentrale Deckengemälde

Die Kirche St. Georg u. Pankratius ist eine ehemalige Abteikirche von Kloster Raitenhaslach und seit dessen Auflösung die Pfarrkirche der Pfarrei Raitenhaslach in der Stadt Burghausen.

Geschichte

1146 übersiedelten die Zisterzienser in das bereits 788 erstmals urkundlich erwähnte "Ratinhaselach" und begannen gleich mit dem Bau der Klosterkirche. Mitte des 13. Jahrhunderts brannte das Münster ab, die Hauptmauern der Kirche blieben jedoch erhalten.

Sie wurde wieder aufgebaut. 1585 errichtete Abt Stossberger den Glockenturm, stellte schön geschnitztes Chorgestühl auf, verschönerte einige Altäre, legte ein Marmorpflaster und errichtete auch noch eine Orgel. Ein weiterer Umbau erfolgte um 1700, ohne dass dabei die Eigenart der Zisterzienserkirche verloren gegangen wäre. Die umfangreichsten Restaurierungsmassnahmen begannen 1735 unter Abt Robert Pendtner. Baumeister Franz Alois Mayr verlieh der Kirche 1751 bis 1752 ihre Westfassade. Das Innere der Klosterkirche wurde so barockisiert, wie es der jetzige Zustand zeigt.

1803 wurde im Zuge der Säkularisation das Zisterzienserkloster von der bayerischen Regierung aufgehoben, Kapellen und ein Teil des Klostergebäudes (darunter die wertvolle Bibliothek) abgerissen. Was blieb, ist ein phantastisch barockisierter Raum mit einer prächtigen Rokokoausstattung. 1982 begann die fünf Jahre dauernde Gesamtrestaurierung der Klosterkirche.

Beschreibung

Der vortretende Mittelrisalit der Westfassade von 1752 mit großer Figurrennische klingt in der Zwiebelhaube des Turmes aus. Die Flankentürme stammen von 1698. Das Mauerwerk des Langhauses und der Apsis hat romanisches Gefüge, in das später große Fenster eingebrochen wurden.

Das Innere der Kirche ist völlig von der 1737 bis 1743 erfolgten Rokokodekoraton geprägt. Den Stuck schuf Martin Zick aus Kempten. Beherrschend ist die Freskomalerei des Johannes Zick aus Ottobeuren. Nach dem Engelskonzert im Orgeljoch folgt die Jugend des Zisterzienservaters Bernhard von Clairvaux. Im großen Mitttelfresko wird der Lebensgang des Heiligen von seiner Einkleidung bis zu seinem Wirken als Wundertäter verherrlicht. Im Ostjoch empfängt St. Bernhard die Huldigung der Gläubigen. Dann öffnet sich der stuckierte blaue Brokatvorhang zum Hochaltar. Das Altarbild von Johannes Zick zeigt Mariä Himmelfahrt, umgeben von den Altarfiguren der heiligen Georg, Benedikt, Bernhard und Pankratius. Das östliche wie das westliche Paar der Seitenaltäre enthält Gemälde von Johann Michael Rottmayr (1696/1697). Die 131 Wappenbilder über den Altären beziehen sich auf Mitglieder des Adels, die dort begraben sind, u.a. auch Hedwig, Königin von Polen, Gemahlin von Herzog Georg dem Reichen und der Herzog von Bayern-Ingolstadt Ludwig der Gebartete. Die Kanzel entstand 1740, der Orgelprospekt von 1697 wurde um 1740 erweitert.

In der westlichen Vorhalle befindet sich ein Heiliges Grab, das im 18. Jahrhundert errichtet wurde. Es zeigt Christi Sieg über Tod und Teufel.

Orgel

1697 vollendete der berühmte Salzburger Hoforgelmacher Christoph Egedachcher d.J. eine neue Orgel, die zwischen 1740 und 1743 grundlegend umgestaltet wurde. Diese Arbeit führte Johann Konrad Brandenstein (1685–1757) aus, der seine Werkstätte in Stadtamhof hatte. Das Chronogramm in der Stuck-Kartusche an der Emporenbrüstung weist mit folgendem Wortlaut darauf hin:
LaVDent VnIVersI noMen eIVs In Choro, psaLterIo, organIs, tVbIsqVe benesonan tIbVs.[1][2]
"Alle mögen seinen Namen loben im Wohlklang des Chores, der Psalmen, der Orgel und Posaunen (1743)".

Die Disposition lautete:

I Hauptwerk C–c3
Gemshorn 16′
Principal 8′
Copel 8′
Gamba 8′
Octav 4′
Spitzflöte 4′
Quint 22/3
Octav 2′
Duodez II 2′
Sedez 11/3
Mixtur III 11/3
II Oberwerk C–c3
Echo 8′
Copel 8′
Biffara 8′
Principal 4′
Rohrflöte 4′
Flageolett 2′
Mixtur 11/2
Pedal C–a
Principalbaß 16′
Violonbaß 16′
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
  • Koppeln: Manualkoppel (OW/HW) und „Tutti“ (= HW/P)

Sanierung 2009

Wegen großen Schäden an der westlichen Eingangsfassade der Klosterkirche Raitenhaslach steht seit vielen Monaten ein Gerüst am Eingang. Es soll Besucher der Kirche vor herabstürzenden Teilen schützen, die sich aus der schadhaften Fassade lösen könnten. Für die Klosterkirche trägt der Staat die Baulast, eine Vereinbarung, die letzten Endes auf die Verstaatlichung des Klosters vor rund 200 Jahren zurückgeht. Das staatliche Bauamt in Traunstein hat in einem Schreiben an Dekan Franz Aicher eine erste Kostenschätzung vorgelegt. Die geht von rund 500.000 Euro aus.

Das Bauamt würde die Sanierung gern im kommenden Jahr in Angriff nehmen. Das setzt allerdings voraus, dass der Freistaat die Haushaltsmittel dafür bereitstellt. Der Staat wird aber nicht alles bezahlen. Die Kirchenstiftung muss auch einen Teil tragen. Der wird nach den Worten von Dekan Franz Aicher bei rund zehn Prozent liegen. Um diese wiederum rund 50.000 Euro aufbringen zu können, hat Aicher bei der Stadt einen Zuschussantrag gestellt. Der Stadtrat hat nun einstimmig beschlossen, der Pfarrei einen Zuschuss von 60 Prozent ihrer Ausgaben zu geben, wobei der Höchstbetrag mit 30.000 Euro gedeckelt ist.

Literatur

  • Willmerdinger: Eine halbe Million für die Kirchenfassade. In: Passauer Neue Presse vom 16. Dezember 2009 (S. 27)
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X

Fußnoten

  1. M = 1000, D = 500, L = 50, X = 10, V = 5, I = 1
  2. 50+5+500+5+1+5+1+1000+1+5+1+100+50+1+1+5+1+5+1+5 = 1743 (MDCCXXXXIII)