Kirche St. Gertraud (Passau)

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Die Kirche St. Gertraud.
Der Innenraum der Kirche St. Gertraud.

Die Kirche St. Gertraud ist Pfarrkirche der Passauer Pfarrei St. Severin in der Innstadt. Sie war ursprünglich die Klosterkirche des 1301 gegründeten Spitals St. Gertraud und ist der Hl. Gertraud von Helfta († 17. November 1302) geweiht.

Geschichte

Die erste Kirche war vermutlich die 1143 gegründete Hospitalkirche Heiligkreuz. Das Hospital selbst befand sich an der Stelle des jetzigen Listhauses (Mariahilfstraße 2). Beim Stadtbrand von 1809 erlitt die spätgotische Kirche schwere Schäden. Das Innstadt-Spital wurde danach auf den jetzigen Karolinenplatz verlagert und weniger als hundert Jahre später abgebrochen.

Der Wiederaufbau der Kirche erfolgte 1812 bis 1816 im Stil des Klassizismus nach Plänen des kgl.-bayerischen Kreisbaumeisters Joseph Anton von Ranson unter der Leitung von Maurermeister Augustin Allgeyer. Der Entwurf für die Wandgliederung im Inneren wird dem Bildhauer Christian Jorhan dem Jüngeren zugeschrieben. Die Kirche war zunächst ohne Glockenturm, dessen Funktion der Turm des diesseitigen Innbrücktores übernahm. 1849 wurde das Tor niedergelegt und 1855 ein eigener Glockenturm an der Westfassade erbaut. 1968 wurde die Kirche um eine Fensterachse nach Westen erweitert und damit der Turm in das Langhaus integriert.

Über die Innenausstattung des Wiederaufbaus von 1812 bis 1816 ist wenig bekannt. Sie wurde 1888 von einer einheitlich neubarocken Ausstattung ersetzt. Gegen die Bedenken des BLfD wurde 1968 diese Ausstattung entfernt, und die Altargehäuse zertrümmerte man anschließend auf dem Kirchenplatz. Generalvikar Johannes Dachsberger erklärte in seinem diesbezüglichen Schreiben vom 4. August 1968 an die Regierung von Niederbayern, es sei ein religiöses Verhängnis, „sich Christus als frisierten Theaterjüngling vorzustellen, den Engeln und Heiligen hübsche aber ausdruckslose Gesichter zu geben, durch süßliche und weibische Darstellungen in der Frömmigkeit der Kirchenbesucher ein sentimentales Schmachten zu erzeugen…“ [1]

Eine weitere Innenrenovierung erfolgte 1985, dann 1994 die Instandsetzung der äußeren Hülle und 2004/2005 eine Gesamtrenovierung.

Beschreibung

Die Saalkirche hat einen eingezogenen und nach Süden leicht verschobenen Chor sowie einen ebenfalls eingezogenen Westturm. Über den schlanken hohen Rundbogenfenstern verläuft rundum ein Band von Blendokuli. Im Inneren überspannt eine korbbogige Decke den vierachsigen Saal. Er wird von zwölf als Halbsäulen mit ionischen Kapitellen ausgebildeten Wandpfeilern untergliedert. Ein umlaufendes verkröpftes Gebälk verbindet den Saal mit dem Chor.

Bei der Ausstattung sind vor allem die sogenannte Severins-Madonna, ein spätgotisches Schnitzwerk von 1450, die gotische Figur St. Severin und das Ölbildnis Anbetung der Hirten des Künstlers Jan Cossiers von 1630 bemerkenswert. Die sonstige Ausstattung ist modern und stammt von Leopold Hafner, darunter im Chor ein monumentales, farbiges Flammenkreuz (1985) mit spätbarockem Corpus Christi. Von der Ausstattung des Jahres 1888 haben sich im Vorraum die Holzskulpturen der hl. Gertraud und des hl. Josef mit dem Jesusknaben erhalten.

Vor dem Hochaltar der Kirche wurde Johann Georg Prenner begraben.

Weitere Bilder

Erreichbarkeit mit dem ÖPNV

Haltestelle Nächste Bushaltestelle: Passau, Kirchenplatz

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Egon Johannes Greipl / Ludger Drost: Stadtgeschichte und Stadtgestalt (S. CXX). In: Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau, Regensburg 2014

Literatur

  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9