Kirche St. Jakob (Plattling)

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Die Friedhofskirche St. Jakob
Das Innere der Kirche St.Jakob mit dem Taufstein im Vordergrund

Die Kirche St. Jakob ist eine Kirche in der Stadt Plattling im niederbayerischen Landkreis Deggendorf.

Lage

Die Friedhofskirche St. Jakob steht außerhalb der Stadt auf dem rechten Ufer der Isar.

Geschichte

Die Entstehungsgeschichte von St. Jakob ist quellenmäßig nicht belegt und entsprechend umstritten. So wurde vermutet, dass diese Kirche einst Mittelpunkt der alten Siedlung vor deren Verlegung war. Der alten Pfeilerbasilika des 13. Jahrhunderts wurde Ende des 15. Jahrhunderts ein langgestreckter spätgotischer Chor angefügt. Das rechte Seitenschiff erhielt einen Sakristeianbau, an das linke Seitenschiff wurde eine Kapelle angefügt. Der Boden der Kirche wurde etwa einen Meter höher gelegt, wodurch sich der Raumeindruck stark veränderte.

In der Barockzeit erhielt die Kirche vorübergehend ein anderes Aussehen. Der Turm bekam eine Zwiebelhaube, das flache Langhaus ein Gewölbe und das Innere eine barocke Einrichtung. Aus Dank für die überstandene Cholera-Epidemie des Jahres 1854 wurde St. Jakob unter Pfarrer Franz Xaver Schwäbl 1855 bis 1857 renoviert und der Kirche wieder ein mittelalterliches Aussehen gegeben. Der Kirchturm erhielt wieder einen Spitzhelm, das Gewölbe des Langhauses wurde durch eine flache Decke ersetzt, und die Fenster wurden auf ihre heutige Form verkleinert. Die barocke Innenausstattung wurde entfernt und ein spätgotischer Flügelaltar als Hochaltar erworben. Dazu ließ man einen neugotischen und einen neuromanischen Seitenaltar, den ersteren mit spätgotischen Flügeln, anfertigen.

1952 konnten im Chor bei Ausbesserungsarbeiten Wandmalereien freigelegt werden, die stilistisch dem frühen 17. Jahrhundert zugeordnet werden. Vielleicht entstanden sie nach der Neueindeckung der Kirche 1606. Von 1974 bis 1981 erfolgte die jüngste Gesamtrenovierung von St. Jakob. Die Kirche ist Schauplatz der Konzerte mit alter Musik im Rahmen des Plattlinger Künstlersommers.

Beschreibung

Ein schlanker, hoch aufragender Turm mit Spitzhelm bestimmt den äußeren Eindruck der Kirche. Durch den Turmraum gelangt man in das Mittelschiff, das sich durch seine Dunkelheit kontrastreich von der Helligkeit des Chores abhebt.

Das 15,65 m lange und 6,75 m breite Kirchenschiff hat fünf Joche, getragen von quadratischen Arkadenpfeilern aus rötlichem Granit. Die beiden Seitenschiffe, die 3,10 m (links) bzw. 3,00 m (rechts) breit sind, zeigen gratige Kreuzgewölbe aus der Barockzeit. An das nördliche Seitenschiff schließt eine rechteckige Seitenkapelle mit zwei Jochen an. Der zweijochige Chor erreicht mit 14,40 m Länge fast die Erstreckung des Langhauses.

Der Flügelschrein des Hochaltars ist eine Tiroler Arbeit um 1500. Im Schrein steht eine Marienfigur, flankiert von Maria Magdalena und Jakobus dem Älteren. Die Flügelreliefs zeigen rechts St. Nikolaus und links St. Katharina, das Predellagemälde Christi Beweinung in der Tradition Dürerscher Arbeiten. Auf der Rückseite der Flügel befindet sich eine Darstellung Mariä Verkündigung aus dem frühen 16. Jh. Die Rückseite der Predella zeigt das Schweißtuch der Veronika.

Das Sakramentshaus aus Kelheimer Kalkstein trägt die Jahreszahl 1515. Über dem Gehäuse befinden sich verschlungenes Astwerk und ein zurückgesetzter Fialenaufsatz, in dessen Nischen auf profilierten Podesten Statuen von Christus Salvator (links) und St. Jakobus dem Älteren (rechts) aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stehen. Ein Glasgemälde im linken Chorfenster aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts zeigt St. Johannes Evangelist. Das Original befindet sich inzwischen im Diözesanmuseum Regensburg. Aus der mittelalterlichen Einrichtung stammt auch der romanische Taufstein aus dem 12. Jahrhundert, der im Dezember 2001 durch einen Gönner saniert wurde.

Der Chor besitzt eine Reihe spätmittelalterlicher Holzstatuen: Rechts im ersten Joch steht Christus Salvator (spätes 15. Jahrhundert), am Chorbogen links die hl. Barbara und rechts St. Jakobus der Ältere vom ursprünglichen Hochaltar der Kirche (Anfang des 16. Jahrhunderts). Im Chorbogen hängt das wohl aus der gleichen Zeit stammende Triumphbogenkreuz mit Vierpaß-Medaillons der vier Evangelisten.

In der Seitenkapelle steht ein neugotischer Schrein aus dem Jahr 1857 mit spätgotischen Flügeln. Im Schrein befindet sich ein hl. Wolfgang, in der Predella ein drastisches Arme-Seelen-Relief. Die Bilder der Flügel um 1520 zeigen zwei Szenen aus der Legende des hl. Nikolaus: Links rettet er einen Verurteilten vor der Hinrichtung, rechts schenkt er den drei armen Jungfrauen goldene Äpfel. Auf der Rückseite St. Anna Selbdritt und der hl. Sebastian.

St. Jakob hat auch ein historisches Geläute: Die älteste Glocke wurde 1404, die zweite 1674 und eine dritte 1948 gegossen.

Siehe auch

Literatur

  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X

Weblinks