Kirche St. Mauritius (Niederalteich)

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Die Basilika St. Mauritius
Innenansicht mit Blick zum Hochaltar

Die Basilika St. Mauritius in Niederalteich ist die Klosterkirche von Kloster Niederaltaich und zugleich Pfarrkirche der Pfarrei Niederalteich.

Geschichte

Auf der Grundlage eines romanischen Vorgängerbaus aus dem 11. Jahrhundert entstand von 1260 bis 1270 der dreischiffige Hallenchor und von 1295 bis 1306 das gotische dreischiffige Langhaus. Als 1505 der Turm einstürzte, wurde mit dem Bau des bestehenden Turmpaares begonnen. Doch zunächst wurde nur der Südturm vollendet, zumal im 17. Jahrhundert mehrere Großbrände das Gebäude erheblich beschädigten.

Ein verheerender Brand legte 1671 das ganze Gebäude bis auf die Umfassungsmauern in Asche. Der Wiederaufbau ging nur langsam voran. 1698 stellte Antonio Carlone den Südturm wieder her. Erst Abt Joscio Hamberger ließ aus Anlass der Jahrtausendfeier 1731 den Umbau zu einer Barockkirche durchführen.

1718 wurde der Passauer Maurermeister Jakob Pawanger damit betraut. Seit 1719 leitete Pawanger unter Benützung des alten Mauerwerks und der Pfeilerreste den barocken Umbau der Kirche. Der Umbau des Langhauses war 1722 beendet. Der Umbau des von einer Interimsmauer abgetrennten Chores wurde getrennt durchgeführt. Als sich infolge eines Planungsfehlers der Chorschluss senkte, drängte Johann Michael Fischer in einem Gutachten auf Abriss des Begonnenen.

Tatsächlich wurde der Chor abgerissen, und nach Pawangers Entlassung übernahm Fischer den Neuaufbau, den er von 1724 bis 1727 durchführte. Zusammen mit dem Chor baute Fischer auch die unter dem Chorschluss gelegene Sakristei sowie die Konventsgruft, die 1725 fertiggestellt wurde. Vermutlich leitete Fischer auch den Ausbau des Nordturms, der 1730 bis 1735 in Angleichung an den älteren südlichen Turm zustandekam.

Ein Brand aufgrund eines Blitzschlages zerstörte 1813 die Turmhauben, die durch Zeltdächer ersetzt wurden. Dabei wurden auch die beiden von Fischer geschaffenen Seitenkapellen im Langhausbereich abgetragen. Im Jahr 1932 erhielt die Klosterkirche den päpstlichen Ehrentitel einer „Basilica minor“.

Beschreibung

Bei der Außenansicht der Kirche heben sich die spätbarocken Formen des Chores vom gotischen Charakter der großen, dreischiffigen Anlage ab. Gotisch sind die Umfassungsmauern des Langhauses mit einem Tympanon über zugesetztem Portal an der Nordwand, an die sich ehemals der Kreuzgang anlehnte. Die beiden Türme erreichen an ihren Spitzen eine Höhe von 72 Metern.

Der Innenraum ist vollständig barockisiert. Neun Arkadenjoche leiten zum Hochaltar. Durch Gurte voneinander geschiedene Quertonnen wölben sich über den Jochen des Laienhauses. Die Seitenschiffe tragen eine Folge ovaler Flachkuppeln. Der Chorschluss wird durch drei Nischen mit eingelassenen Fenstern und rechteckigen, die Nischen umrahmenden Blendfeldern belebt.

Die Stuckierung mit Büsten- und Puttenreliefs, Kartuschenwerk und Arkanthusranken besorgten die Gebrüder Giovanni Battista d’Allio und Sebastiano Domenico d’Allio unter Mithilfe von Franz Ignaz Holzinger. Im Chorbogenscheitel sitzen Wappen des Abtes Joscio und des Klosters. Den ausgedehnten Freskenzyklus schuf Wolfgang Andreas Heindl aus Wels 1719 bis 1732. Sechs Bilder im Langhaus schildern Szenen aus dem Werden des Klosters. In den belichteten Emporenkuppeln der Seitenschiffe werden allegorische Darstellungen vom dunkleren Kuppelring der unteren Zone mit gemalten Putten umrahmt. Die Wölbung des Presbyteriums schmückt eine Apotheose des hl. Mauritius.

Der Hochaltar wurde bereits 1703 für das damals provisorisch gedeckte Schiff von Jakob Schöpf aus Straubing gefertigt. Das Altarblatt mit der Marter des hl. Mauritius malte 1675 Franz Joseph Geiger aus Landshut, das Auszugsbild des Engelssturzes Johann Caspar Sing aus München. Die Flankenfiguren zeigen die heiligen Godehard und Thiemo sowie Benedikt und Scholastika. Die zahlreichen Seitenaltäre entstanden um 1725, darunter der Sebastiansaltar mit den Schnitzfiguren hll. Rochus und Rosalia von Joseph Matthias Götz aus Passau.

Die Kanzel entstand im späten 17. Jahrhundert, die Bet- und Beichtstühle, Orgel, Gitter und Weihwasserbecken im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Von besonderer Bedeutung ist die von Franz Ignaz Holzinger stuckierte, mit Schränken des Klosterbruders Pirmian Tobiaschu 1727 ausgestattete Sakristei. Die drei Fresken von Wolfgang Andreas Heindl zeigen Melchisedek (Mitte), Noah und Isaak. Die Fresken über dem Regularchor verherrlichen die Trinität sowie die hll. Johannes Baptist und Joseph, an den Wänden Benedikt und Scholastika.

Literatur

  • Dietmar Hundt, Bernhard Ettelt: Johann Michael Fischer, Pannonia-Verlag Freilassing, 1981, ISBN 3-7897-0094-0
  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X