Kirche St. Salvator (Ilzstadt)

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St. Salvator spiegelt sich in der Ilz.

Die Kirche St. Salvator ist eine Kirche in der Ilzstadt in Passau.

Geschichte

Den in Passau im heutigen Ortsteil Ilzstadt ansässigen Juden wurde 1477 nachgesagt, eine geweihte Hostie mit einem Messer durchstochen zu haben, woraufhin aus ihr Blut geflossen sei. Die Angeklagten wurden verbrannt, die Juden aus Passau vertrieben, die Synagoge und das Judenviertel niedergerissen. Der Ablauf wurde auf einem Holzschnitt drastisch dargestellt, das für die angebliche Schändung benutzte Messer machte man zu einer Reliquie.

Am 14. August 1479 legte Bischof Ulrich von Nußdorf den Grundstein zu dem Kirchenbau. Die Kirche wurde 1483 als „Krypta zum Hl. Kreuz“ geweiht. Das Kollegiatstift St. Salvator zur Betreuung der Wallfahrt wurde 1490 durch Bischof Christoph von Schachner gegründet. Dem Stift waren die Pfarreien Passau – St. Bartholomäus, Gottsdorf, Hohenau, Obernzell, Perlesreut, Straßkirchen und Untergriesbach inkorporiert.

Die Wallfahrt erreichte jedoch nie die Bedeutung der vergleichbaren „Deggendorfer Gnad“ an der Grabkirche in Deggendorf. Aufgrund der Verarmung des Stifts konnten ab 1570 Dekan- und Chorherrenstellen nicht mehr besetzt werden. So verwandelte Bischof Urban von Trennbach es in eine so genannte Realpropstei, die in der Folgezeit jeweils an einen Passauer Domkapitular verliehen wurde.

Durch die Übertragung der Corpus-Christi-Bruderschaft auf die Ilzstadtpfarrei im Jahr 1785 verlor die Kirche für die Wallfahrt entscheidend an Bedeutung. Der letzte Propst übergab im Jahr 1788 die inkorporierten Stiftspfarreien dem Fürstbischof. Seit der Säkularisation 1803 ist das Stift endgültig aufgelöst, die Kirche wurde profaniert. 1811 wurde die Kirche an einen Salpeterbrenner verkauft, der daraus eine Wohnung machte. Die Einrichtung wurde größtenteils vernichtet. 1842 kaufte Bischof Heinrich von Hofstätter die Kirche zurück und ließ sie durch den Architekten Völk, den Bildhauer Schuller und den Maler Riederer regotisieren. Nach der Weihe 1861 erhielten Englische Fräulein die Gebäude.

Schwere Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg wurden erst 1968 bis 1982 beseitigt. Eine Fassadeninstandsetzung mit Sanierung der Dachhaut erfolgte 2002. Die Kirche dient heute als wegen ihrer Akustik geschätzter Konzertsaal. Sie ist nur im Rahmen von Ausstellungen oder Konzerten zugänglich.

Kunst

Über der Krypta erhebt sich die doppelgeschossige Hauptkirche. Der Chronist Carl Seyffert schrieb 1788: „Hier sind drei Kirchen auf einander gebaut, welches einem, der solches nie gesehen, wunderlich vorkommt.[1]. Auffällig ist der Emporenkapellenumgang, der zum Zeigen der „Heiltümer“ diente, nämlich der mit dem angeblichen Hostienfrevel im Zusammenhang stehenden Gegenstände. Diese wurden in einer Kapelle in der Südostecke des umlaufenden Obergeschosses aufbewahrt. Das 1570 vollendete Rippengewölbe ist außerordentlich verschlungen. Die teilweise noch erhalten gebliebenen Wandfresken von 1505 wurden bei der Regotisierung übertüncht. Auf der Westempore befindet sich ein ungewöhnlich großer neugotischer Altar mit einem romanischen Kruzifixus um 1200. Auf den Emporen stehen Gipsreplikate mittelalterlicher Skulpturen deutscher Kaiser und Kaiserinnen, bayerischer Herzöge und heiliger Bischöfe, die ebenso wie der Hochaltar unter Bischof Heinrich von Hofstätter geschaffen wurden.

Der sogenannte Hostienfrevel wurde auch im 17., 18. und 19. Jahrhundert auf Tafelbildreihen dargestellt, die sich heute zum Teil im Oberhausmuseum Passau befinden.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Gottfried Schäffer, Gregor Peda: Wallfahrten im Passauer Land, S. 17

Literatur

  • Gottfried Schäffer, Gregor Peda: Wallfahrten im Passauer Land, Pannonia-Verlag, Freilassing, 1978, ISBN 3-7897-0069-X
  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9

Weblinks