Kirche St. Stephan (Seebach)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Pfarrkirche St. Stephanus in Seebach
Die instabilen Grundfesten des Bauwerks bereiten Pfarrer P. Dominikus in seiner Kirche Sorgen. - Foto: Binder

Die Kirche St. Stephan ist die katholische Pfarrkirche der Pfarrei Seebach in Seebach, einem Ortsteil von Deggendorf.

Geschichte

In den Jahren 1242 bis 1264 erhielt Seebach unter Bischof Rudiger von Bergheim von Passau und unter Mitwirkung der Lehensträger der Hofmark Seebach eine Kirche. Unter Bischof Otto von Lonsdorf wird Seebach als Pfarrkirche aufgeführt.

Die mittelalterliche gotische Kirche wird unter Pfarrer Pierling (von 1726 - 1781) erneuert, vergrößert und in ihrer jetzigen Gestalt fast neu erbaut. Der Stadtmaurermeister Benedikt Schöttl von Deggendorf lieferte einen Voranschlag für den Umbau der Kirche mit beigelegtem Plan. Der Bau wird 1736 in Angriff genommen und als Rohbau 1737 fertig gestellt. Vom alten gotischen Bau bleibt außer dem Untergeschoss des Turmes nur ein Teil der Südmauer des Langhauses erhalten.

1735 macht Johann Halser, Schreiner aus Seebach, einen Voranschlag für einen neuen Hochaltar, den er anscheinend auch ausführt. Die Fassung des Hochaltars besorgt Sigmund Seidl, Maler in Seebach. Den Auftrag für die Bildhauerarbeiten bekommt 1737 Thomas Reitmayer. Erst nachdem sich die Pfarrei von den Folgen des Österreichischen Erbfolgekrieges erholt hat, kann an eine weitere Ausschmückung der Kirche gedacht werden.

1776 legt der Deggendorfer Stadtmaurermeister Andreas Weiß die Pläne für einen Ausbau des Langhauses vor. Die Zimmererarbeiten erledigt Michael Engelberger aus Deggendorf. Die neuen Seitenaltäre und die Kanzel fertigen der Bildhauer Johann Adam Reichmann und der Schreiner Ignatz Kobold aus Deggendorf. 1777 erhält die Kirche durch Georg Schönbauer die Beichtstühle.

Die Deckengemälde und der Stuck der Kirche stammen aus der Zeit der Renovierung 1908/1909. Die Fresken malte Georg Schönbauer aus München.

Die letzte Innenrenovierung erfolgte 1968. In den Jahren 1974/1975 wurde auch das Äußere der Kirche renoviert.

Sanierungsmaßnahmen

2009 stehen für die Pfarrkirche Sankt Stephan Sanierungsmaßnahmen an. Risse im Kirchenschiffgewölbe und an der Außenfassade veranlassen Pfarrer P. Dominikus und Kirchenpfleger Franz Bauer zum Handeln. Schon seit einiger Zeit bemerken Kirchgänger die immer größeren Risse an dem Gotteshaus. Das Bischöfliche Ordinariat Passau vermutet, dass diese neueren Datums sind. Ursachen könnten eine falsche Sanierung des Dachstuhls im Jahr 1975 sowie weitere Bodenbewegungen oder die Belastungen durch Flugübungen der Bundeswehr mit Überschallflugzeugen sein.

Säuberung der Kirchengewölbe

Gelobt wurde eine Aktion von freiwilligen Helfern, die das Gewölbe von Schutt und Unrat befreiten, dadurch gibt es nun Einblick in die Gewölbestrukturen. 2006 ging man unter Federführung der Feuerwehren Seebach und Eichberg an die Säuberung der Kirchengewölbe und des Glockenturms. Für die Helfer war es nicht einfach, in dem Dachboden über dem Kirchenschiffgewölbe den Schutt zusammenzukehren, den Baufirmen über Jahrzehnte hinweg liegengelassen hatten, wenn am Dachstuhl Reparaturen durchgeführt wurden oder die Elektrik neu verlegt wurde. Die Aufräumarbeiten waren erforderlich, weil am Dachstuhl ein Balken durchgeknickt war und dadurch ein anderer Balken auf das Gewölbe über dem Altarraum drückte und schon Risse verursachte. Sie mussten rund 1,5 Tonnen Beton neben den Glockenturm befördern, damit zwei Fundamente betoniert werden konnten. So wurde der Dachstuhl abgestützt und das Kirchengewölbe wieder vom Druck entlastet.

Untersuchungen

Das Diözesanbauamt Passau ging im Herbst 2008 weitere Ursachenforschung und untersuchte die Statik der Kirche. Bei der Baugrunduntersuchung wurde durch Tiefenbohrungen festgestellt, dass die Pfarrkirche auf rund sechs bis acht Meter hohen weichen Lehmschichten erbaut wurde. Laut Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek und Bautechniker Thomas Graßl ist eine feste Gründung der Kirche erst bei einer Tiefe von acht Metern möglich. Die Untersuchungen ergaben Schäden im Bereich des Dachstuhls, eine nicht funktionierende Abspannkonstruktion zur Aufnahme des Gewölbeschubs und gravierende Mängel im Bereich der Gründung. Archivrecherchen ergaben aber auch, dass dieses Problem bereits vor 100 Jahren bekannt war. 1908 wurden zwei große Betonpfeiler an der Westfassade zur Stabilisierung der Kirche gesetzt, die eventuell wieder abgetragen werden sollen, da sich diese Maßnahme als Misserfolg erwies.

Kosten

Das bischöfliche Bauamt stellte in seiner abschließenden Bewertung fest, dass zwei Problemzonen zu lösen sind. Zum einen wurde die Kirche auf einem schlechten Baugrund errichtet und zum anderen gibt es große Schäden im Dachstuhl. An Kosten sind rund 525.000 Euro, verteilt auf zwei Jahre, zu erwarten. Bei 35 Prozent Eigenleistung entfallen auf die Pfarrgemeinde rund 175.000 Euro. Der Diözesanzuschuss beträgt 350.000 Euro. Einen Zuschuss erhofft sich der Dorfpfarrer auch von der Stadt Deggendorf und setzt zudem auf die Spendenfreudigkeit der Pfarrangehörigen. Laut Pfarrer P. Dominikus ist die Baugrundverbesserung dringlich und soll noch dieses Jahr durchgeführt werden. Für die Verdichtungsinjektionen unter den Fundamenten, als eine Art Pfahlbock in einem Abstand von etwa einem Meter, fallen Kosten von etwa 250.000 Euro an. 180 Kernbohrungen sollen bis in eine Tiefe von sieben Metern durchgeführt, verpresst und mit Beton verfüllt werden. Bei einem weiteren Bauabschnitt ist die Sanierung des Dachstuhls geplant. Eine nicht sichtbare Verspannkonstruktion soll künftig das Kirchenschiff zusammenhalten, am Dachstuhl sollen morsche Balken ausgewechselt werden.

Antrag

Es müsse viel Geld im Untergrund verbaut werden, im Kirchenraum werde von der Sanierung dagegen nicht viel zu sehen sein, so Kirchenpfleger Franz Bauer. Die Kirchenverwaltung fasste am 8. Januar 2009 den Beschluss zur Sanierung und stellte den Antrag auf stiftungsaufsichtsrechtliche Genehmigung an das Bau- und Kunstreferat des Bischöflichen Ordinariats, die mittlerweile vorliegt. Die katholische Pfarrkirche mit ihrer Ausstattung ist im amtlichen Inventar der Kunstdenkmäler in Bayern beschrieben und gewürdigt und so in der amtlichen Denkmalliste verzeichnet. So darf mit den Arbeiten erst begonnen werden, wenn die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis erteilt ist.

Literatur