Kirchenchor St. Nikolaus Eggenfelden

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Foto des Kirchenchors St. Nikolaus Eggenfelden.

Der Kirchenchor St. Nikolaus Eggenfelden ist eines der bekanntesten Vocalensembles in Niederbayern. Er kann auf eine lange Geschichte zurückblicken.

Geschichte

Erste chorische Ansätze

Die ersten Ansätze des Chors gehen bis auf das Jahr 1445 zurück. In einer Urkunde vom Vinzenztag 1445 ist zu lesen, dass die Gemeinde einen Umgang gestiftet hat, bei dem der Pfarrer, Geistliche und Schulmeister mit dem Weichbrunn um die Kirche gehen. Dabei wurde das 'Absolve Domine' gesungen.

Am Kathreinstag 1472 stiftete Pfarrer Georg Kolberger von Eggenfelden ein kirchliches Spiel zum Feste Mariae Verkündigung: „An Mariae Verkündigung, so man das Spiel nach dem Credo anheben will, soll man zu seinem Anfang begehen eine Prozession in der Mitten der Kirchen für den Altar St. Bärtlme mit den Responsorien 'Salute Nobilis', samt Vers und Gloria Patris und Repetition und nach der Prozession gehen die acht Schüler hinauf, hinter St. Nikola Altar und tragen Marien und die Engel auf den Achseln-, alsdann sollen die Cantores und die Lautenschläger mit Saitenspiel und Gesang 'Pater misit' singen ...“

Am Margarethentag 1509 stifteten Hans Tättenbach zu Kirchberg, Landrichter in Eggenfelden, sowie Johannes Wernher, Pfarrer in Eggenfelden, und der Bürger Hans Lynzer einen ewigen Umgang am Pfinztag (Donnerstagsamt). Hierbei sollen hinter dem Priester die Schulmeister mit ihren Schülern gehen und singen: 'Homo quidam' oder 'Distribuit Jesus'.

Laut Urkunde vom Montag nach Pauli Bekehrung 1522 stiftete Ulrich Hörner aus Eggenfelden 45 fl rh. und einen goldenen Kelch, damit in der Fronleichnamsoktav die sieben Tagzeiten des Herrn gesungen werden, für den Gesang erhält jeder Schulmeister drei Schilling. Die Gesänge beschränkten sich wahrscheinlich auf die Choralmelodien Papst Gregors I. sowie die Aufführung sogenannter 'Comedien', deren Texte aus Bibelstellen entnommen wurden. Dr. Josef Haushofer nennt hierbei die 'Niniveische Histori' (1581), die 'Tragedi Judith' (1583) und die 'Comedi vom Reichen Mann' (1585).

Schulwesen und Gesang

Das Schulwesen und der Gesang in der Stadtpfarrkirche waren bis in das 19. Jahrhundert eng miteinander verknüpft. Die Schul- und Kirchenbediensteten bezogen ihre Einkünfte durch das Schulgeld, Besoldungsbeiträge der Marktkammer und vor allem durch die Entlohnung der kirchenmusikalischen Dienste. Dabei stand die Chorarbeit mit den Schulkindern neben dem Organistendienst an vorderster Stelle. Die Schulen tendierten deshalb zu 'Singschulen', bei denen Rechnen, Lesen und Schreiben oft zweitrangig war. 1592 erscheint in den Ratsakten zum ersten Mal der Beruf des 'Choradstanten'. Das sind aus dem Schulalter entwachsene Chorsänger, die den Schülerchor unterstützten. Ihre nebenberufliche Anstellung war sehr lukrativ, weil aus dem Ensemble der Choradstanten die zukünftigen Lehrbediensteten ausgewählt wurden. Sicherlich hat sich aus diesem Ensemble der heute noch bestehende 'Kleine Chor' für Beerdigungen entwickelt. 1851 werden erstmals Frauen als Sängerinnen auf dem Chor genannt.

Informationen über die Gesangsformen in der Stadtpfarrkirche sind erst seit 1889 überliefert. Damals übernahm Josef Berngehrer das Amt des Chorregenten von seinem Vorgänger Johann Nepomuk Schauer. Zur selben Zeit war Lehrer Kremhöller Organist.

Über die Arbeit Josef Berngehrers wissen wir, dass die Leistungen des Regensburger Domchores ihm als Vorbild dienten. Deshalb orientierte er sich an 'Cäcilianischer Kirchenmusik', die neben der Pflege alter Meister (Palestrina) bemüht war, mehrstimmige Kompositionen für die kirchenmusikalische Praxis bereitzustellen.

Josef Berngehrer ist der Kirchenmusik bis zu seinem Tode am 20. Februar 1933 treu geblieben. Für seine Verdienste als Lehrer und Kirchenmusiker der Stadtpfarrkirche wurde ihm 1914 das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Gründung eines Kammerorchesters

Seit 1896 versah Oberlehrer Heinrich Pusl den Organistendienst. Er übernahm nach dem Tode Josef Berngehrers die Leitung des Kirchenchores. Als Organistin gewann er Frau Elisabeth Schönberger (geb. Fellner). Pusl führte den Kirchenchor im Sinne seines Vorgängers weiter, zusätzlich erarbeitete er verschiedenste Werke der Wiener Klassik. 1937 gründete er ein Kammerorchester, zur Unterstützung des Kirchenchores bei größeren Aufführungen. Die erste Orchestermesse, die in der Stadtpfarrkirche erklang, war wahrscheinlich Joseph Haydns Orgelsolomesse 'in honorem Sancti Joanni de Deo'. Sie wurde 1938 zum Empfang des neuen Pfarrers Joseph Franz aufgeführt.

1943 war Heinrich Pusl aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, die Direktion des Kirchenchores niederzulegen. Er verstarb am 29. August 1945.

Die 1940er Jahre

Seit 1941 war Franz Pfefferler, Hauptkassier der Kreissparkasse Eggenfelden, Dirigent des Chores. Er sang bereits seit 31 Jahren im Kirchenchor. Den Organistendienst übernahm die ehrw. Schulschwester Edelwalda Baltha.

Aufgrund der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges litt der Kirchenchor unter Personalnot. Bis auf die Herren Schwarzmeier und Hartwimmer waren alle Männer des Chores eingezogen. Erst nach dem 31. Mai 1945 verbesserte sich die Situation. Im selben Jahr wurde das 500-jährige Bestehen der Stadtpfarrkirche gefeiert. Zu diesem Anlass studierte Professor Heinrich Kremhöller, Sohn von Georg Kremhöller, eine für diesen Jubeltag (21. Oktober) komponierte Festmesse ein. Die Chronik des Kirchenchores berichtet: „Die Aufführung dieses schwierigen aber schönen Werkes gelang glänzend, die Wiedergabe war ebenso kraftvoll, als fein abgetönt. Die Sängerschar war mit größter Hingabe am Werk-, der Frauenchor eiferte mit Engelstimmen“.

Neben dieser Messe sang der Kirchenchor unter Franz Pfefferler lateinische Messen caecilianischer Kirchenkomponisten und Arthur Pichlers Matthäuspassion an den Karfreitagen.

Bereits vorher, am 5. April, verzeichnet die Chorchronik folgenden Eintrag: „Anlässlich einer Probe Vorstellung des neuen Chorregenten aus Langquaid“. Rudolf Spanner erarbeitete in den folgenden zwanzig Jahren, gestützt durch seine große Musikalität und durch immensen Probenfleiß ein riesiges Repertoire kirchenmusikalischer Kompositionen von der Zeit Palestrinas bis zur Romantik.

Aufschlussreich ist das Programm der Jubiläums-Festwoche zur Dreihundert-Jahrfeier des Eggenfeldener Franziskanerklosters: Innerhalb einer Woche (1. Mai bis 8. Mai 1949) singt der Kirchenchor unter Spanners Leitung neben der Orgelsolomesse in B von Joseph Haydn, der C-Dur Messe Ludwig van Beethovens und der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart das 'Halleluja' aus Georg Friedrich Händels 'Messias' und das 'Ecce Sacerdos' Anton Bruckners, sowie eine Vielzahl kleinerer Messen von Kempter ('Pastoralmesse') bis Arthur Pichler ('Franziskusmesse') zusammen mit Responsorien verschiedenster Komponisten. Im Anschluss an das musikalische Programm wirkten viele Sängerinnen und Sänger beim Festspiel 'Kampf um das Kloster' von Pater Thomeas Still OFM als Schauspieler mit.

Kirchenkonzerte

Zusätzlich zu den liturgischen Verpflichtungen veranstaltete Rudolf Spanner Kirchenkonzerte: Am 29. Oktober 1950 sang der Kirchenchor Teile aus der 'Mariazellermesse' von Joseph Haydn sowie Credo und Benedictus aus Beethovens C-Dur Messe. Als Hauptwerk des Abends erklingt das 'Te Deum' von Anton Bruckner.

Wiederum Werke Anton Bruckners standen auf dem Programm eines Kirchenkonzertes am 18. November 1951. Zur e-moll Messe sang der Kirchenchor wie bereits 1950 das 'Te Deum'. In der Kritik des 'Rottaler Anzeigers' konnte man später nachlesen, dass der Kirchenchor die dargebotenen Werke scheinbar spielerisch meisterte.

Neben diesen Kirchenkonzerten gestaltete der Kirchenchor grundsätzlich den Pfarrgottesdienst am Sonntag. Eine Liste aller aufgeführten Messen bis 1964 – sie reicht von Palestrinas 'Missa Brevis' über Haydn's 'Theresienmesse' bis zur 'Choralmesse' von Franz Liszt aufzustellen, würde den Umfang dieser kleinen Dokumentation sprengen. Dieses große musikalische Pensum konnte Rudolf Spanner bis zum Jahre 1964 durchhalten, am 27. Dezember dirigierte er noch die 'Kleine Festmesse' von Ernst Tittel. Im Februar 1966 starb er im Alter von 50 Jahren. Neben Rudolf Spanner spielten Elisabeth Schönberger und seit Ostern 1955 Dr. Josef Haushofer die Orgel.

Der Chor unter Theodor Aigner

Neuer Leiter des Chors wurde Theodor Aigner, der im September 1962 als Religionslehrer der Kreisberufschule nach Eggenfelden gekommen war. Seine Ziele hat er in der Chronik des Kirchenchores sehr genau fixiert: „... Am 20. Februar 1965 hielt ich die erste Predigt über das Thema: 'Warum Liturgiereform?' um die Gemeinde auf die Neuerungen vorzubereiten. Am Sonntag, 28. März 1965, war es dann soweit. Die Gemeinde sang das 1. Deutsche Hochamt, der Chor die Psalmverse mit dem Leitvers der Gemeinde: 'Voll Freude war ich, als man mir sagte: Wir ziehen zum Hause des Herrn“.

Theodor Aigners Vertonung des deutschen Jahrespropriums war 1966 abgeschlossen. Ende des Jahres nahm er seine musikwissenschaftlichen Studien an der Universität Salzburg wieder auf. In seiner Dissertation untersuchte er die Verbindung des Eggenfeldener Lehrersohnes Franz Ignaz Lipp zu Mozart und Haydn.

Nach 1978 änderte Dr.Aigner sein kirchenmusikalisches Programm und wandte sich wieder verstärkt der Wiener Klassik und dem caecilianischen Gesängen zu. Am Pfingstsonntag dieses Jahres sang der Kirchenchor zum Hochamt die 'Friedensmesse' von Heinrich Huber, zum silbernen Priesterjubiläum von Stadtpfarrer Siegfried Brandhuber zusammen mit dem 'Johann Visino-Chor' die ‚Krönungsmesse‘ von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Juni 1979 konnte Dr. Aigner sein silbernes Priesterjubiläum in der Stadtpfarrkirche feiern. Der Kirchenchor sang damals unter der Leitung von Karl Weindler jun. seine Messe ‚Zu Ehren des Heiligen Geistes‘ . Die Festansprache beschloss Geistlicher Rat Siegfried Brandhuber mit den Worten: „Können wir unserem Jubilar etwas Besseres wünschen, als dass er so in die kommenden Jahrzehnte hineingehen kann, in das Jahr 2000 und darüber hinaus, als einer, der dieser sachlichen, nüchternen und manchmal überkritischen Welt die frohe Botschaft von der Erlösung und das Wissen um die Liebe Gottes bringen kann“. Leider war ihm dieser Wunsch nicht mehr gegönnt. Am 10. Februar 1981 verstarb Dr. Theodor Aigner an einem Herzinfarkt in Salzburg.

Hauptamtlicher Kirchenmusiker

Nach dem Tode Dr. Aigners übernahmen für kurze Zeit Andreas Meister, Johannes Wallschlag und Karl Weindler die kirchenmusikalische Arbeit an der Stadtpfarrkirche, bis die Kirchenverwaltung im Frühjahr 1982 beschließt, einen hauptamtlichen Kirchenmusiker anzustellen.

Christoph Bachmaier übernimmt seinen Dienst am 1. September 1982. Seit dieser Zeit erarbeitet er mit dem Kirchenchor Werke von der Renaissance bis zur gemäßigten Moderne. Wichtige Höhepunkte der kirchenmusikalischen Arbeit erklingen in der Liturgie der Stadtpfarrkirche, die der Kirchenchor mit Ordinarien der Wiener Klassik und Motetten verschiedenster Epochen und Komponisten gestaltet und in den vielen Konzerten.

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