Kolpingfamilie Plattling

Aus RegioWiki Niederbayern
(Weitergeleitet von Kolpingfamilie (Plattling))
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Vorstandschaft bei der 40-Jahr-Feier 1899.
Die derzeitige Vorstandschaft mit ihrem Schirmherrn. (Foto: Obendorfer)

Die Kolpingfamilie Plattling ist Teil des internationalen katholischen Sozialverbands Kolpingwerk mit Sitz in Köln. Sie prägt seit 150 Jahren das religiöse, soziale und kulturelle Leben Plattlings und ist kaum mehr aus der Isarstadt wegzudenken.

Geschichte

Noch zu Lebzeiten Adolph Kolpings hat am Dreikönigstag 1859 alles begonnen: Der damalige Plattlinger Stadtpfarrer Franz Xaver Schwäbl gründete den „Katholischen Gesellenverein Plattling“. Ziel war es, die religiöse und sittliche Bildung der Handwerksgesellen zu heben. Unter anderem die Welle der zahlreichen Fremdarbeiter des Eisenbahnbaus machte dies dringend notwendig. Hervorragend bestand der junge Verein seine erste Bewährungsprobe, konnte viele Zuwanderer integrieren und schon bald 57 Mitglieder zählen. Heute gehören 170 Mitglieder der Kolpingsfamilie an. Mit Stolz spricht Vorsitzender Jürgen Bredl von einem Mitgliederhöchststand und deshalb von einer weiteren Blütezeit.

Von den Anfangsjahren des Vereins um die Jahrhundertwende zeugen noch etliche Plattlinger Bauten. So beteiligte sich der Gesellenverein unter anderem bei der Errichtung der Mariensäule, die sich heute auf dem Plattlinger Stadtplatz befindet und früher Teil der ehemaligen Lourdeskapelle beim heutigen IsarPark war. Ferner finanzierte der Verein eine Kirchenglocke nach dem zweiten Weltkrieg. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war sicherlich 1905 die Einweihung des „Katholischen Vereinsheim“. Seitdem ist der heutige Bischofshof im Besitz der Kolpingsfamilie und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) und für beide Vereine ein echtes Zuhause.

Diese Reihe an Baudenkmälern wird beim bevorstehenden Jubiläumswochenende fortgesetzt: Feierlich wird am Samstagabend zwischen der Pfarrkirche St. Magdalena und dem Stadtpalais eine Kolpingstele eingeweiht. Das Denkmal soll an das 150-Jahr-Jubiläum erinnern, auf die weltweite Bedeutung des katholischen Sozialverbands verweisen und den Gründer des Kolpingwerks, den Seligen Adolph Kolping, ehren.

Wie sehr der christliche Glaube im Mittelpunkt des Vereinslebens steht, zeigt unter anderem die Situation während der beiden Weltkriege. Oberflächlich kam zwar das Vereinsleben zum Erliegen, die religiösen Werte aber blieben in den Herzen der Mitglieder fest verankert. So war es zum Beispiel mit Fritz Putz ein Kolpingbruder, der es in den letzten Kriegstagen wagte, die weiße Kapitulationsfahne am Kirchturm zu hissen. Später trugen unter anderem die zahlreichen Lourdesfahrten unter der Leitung des heutigen Ehrenpräses Edwin Lenhard zur religiösen und gemeinschaftlichen Erbauung bei. Kulturelle und gesellige Höhepunkte in den vergangenen Jahren waren auch die großen Vereinsausflüge nach Ungarn, Slowenien, Frankreich, Österreich, Rügen und Italien.

Manch ein Plattlinger kann sich sicher noch an das 110-jährige Gründungsfest mit 5.000 Gästen erinnern. Nach einem Feldgottesdienst mit Diözesanpräses Karl Böhm fand im Bierzelt eine Festkundgebung mit dem damaligen Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß und dem österreichischen Thronfolger Otto von Habsburg statt.

Theateraufführungen

Bekannt wurde der Gesellenverein – auch über die Stadtgrenzen hinweg – vor allem durch über 100 erfolgreiche Theateraufführungen. Bereits in den ersten Seiten der Vereinschronik wird davon berichtet. So erregte der Gesellenverein 1890 diesbezüglich auf Diözesanebene Aufsehen. Damals standen im Plattling des ausgehenden 19. Jahrhundert bereits Frauen auf der Bühne, was ein Novum und eigentlich verboten war. In Regensburg entschied man aber die Plattlinger Vorreiterrolle zu würdigen und Frauen das Theaterspielen zu erlauben.

Lediglich der Ortspräses, der die Theatergruppe zu leiten hatte, sollte Exzesse vermeiden. Doch auch diese Gefahr war in Plattling durchaus bekannt. Ein Jahr zuvor gab es nämlich bereits eine aufsehenerregenden Konflikt zwischen einem gewissen Wirt Leypold und dem Präses. Der Wirt wollte im Stück „Almenrausch und Edelweiß“ nicht einen alten Ritter, sondern einen feurigen Liebhaber spielen. Dies setzte er letztendlich durch und schlüpfte leider zu gut in seine Rolle, was ihm eine deftige Auseinandersetzung mit dem Ortsgeistlichen über seinen verwerflichen Lebenswandel einhandelte.

Von großen Theatererfolgen berichtet das Kolpingsarchiv vor allem bezüglich des Passionsspiels 1964 und der Freilichtaufführung des „Jedermann“ 1966 auf den Treppen der Grundschule.

Literatur

Weblinks