Kraftwerk Kachlet
Das Kraftwerk Kachlet (auch Kachletkraftwerk oder Kachletwerk genannt) ist ein 1927 eröffnetes Stauwerk mit Doppelschleuse und Wasserkraftwerk in der Donau bei Flusskilometer 2234,2 oberhalb von Passau. Es wird heute von der E.ON Wasserkraft GmbH mit Sitz in Landshut betrieben, die mit dem Jahresertrag aus den Wasserkraftturbinen rund 90.000 Durschnittshaushalte versorgen kann. Sein unverwechselbares Aussehen bekommt das Kraftwerk von den 1,6 Millionen verbauten Klinkerziegel.
Jährlich werden rund 15.500 Schiffe in 12.500 Schleusungen neun Meter gehoben oder gesenkt. Im Schnitt sind das rund 43 Schiffe am Tag. Das Schleusungsbecken fasst 50.000 Kubikmeter Wasser, das auf Knopfdruck gespült oder abgelassen wird. Die Arbeitskräfte an der Schleuse sind rund um die Uhr im Einsatz, um auch Schiffe zu nächtlicher Uhrzeit schnellstmöglich passieren lassen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erbauung ab 1922
Das Kachlet, ein mit Felsen und kleinen Inseln übersäter Donauabschnitt vor Passau, behinderte seit jeher den Schiffsverkehr. So entschied man sich, die fast 20 Kilometer lange Gefahrenstrecke zu überstauen. Dazu errichtete die 1921 gegründete Rhein-Main-Donau-AG von 1922 bis 1927, mit insgesamt 3000 Arbeitern, ein Kraftwerk mit Doppelschleuse. Die Baustelle galt als größte Europas, auf ihr gab es sogar eine eigene Währung. Dies war zugleich der erste Schritt zur Schaffung der Großschiffahrtsstraße Main-Donau-Kanal. Im September 1925 fuhren erstmals Schiffe durch die Schleuse. Offizielle Eröffnung war am 1. Oktober 1927. Die letzte Turbine wurde am 28. März 1928 in Betrieb genommen. Nach der Fertigstellung nahmen einige Arbeiter, die am Kraftwerk Kachlet mitgebaut haben, das Angebot der Rhein-Main-Donau-AG an, ein weiteres Kraftwerk zu bauen. Dieses entstand in Schwörstadt am Oberrhein in Südbaden.
Am 9. Mai 1933 landete auf dem Kachletstausee das Riesenflugboot Dornier Do X auf Grund technischer Probleme.
Sanierung ab 2010
Nachdem bereits seit 2007 die Planungen dazu liefen, wird das Kraftwerk zwischen 2010/11 und 2020 für 110 Millionen Euro von Grund auf saniert. Anfangs schätzte man die Kosten, für die Erneuerung der zwei etwa 230 Meter langen und 24 Meter breiten Kammern, auf etwa 20 Millionen Euro, nach genaueren Untersuchungen erhöhten sich die Kosten jedoch enorm auf 86 Millionen Euro. Am 10. Oktober 2011 erfolgte der Spatenstich für die Generalsanierung. In mehreren Abschnitten werden beide Schleusenkammern komplett erneuert, dazu die vier jeweils 100 Tonnen schweren Tore. Der Hauptgrund der Sanierung liegt im Alter der Schleuse. Während der gesamten Maßnahme dokumentiert eine Kamera den Quasi-Neubau der Schleuse. Der Neubau ist wieder auf eine Nutzungsdauer von 80 Jahren ausgelegt.
Während der Sanierung war das Kraftwerk Kachlet die größte Wasserbaustelle Deutschlands.
Zwischen 1999 und 2001 wurden die Turbinen 5 bis 8 gewartet. Seit 2014 werden die Turbinen 1 bis 4 generalüberholt. Diese Wartungsarbeiten sollen im Jahr 2016 beendet sein. Alle 50 Jahre müssen die Turbinen generalüberholt werden, dabei werden die Turbinen auseinander gebaut und neu gewickelt. Die Kosten für dieses Unterfangen liegen bei rund sechs Millionen Euro.
Im März 2015 wurde die Sanierung der Mittelmauer abgeschlossen. Sie wurde abgefräst und neu betoniert. Das Budget für diese Erneuerung von elf Millionen Euro wurde um eine halbe Million unterschritten, womit das Projekt, auch für den Rest der Gesamtsanierung, im April 2015 noch im Budgetplan lag.
Technische Daten
Die bauliche Dreieinigkeit des Kachlet besteht seit jeher aus der Schleuse, die täglich bis zu 30 Schiffe neun Meter hebt oder senkt, dem Wasserkraftwerk, das rund 90.000 Haushalte mit Strom versorgt und sein charakteristisches Aussehen 1,6 Millionen Klinkerziegeln verdankt, und dem Wehr mit seinen sechs Schützen und seiner außergewöhnlichen Stahlkonstruktion.
Die Anlage staut den Wasserspiegel bis zu einer Höhe von 9,2 Meter über Niedrigstwasser auf. Dadurch wird eine Mindestfahrwassertiefe von 2,5 Meter gewährleistet. Das Stauwehr ist 175 Meter lang mit sechs Öffnungen von je 25 Meter Breite und doppelten Tafelschützen von 11,8 Meter Höhe. Beide Schleusenkammern sind 230 Meter lang und 24 Meter breit und können je vier Schleppkähne und ein Zugschiff aufnehmen. Jede Schleusung benötigt 40.000 Kubikmeter Wasser. Der Mittelwasserabfluss beträgt 648 m³/sec, der höchste Wasserdurchlass 5.000 m³/sec.
Der Stauraum vor dem Kraftwerk ist 11 Kilometer lang und mit Dämmen abgesichert. Das Gelände hinter den Dämmen wird von acht Pumpwerken entwässert. Das Krafthaus ist 144 Meter lang, 17 Meter breit und hat eine Höhe von 20,6 m. Die ursprünglichen Propellerturbinen wurden nach etwa 35 Jahren durch Kaplanlaufräder mit drehbaren Flügeln ersetzt. Die Schluckfähigkeit konnte so von 750 m³/sec auf 1070 m³/sec gesteigert werden. Die Ausbauleistung stieg so von 42.000 kW auf 52.000 kW und die Stromerzeugung pro Jahr von 260 Millionen kWh/a auf 327 Millionen kWh/a.
Es versorgt heute mit einer Leistung von 53,7 MW und einer durchschnittlichen Stromerzeugung von 319 Millionen kWh/a die Stadt Passau mit Energie.
Weitere Bilder
Literatur
- Ulrich Pietrusky, Günther Michler, Donatus Moosauer: Niederbayern – im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak Grafenau, 2. Aufl. 1982, ISBN 3-87553-135-3
- Franz Danninger: Schleuse Kachlet wird für 60 Mio. Euro saniert. In: Passauer Neue Presse vom 13. April 2010 (S. 19)
- Jörg Klotzek: Eine neue Heizung fürs Kachlet. In: Passauer Neue Presse vom 10. Mai 2011 (S. 19)
- Jörg Klotzek: 86 Millionen: Kachlet-Umbau wird viel teurer. In: Passauer Neue Presse vom 22. Oktober 2010 (S. 17)
- Jörg Klotzek: Ab 10.10. um 10 Uhr fließen 86 Millionen Euro ins Kachlet. In: Passauer Neue Presse vom 06. August 2011 (S. 17)
- Jörg Klotzek: Das Kachlet-Kraftwerk liefert Strom für eine Großstadt. In: Passauer Neue Presse vom 18. August 2011 (S. 22)
- Jörg Klotzek: Größte Baumaßnahme weit und breit. In: Passauer Neue Presse vom 11. Oktober 2011 (S. 8)
- Jörg Klotzek: Spatenstich für die „Jahrhundert-Baumaßnahme“. In: Passauer Neue Presse vom 11. Oktober 2011 (S. 19)
- Jörg Klotzek: Schleuse wird im Wechsel trockengelegt. In: Passauer Neue Presse vom 12. Juni 2012 (S. 19)
- Jörg Klotzek: Kachlet Schleuse, Grüß Gott! In: Passauer Neue Presse vom 13. August 2012 (S. 25)
- Franz Danninger: Die Kammer des Beckens ist geschlossen. In: Passauer Neue Presse vom 21. März 2013 (S. 19)
- PNP: Damals: Am 28. März 1928 – vor 85 Jahren. In: Passauer Neue Presse vom 28. März 2013 (S. 25)
- Christina Fleischmann: Alle 50 Jahre geht’s rund im Kachlet. In: Passauer Neue Presse vom 4. November 2014 (S. 19)
- Andreas Kerscher: Schleusensanierung im Plan. In: Passauer Neue Presse vom 24. April 2015 (S. 18)
- Dominik Schweighofer: Beeindruckende Ein- und Ausblicke im Kachlet. In: Passauer Neue Presse vom 9. September 2015 (S. 19)
Weitere Berichterstattung der PNP
- Julia Ried: Moderne Technik hält altes Kraftwerk am Laufen. In: Passauer Neue Presse vom 23. April 2014 (S. 21)
Weblinks
Alz: Alzwerke – Carowerk – Schalchen – Tacherting
Donau: Straubing – Passau-Kachlet – Passau-Jochenstein
Ilz: Oberilzmühle – Passau-Hals
Inn: Töging – Neuötting – Perach – Stammham – Simbach – Ering – Egglfing – Neuhaus – Passau-Ingling
Isar: Landshut-Ludwigswehr – Landshut-Gerlmühle – Landshut-Maxwehr – Altheim – Niederaichbach – Gummering – Dingolfing – Gottfrieding – Landau – Ettling – Pielweichs
Schwarzer Regen: Regen – Höllenstein
Sonstige: Bodenmais – Saußmühle – Ruselkraftwerke