Kreuz am Staffelberg

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Das „Kreuz am Staffelberg“ erinnert an den unbekannten Soldaten. (Foto: Donaubauer)
Blick auf den Staffelberg. (Foto: Donaubauer)

Das Kreuz am Staffelberg ist ein Gedenkkreuz auf dem Gipfel des Staffelbergs bei Hauzenberg. Es erinnert an den Tod eines jungen Soldaten erinnern, der dort gegen Ende des Zweiten Weltkriegs am 1. Mai 1945 umgebracht worden ist. Das grauenvolle Ereignis hat sich im Weiler Guppenberg am oberen Hang des Staffelbergs zugetragen. Gedenktag ist am 16. November, am Volkstrauertag.

Hintergrund

Ablauf der Ermordung

In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai 1945 brachen morgens gegen halb fünf zwölf junge Männer beim „Hirschreiter“ ein. Sie waren hungrig und nahmen alles mit, was sie an Lebensmitteln erwischen konnten. Bei den Einbrechern handelte es sich um eine Gruppe „Werwölfe“. Sie können es nicht glauben, dass der Krieg verloren ist, und wollen in ihrer fanatischen Vorstellung die anrückenden amerikanischen Truppen aufhalten.

Einer von ihnen erkannte die aussichtlose Situation, wollte den Wahnsinn nicht mehr mitmachen und lief von seinen Kameraden weg. Zuflucht suchte er im nahen „Hofacker-Haus“, wo die erst knapp zehn Jahre alte Angela Schlabschi mit ihren Eltern lebte. Ihre vier Brüder waren zu dem Zeitpunkt noch nicht vom Krieg heimgekehrt. Weil es in der Nacht noch einmal geschneit hatte, war der Flüchtende wegen der Fußspuren schnell gefunden.

Die Gruppe der Werwölfe mit einem etwa 20-jährigen fanatischen Anführer stürmte in die Wohnstube und schlug fürchterlich auf den hilflosen Burschen ein. Dieses Martyrium mussten Angela und ihre Eltern in eine Ecke gedrängt mit ansehen. Schließlich lag der Bursche mit heruntergerissenen Kleidern am Boden, die Gruppe zerrte den hilflosen jungen Mann vor das Haus und schlug dort weiterhin auf ihn ein. Vermutlich war er schon bewusstlos, als ihn seine Peiniger in den Wald Richtung Staffelberg schleppten, kurz darauf hörte man in der Stube einen Schuss, mit dem der junge Soldat getötet wurde. Die Werwölfe verscharrten die Leiche notdürftig im Wald.

Nach der Tat

Später entdeckte der Vater von Angela Schlabschi frei liegende Körperteile und begräbt das Opfer unter einer großen Buche am Berghang – allerdings nicht die Stelle an dem Gipfelkreuz.

Drei Tage nach dem schrecklichen Ereignis kamen amerikanische Soldaten ins Haus und wollten den Vater wegen der vermuteten Unterbringung von Widerständlern mitnehmen und erschießen. Ein französischer Kriegsgefangener im Nachbarhaus hatte genügend Sprachkenntnisse, um die Geschehnisse darzustellen und damit den Vater zu entlasten. Die Amerikaner haben dann die ganze Gegend durchkämmt und nach flüchtenden Landsern und Werwölfen gesucht, die sich zahlreich in den Wäldern versteckt hatten.

Identität des Toten

Auf einem Schild am Kreuz stand der Name „Guido Heusinger“. Nach intensiven Ermittlungen weiß man jedoch, dass der Tote unbekannt ist. Der Vater von Guido Heusinger hatte von der Tragödie am Staffelberg in der Zeitung gelesen und vermutet, dass es sich um seinen Sohn handeln könnte. Allerdings gab es dafür keine eindeutigen Beweise, sondern nur unterschiedliche und widersprüchliche Darstellungen aus der Bürgerschaft.

Der vermutete Bruder des Toten, Dr. Reinhold Heusinger aus dem fränkischen Stadtlauringen, und Konrektor Hans Simmerl haben unabhängig voneinander Nachforschungen aufgestellt. Seit dem Jahr 2005 liegen die Dokumente vom Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes und der Dienststelle für die Benachrichtigung der Angehörigen von Gefallenen in Berlin vor. Von beiden Stellen und von einem ehemaligen Kriegskameraden wird bestätigt, dass Guido Heusinger am 15. November 1945 in russischer Kriegsgefangenschaft im Gebiet Saporoshje gestorben ist.

Der Tote vom Staffelberg wurde 1953 in den Friedhof Hauzenberg und später in den Soldatenfriedhof Hofkirchen bei Vilshofen an der Donau umgebettet.

Inschrift

An dem schlichten Holzkreuz ist ein Schild angebracht mit der Aufschrift:

„Die Erinnerung ist eine Pflicht gegenüber den Toten. Unbekannter deutscher Soldat † 1. Mai 1945“

Literatur