Kriegsende in Regen

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der östliche Teil der zerstöreten Ostmarkbrücke. die von den deutschen Soldaten gesprengt worden war, um die anrückenden US-Truppen aufzuhalten. (Foto: Archiv Vogl)

Das Kriegsende war kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Stadt Regen mit Kämpfen verbunden.

Vorgeschichte

Im April 1945 näherten sich die amerikanischen Truppen aus Oberfranken kommend auf der Ostmarkstraße von Nordwesten her dem Bayerischen Wald, wobei sie auf keinen Widerstand trafen. Auch die kampflose Übergabe der Stadt Regen wurde erwartet.

Der 23. April 1945

Am 23. April 1945 fand in Zwiesel eine Beratung statt, an der mehrere Ortsgruppenleiter, der Kreisleiter, der Major der Kreiswehrstelle und mehrere Bürgermeister der Umgebung teilnahmen. Sie fällten den Beschluss, dass Regen nicht verteidigt werde.

Ebenfalls am 23. April 1945 traf jedoch ein Pionierkommando ein, das den Auftrag hatte, die Brücken im Westen der Stadt zu sprengen, um so die Besetzung Regens aufzuhalten. Zugleich kamen unter Führung des Ritterkreuzträgers Oberst Bingen an die 200 Soldaten, überwiegend Offiziersanwärter, in die Stadt, um Regen zu verteidigen. Die Straße nach Böhmen, heute Bundesstraße 11, die sich hier mit der Ostmarkstraße kreuzte, war eine wichtige Rückzugsstraße, die freigehalten werden sollte. Auf dieser Straße zog durch Regen ein zunehmender Strom von Menschen, die außer ein paar Habseligkeiten alles hatten zurück lassen müssen.

Der 24. April 1945

Die SS befahl schließlich die Verteidigung der Stadt. Gegen 10.45 Uhr detonierten die Sprengladungen der Ostmarkbrücke, bei denen die beiden mittleren Bögen einstürzten. Bald darauf folgte die kleine Brücke über die Schlossauer Ohe bei der Raithmühle.

Die amerikanischen Truppen mit zahlreichen Panzern und Fahrzeugen standen in Erwartung der Übergabe von Regen auf der Höhe von March. Hier erfuhren sie durch ihre Luftaufklärung, dass die Deutschen soeben die Brücke gesprengt hatten. Der Vormarsch wurde nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt. Die Luftaufklärung hatte eine Umgehung gefunden, die über Triefenried, Schwaighof und Oberneumais zur heutigen Staatsstraße 2135 und damit wieder nach Regen führte. Als die Panzer aus Richtung Frauenmühle kamen, detonierte gerade eine Sprengladung an der Ohebrücke der Bahnstrecke Landshut-Bayerisch Eisenstein neben der Straße. Doch der Pfeiler dieser Brücke hielt stand.

Die am Schochert und am Weinberg postierten deutschen Soldaten eröffneten nun das Feuer. Der Führungspanzer wurde vom Geschoss einer Panzerfaust getroffen und ging in Flammen auf. Zwei Soldaten der Panzerbesatzung kamen dabei ums Leben. Die Amerikaner erwiderten den Beschuss mit Panzergranaten, MG-Feuer und wenig später auch mit Brandbomben der angeforderten Luftunterstützung. Der Beschuss wurde im Stadtgebiet vor allem aus exponiert stehenden Gebäuden heraus fortgesetzt, so dass es zu schweren Straßenkämpfen kam.

Als gegen 14 Uhr die Panzer von einem vermutlich oben auf dem Weinberg stationierten deutschen MG beschossen wurden, feuerte ein Panzer eine Granate auf eine gut einsehbare Gruppe von 17 Anwohnern aus der Deggendorfer Straße, die sich auf einem Felsen am Abhang des Weinbergs aufhielten. Die Granate schlug mitten in die Gruppe ein und tötete acht Menschen. Fünf weitere wurden zum Teil schwer verletzt, eine Frau erlag ihren Verletzungen ein Vierteljahr später. Josef Oswald verlor seine Eltern und die beiden kleinen Schwestern, Erwin Wiesmüller den kleinen Bruder, seine Eltern waren schwer verletzt.

Vier Stunden dauerten die Kämpfe zwischen den deutschen und amerikanischen Truppen. Erst am späten Nachmittag wurden die Kampfhandlungen eingestellt, als sich die deutschen Truppen in die umliegenden Wälder zurückzogen. Am Landratsamt und an fast allen Regener Gebäuden wurden die weißen Fahnen gehisst. Gegen 16 Uhr notierten die amerikanischen Truppen, dass die Lage geklärt sei. Auf deutscher Seite kamen 50 Menschen ums Leben, darunter 17 Zivilpersonen. Die Zahl der getöteten amerikanischen Soldaten ist nicht bekannt. 36 Häuser wurden beschädigt oder zerstört.

Die übrigen amerikanischen Fahrzeuge erreichten Regen, als die Ohebrücke wieder behelfsmäßig passierbar gemacht wurde. Die Stadt war damit sowohl über die Ostmarkstraße als auch die Deggendorfer Straße erreichbar. Als die aus der Stadt geflohenen Menschen wieder zurück kamen, boten sich ihnen Bilder der Zerstörung und der vielen Toten, die erst nach und nach auf Handkarren in das Leichenhaus gebracht werden konnten.

Am 30. April 1945 erlebte Regen einen neuen Schrecken, als über der Stadt eine deutsche JU 88 mit vier Besatzungsmitgliedern abgeschossen wurde.

Nachkriegszeit

Das Kriegsende am 7. Mai 1945 löste zwar Erleichterung aus, doch die Probleme nahmen täglich zu, denn es traf eine wachsende Zahl von Heimatvertriebenen ein, die vor allem aus dem Sudetenland kamen. In der Stadt herrschte Mangel an allem, was zum Leben gehörte. Wohnraum, Nahrungsmittel und Brennstoff mussten für immer mehr Menschen reichen, doch die Regener Bevölkerung zeigte Solidarität mit den Flüchtlingen.

Siehe auch

Weblinks

Literatur