Kulturmodell Bräugasse

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Eingang
Die Ausstellung

Das Kulturmodell Bräugasse wurde 1991 ins Leben gerufen. Es ist eine Einrichtung der Stadt Passau[1], betrieben in Künstlerselbstverwaltung in Zusammenarbeit mit der von der Stadt bereitgestellten Leiterin. Die Abkürzung KuMo ist gebräuchlich.

In den Räumen finden Kunstausstellungen, Tanz, Lesungen, Performances und musikalische Veranstaltungen statt. Die Stadt Passau nutzt die Räume für die Pflege ihrer Städtepartnerschaften.

Beschreibung

Das Kulturmodell ist im Gebäude einer ehemaligen Brauerei untergebracht, die danach als Bonbonfabrik, Schülerheim und Möbellager gedient hatte. Für die aktuelle kulturelle Nutzung stehen zur Verfügung:

  • ein großer zweigeteilter Ausstellungsraum (zirka 270 qm, der Hauptraum mit böhmischen Gewölben; seit der Sanierung 2014/15 ist der Boden um einige Stufen abgesenkt und der Raum hat mehr lichte Höhe), der in Absprache mit den Ausstellenden auch für kleinere Literatur-, Musik-, Tanz- und Theaterveranstaltungen dient
  • Übungsräume für kleinere Gruppen (Tanz, Theater)
  • Werkstatträume für bildende Künstler: Radier-Werkstatt mit 2 Druckmaschinen für Tiefdrucktechniken (Walzenbreiten 40 und 80 cm) und Lithographie-Werkstatt mit Steindruckpresse (65/100 cm)
  • Computerwerkstatt mit Scanner, S/W-Laserdrucker und Tintenstrahl-Farbdrucker
  • 2 Ateliers kombiniert mit Wohnungsmöglichkeiten (gemeinsame Küche und Dusche)

Hubert Huber: „eines der wichtigsten dinge ist, dass hier künstler aus der ganzen welt wohnen, arbeiten und präsentieren können, und das weitgehend selbstverwaltet.“ (24. April 2022)

Geschichte

Im Kulturamt der Stadt Passau wurde seit 1986 systematisch der Bestand an Räumen für kulturelle Zwecke erfasst, Mängel wurden festgestellt: ein festes Haus für die Europabücherei, überfällige Sanierung des Theaters im Fürstbischöfllichen Opernhaus, Raumnot des Stadtarchivs, Probenräume für junge Musiker, Chöre und Laienspiel usw. – und Werkstätten und Ausstellungsräume für regionale und örtliche Künstler und internationale Gastkünstler.

Unter der Regie des städtischen Kulturreferenten Dr. Max Brunner, unterstützt von Kulturamtsleiter Reinhard Wachveitl und Rita Loher-Bronold, beraten vom BBK Niederbayern unter dem Vorsitz von Hubert Huber, wurde die Gelegenheit ergriffen, das von der Stadt neu erworbene sanierungsbedürftige Haus Bräugasse 9 zu einem Ort für vielfältige kulturelle Aktivitäten auszubauen. Nach dem Beispiel anderer Orte mit Gebäuden („Künstlerhaus“) für „artists in residence“ wurden Werkstätten/Ateliers mit Übernachtungsmöglichkeit realisiert.

Kulturreferent Dr. Max Brunner, 2001 (Rede zur Feuer des 10jährigen Bestehens): „Ein Grobkonzept wurde entworfen: Künstlerselbstverwaltung, Künstlerwerkstätten, Übernachtungsmöglichkeiten für den Künstleraustausch, Probebühne, Proberäume, Ausstellung und Veranstaltungsraum, vor allem aber: Freiraum für Kreativität; Dinge ausprobieren; keine Angst vor Pannen haben; alles mit geringstmöglichen finanziellen und personellen Mitteln vorbereiten und später betreiben; offen sein für Kritik, für Anregungen, für Veränderungen. Die meisten Künstler nahmen dieses Konzept positiv auf. (…) Ausschlaggebend aber war die Entscheidung der Politik, des Stadtrates. Nach schier endloser Diskussion im Kulturausschuß überwiegend Zustimmung: Vorab für maximal fünf Jahre steht das Gebäude Bräugasse 9 als ‚Künstlerhaus‘ zur Verfügung. Auch die nötigen Umbau- und Betriebsmittel wurden später bereitgestellt. Dies alles allerdings nur unter der Prämisse: Versuch – Modell.“[2]

Oberbürgermeister Willi Schmöller anlässlich der 5-Jahre-Feier des Kulturmodells 1996: „Die Entstehung dieses Hauses ist bekanntermaßen sehr eng mit den Aktivitäten des Berufsverbandes Bildender Künstler, namentlich mit der Person des Vorsitzenden, Herrn Hubert Huber, verknüpft. Herr Huber hat mit der schon vor Jahren herangetragenen Idee, in Passau ein Künstlerhaus für Niederbayern zu schaffen, wesentlich dazu beigetragen, daß diese kulturelle Einrichtung durch die Stadt hier verwirklicht werden konnte.“[3]

1994 wurde eine Lithographie- und Radierwerkstätte (Initiative Hubert Huber, technische Beratung Mario Schosser) eingerichtet, gefördert vom Bayerischen Kultusministerium mit DM 100.000. Werkstätte und Geräte können von Künstlern gemietet werden.

Einige Jahre war eine Artothek im Kulturmodell untergebracht.

Ab November 1998 konnte der Ausstellungs- und Veranstaltungsraum des Kulturmodells wegen Einsturzgefahr der Kellerdecke nicht mehr genutzt werden. Die Sanierung des Hauses war einige Zeit politisch umstritten. 2001 konnte das 10jährige Jubiläum wieder im Haus gefeiert werden. 2002 und 2013 war das Kulturmodell vom Hochwasser betroffen. Nach dem Hochwasser 2013 war die Druckwerkstatt nach Kohlbruck ausgelagert, sie kehrte 2017 nach der Sanierung des Hauses in die Bräugasse zurück.

Die Jahre (zirka) 2000 bis 2008 waren in Passau geprägt durch neoliberale Grundhaltung: Passau Event GmbH, Passauer Neue Mitte und Stadtgalerie Passau. Im Zuge von Sparmaßnahmen der Stadt Passau war auch eine stille Schließung des Kulturmodells im Gespräch. Unter Verweis auf die umfangreichen ehrenamtlichen Leistungen beim Aufbau und dem Betrieb des Kulturmodells und die Erinnerung an die Bindefristen der Förderungen durch das Land Bayern wurde dies abgewendet.

Das Kulturmodell ist nach Jahrzehnten des erfolgreichen Bestandes – und einigen „Durststrecken“ – ein allgemein anerkanntes Element der kulturellen Institutionen und des Kulturlebens Passaus.

Viele Jahre hat Dr. Uta Lechner das Haus geleitet, 2022 hat die Stadt Passau Katharina Kasipovic-Rauecker M.A. zur Leiterin bestellt.

Künstlerinnen und Künstler

Zu den Künstlern, die in der Druckwerkstatt des Kulturmodells mehrfach gearbeitet und dort wesentliche Werke geschaffen haben, zählen Renate Balda, Waltraud Danzig, Hubert Huber und Jürgen Reipka. Reipka hat dort 1994 bis 1998 Monotypien von der Stahlplatte gefertigt, die er unter dem Namen Passauer Monotypien publiziert hat.

Ausgestellt haben u.a. Helga Mader (1993), Enrique Velasco (1995), Verena Schönhofer (2004), Nina Seidel-Herrmann (2007), Erich Gruber (2012), Alfred Seidel (2012), Michael Lauss (2012), Christine Rieck-Sonntag (2019) und Manfred Heller (2021). In Gruppen zeigten u.a. Künstlerinnen und Künstler aus Cagnes-sur-Mer, Budweis (České Budějovice) und Malaga ihre Werke.

2011 feierte das Kulturmodell Bräugasse mit der Ausstellung Arbeiten aus der Druckwerkstatt der letzten 20 Jahre sein 20-jähriges Jubiläum.

Kontakt

<map24 strasse="Bräugasse 9" plz="94032" ort="Passau">Kulturmodell Bräugasse bei Map24</map24> <googleAddr strasse="Bräugasse 9" plz="94032" ort="Passau">Kulturmodell Bräugasse bei Google Maps</googleAddr> Kulturmodell Bräugasse
Bräugasse 9
94032 Passau

Telefon: 0851/36311
Fax: 0851/35664

E-Mail: kulturmodell@passau.de
Internet: www.kulturmodell.de

Literatur

  • Künstlerselbstverwaltung im Kulturmodell, in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt Passau (Red.: Hubert Huber et al.): Kulturmodell Bräugasse. Ateliers, Proberaum, Wohnräume, Werkstätten, Ausstellungs- und Veranstaltungsraum, Künstlerselbstverwaltung …eine Einrichtung der Stadt Passau (= 10 Jahre Kulturmodell Passau). Passau 2001
  • Gabriele Blachnik: 20 Jahre Kulturmodell: Gelassenheit nach stürmischem Beginn In: Passauer Neue Presse vom 11. Juli 2011 (S. 23)

Anmerkungen

  1. Beschreibung auf der Website der Stadt Passau [1], 5. Mai 2022: „Ausstellungsgewölbe, Druckwerkstatt, Begegnungsstätte: Mit dem Kulturmodell Bräugasse betreibt die Stadt Passau einen vielseitigen Kunst-Treffpunkt.
    In dem ehemals historischen Brauereigebäude in der Bräugasse 9 gibt es seit 1991 auf insgesamt 1.100 qm Ausstellungs- und Veranstaltungsräume, eine komplett ausgestattete Litho- und Radierwerkstatt, Ateliers für bildende Künstler, einen Proberaum für Tanz und Theater sowie Übernachtungsmöglichkeiten für Künstler aus aller Welt. Nach einer umfassenden Renovierung nach dem Hochwasser 2013 steht das Kulturmodell seit Februar 2017 wieder allen Künstlern und Kunstinteressierten zur Verfügung.
    Mit dem Kulturmodell Bräugasse hat die Stadt Passau einen Raum für Kunst- und Künstlerförderung und eine Begegnungsstätte für Künstler aus den verschiedensten Ländern geschaffen, die weit über die Grenzen Passaus hinaus Kunstinteressierte anzieht.“
  2. S.o.: Kulturmodell Bräugasse. Passau 2001, S. 11
  3. S.o.: Kulturmodell Bräugasse. Passau 2001, S. 6