Kulturverein Deggendorf e.V.

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Logo des Kulturvereins Deggendorf e.V.

Der Kulturverein Deggendorf e.V. wurde am 7. November 1948 von einer kleinen Schar Musik- und Theaterbegeisterter gegründet und prägt wie kaum ein anderer Verein das kulturelle Leben Deggendorfs. Insgesamt brachte es der Kulturverein bis 2008 auf rund 720 Veranstaltungen, die von knapp 300 000 Menschen besucht wurden.

Geschichte

Die Anfänge reichen bis in die Nachkriegszeit ins Frühjahr 1946 zurück, als etwa gleichzeitig zwei Musikbegeisterte in Deggendorf damit begannen, in bescheidenem Rahmen „Kleinkonzerte“ zu veranstalten. Der eine war der Musikerzieher an der Oberschule, Alfred Nothas, der andere war der Berliner Konzertsänger und Stimmbildner Heinz Krause, den es am Ende des Krieges nach Deggendorf verschlagen hatte. Er lud seit Frühjahr 1946 zu Hauskonzerten in das „Haus Geyersberg“ ein.

Nach mehreren solchen Konzerten und einem wachsenden Kreis von Musik- und Literaturfreunden entstand die Idee des Kulturvereins. Ziel war es, allen Kulturinteressierten jährlich eine Reihe von ausgesuchten Veranstaltungen zu billigen Eintrittspreisen zu bieten. Nachdem der Verein nach einigen Schwierigkeiten endlich gegründet werden konnte, beschränkte man die Mitgliedschaft auf Vorstand und Beiräte, also auf zehn Personen. Diese Struktur hat sich bis heute erhalten.

Die Vereinsstrukturen

Man trat dem Kulturverein als Abonnent bei, der für ein Jahr im Voraus die Veranstaltungen bezahlt, aber keine Aufnahmegebühren oder Mitgliedsbeiträge entrichten muss. Den Vereinsvorsitz übernahm Oberstudiendirektor Andreas Maderer, die Geschäftsführung Heinz Krause, die künstlerische Leitung teilte sich Heinz Krause mit Alfred Nothas. In einer Feierstunde am 7. November 1948 im Lichtspielhaus „Bayerischer Hof“ wurde der Kulturverein Deggendorf e. V. mit festlichen Klängen des Deggendorfer Kammerorchesters unter der Stabführung von Fritz Goller ins Leben gerufen. Die große Mehrheit nahm die erste Veranstaltung des Kulturvereins am 19. November 1948, die Aufführung des Schauspiels "Des Teufels General" von Carl Zuckmayer, begeistert auf.

Hochkarätige Veranstaltungen

Bereits im ersten Jahr konnte der Kulturverein hochkarätige Konzerte anbieten, z. B. mit Kammersängerin Cäcilie Reich aus München. Das Münchner Staatstheater kam durch ein Gastspiel nach Deggendorf und wurde im Rathaus empfangen. Dort sprach sich Dr. Dieß, Generaldirektor der Bayerischen Staatstheater, für enge Beziehungen zur Provinz aus. Deggendorf übernahm damit eine Vorreiterrolle in Niederbayern und konnte Straubing, Landshut und Passau ebenfalls den Auftritt der Münchner vermitteln. Als die Münchner mit dem Residenztheater wieder eine feste Spielstätte mit größerer Bühne hatten und Gastspiele auswärts wegen der Bühnenverhältnisse im Kolpinghaus nicht mehr möglich waren, fand sich eine neue Lösung. Der Münchner Schauspieler Heini Göbel stellte auf einen Deggendorfer Vorschlag hin aus spielfreien Kräften ein Ensemble zusammen, das in die Provinz und damit auch nach Deggendorf fuhr. Später war das durch Entscheidungen der Intendanz und des Betriebsrats des Staatsschauspiels nicht mehr möglich.

Förderung einheimischer Musikschaffender

Eine wichtige Seite des Wirkens des Kulturvereins war von Anfang an die Förderung einheimischer Musikschaffender. Dafür besaß der Verein durch seine Gründungsmitglieder Heinz Krause, Fritz Goller und Alfred Nothas günstigste Voraussetzungen. Es war für den Kulturverein nie ein Widerspruch, nach hoher Qualität seiner Musikabende zu streben und dabei gleichzeitig alle Möglichkeiten zu nutzen, sich auf örtliche Kräfte zu stützen.

Der Kulturverein betrachtet es seit seiner Gründung als seine ureigenste Aufgabe, Werke einheimischer Komponisten zur Aufführung zu bringen und jungen Nachwuchskünstlern sowie Chören aus Deggendorf und Umgebung Auftrittsmöglichkeiten zu bieten, wenn die Qualität stimmt.

Viele aus Deggendorf stammende Musiktalente, die zu bekannten Solisten und Hochschullehrern an Musikhochschulen geworden sind, hatten ihre ersten Auftritte im Rahmen des Kulturvereins. Zu ihnen gehören z. B. Walter Nothas, Lilo Kraus oder Augustin Wiedemann.

Der Kulturverein setzte sich auch ganz entschieden für die Förderung des Chorgesangs ein.

Vorstand

Im ehrenamtlich arbeitenden Führungsgremium des Kulturvereins gab es eine große Kontinuität. Der erste Vorsitzende Andreas Maderer war über zehn Jahre im Amt, sein Nachfolger Walter Wiesmeier und dessen Nachfolgerin Ingeborg Schreiber jeweils 20 Jahre. Mit Dieter Steiner amtiert seit 1999 erst der vierte Vorsitzende in 60 Jahren Vereinsgeschichte. Ähnlich verhält es sich mit den 2. Vorsitzenden. Seit 2006 übt Josef Müller das Amt des 2. Vorsitzenden aus.

Sehr groß ist auch die Kontinuität bei den Geschäftsführern, die als einzige aus dem Vorstand eine geringe Vergütung für ihre Tätigkeit erhalten.

Günter Zeiselmeier ist gegenwärtig dienstältestes Mitglied des Vorstands (Stand 2008). Seit fast dreieinhalb Jahrzehnten ist er für den musikalischen und damit umfangreichsten Teil des Programms verantwortlich.

Veranstaltungen und Abonnenten

Ein völlig neues Publikum erschloss sich der Kulturverein mit den auf Initiative von Ingeborg Schreiber eingeführten Theateraufführungen für Schüler der Realschulen und Gymnasien in englischer und französischer Sprache. Hunderte Schüler nicht nur aus Stadt und Landkreis Deggendorf, sondern auch vieler anderer Schulen aus ganz Niederbayern nutzen bis heute dieses in der Region einmalige Angebot. Eine schöne Tradition wurden die seit 1986 veranstalteten Konzerte von Jugendorchestern.

Das wichtigste Kapital des Kulturvereins waren immer seine Abonnenten. Sie bildeten die zuverlässige finanzielle Basis. Von gut 500 Abonnenten zum Gründungszeitpunkt 1948 sank die Zahl auf 300 im Jahre 1958, in den siebziger Jahren sogar auf 200. Mit wachsendem Wohlstand wurde die Bevölkerung beweglicher. Viele Kulturinteressierte verfügten zunehmend über ein eigenes Auto, mit dem man nach Regensburg, Passau, Landshut oder gar München zu Kulturveranstaltungen fahren konnte.

Aufführungsorte

Probleme bereiteten auch die räumlichen Verhältnisse im Kolpinghaus, die trotz mehrfacher Umbauten und Modernisierung des großen Saals immer weniger den wachsenden Ansprüchen der Konzert- oder Theaterbesucher entsprachen. Während der Bauarbeiten musste der Kulturverein immer wieder in andere Säle ausweichen. Dieses Hin und Her führte bis 1979 zu einem weiteren Rückgang der Abonnentenzahlen auf zeitweilig 150.

Bei der ersten Veranstaltung des Kulturvereins in der neu erbauten Stadthalle im Januar 1985 – es wurde das Musical „My Fair Lady“ gegeben – begrüßte die Vereinsvorsitzende Ingeborg Schreiber neben den treuen 200 Altabonnenten 330 neue Abonnenten. In den letzten Jahren ist die Abonnentenzahl des Kulturvereins wieder rückläufig.

Literatur

Weblinks