Kunst-Rodelbahn Passau

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Eine alte Skizze der Kunst-Rodelbahn Passau.

Die Kunst-Rodelbahn Passau war eine 800 Meter lange Naturrodelbahn in Passau-Hacklberg.

Geschichte

Mitte der 1960er beschloss Horst Otto, ein heute 83-jähriger Rentner, für seine Leidenschaft Rennrodeln nicht immer nach Schärding oder gar in die Alpengebiete zu fahren. Kurzum ging er – unter anderem gemeinsam mit Johann Schachtner und den bereits verstorbenen Georg Weber – seine kühne Idee an, in der Donaustadt eine professionelle Rennrodelbahn zu errichten. 6.800 Arbeitsstunden investierten die Passauer Rodeler, ganze 42.000 Mark an Spenden und Zuschüssen trug der Schlittensportverein zusammen. Es gelang, die politischen Entscheidungsträger um den damaligen Hacklberger Bürgermeister zu überzeugen und den amtierenden Rodel-Europameister und späteren Bundestrainer Sepp Lenz als Berater zu gewinnen.

Am 21. Januar 1967 wurde die Bahn offiziell eingeweiht. An der Stephanstraße, wo heute ein Supermarkt steht, katapultierten sich die waghalsigen Sportler aus einem Turm heraus in die eisige Rinne, die sich durch ein Dutzend Kurven ins Tal schlängelte. Bis zu 100 Stundenkilometer erreichten die Schlitten. Das Ziel war beim Neumüllerbach nach einer 180-Grad-Haarnadelkurve.

In jenen Zeiten war ein Winter noch ein Winter, weshalb die Vereinsmitglieder spätestens im Dezember begannen, Eis aus der gefrorenen Donau oder den eigens angelegten Weihern zu sägen und per Lastwagen zu den Steilkurven zu transportieren. Dort verbaute der Schlittensportverein die Eisblöcke mit Schneematsch zu meterhohen Wänden. In den Kurven sorgten massive Beton- und Granitbausteine für Grundstabilität.

Die Mühen lohnten sich. Schnell etablierten sich Passauer Jung-Rodler in der bayerischen Spitze. Horst Otto nennt einige Namen von damals: Reinhard Baier, Hans-Jörg Hatzesberger, Otto Ostrowski, Kurt und Heinz Krenn, Reinhard Braumandl oder Hannelore Neudorfer fallen ihm noch ein. Doch herausragend waren seine beiden Töchter Ulrike und Gisela sowie die noch jüngere Monika Scheftschik.

Die Hacklberger Rodelbahn war in der Folge gut eineinhalb Jahrzehnte in Betrieb. Mit Hilfe der 800-Meter-Strecke gelang es Horst Otto, dem engagierten Sportwart des Schlittensportvereins, zahlreiche Meisterschaften mit Spitzenrodlern nach Passau zu holen. Ebenfalls durfte er als Betreuer mit nach Sapporo reisen und so gehört auch er zu jenen Passauern, die der Hacklberger Eiskanal zu Olympiateilnehmern machte.

Heute erinnern nur noch ein paar Steinwände im Wald bei der Plantage an den Eiskanal. 1980 wurde die Bahn aufgelassen und auch der Verein aufgelöst. Schuld dafür ist unter anderem der Klimawandel. Die kurze Zeit, in der es mehrere Monate hintereinander eiskalt ist, lohnt den aufwändigen Aufbau nicht mehr. „Wir hätten eine Klimaanlage kaufen müssen wie bei den Kunsteisbahnen“, sagt Horst Otto. Das hätte den kleinen Passauer Verein überfordert.

Literatur