Lamplbruderschaft

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Die Passauer Gedenktafel für Magnus Lampl, den Begründer der Lamplbruderschaft.
Der ehemalige Bruderschaftsmeister Michael Geins mit dem Bartuchsiegel der Bruderschaft. (Foto: Eckelt)
Bahrtuchschild, Siegelstöcke und Zechbücher der Lamplbruderschaft im Oberhausmuseum.

Die Lamplbruderschaft (eigentlich: Unserer Lieben Frau Bruderschaft der Schiffleut und Salzfertiger, teils auch Liebfrauen Schiffleut und Salzfertiger-Bruderschaft) ist die älteste noch bestehende deutsche Bürgervereinigung. Sie kann auf eine über 700-jährige Tradition zurückblicken und trifft sich regelmäßig in der Heilig-Geist-Stiftschenke (Heiliggeistgasse 4).

Geschichte

Die Lamplbruderschaft geht zurück auf die Bruderschaft der Passauer Schiffsleute und Salzfertiger. Als Erinnerung an Magnus Lampl, der am 3. Juli 1604 für diese Bruderschaft einen Jahrtag bei St. Paul stiftete und bei den regelmäßig fälligen Rechnungsvorlegungen stets einen Umtrunk spendierte (aus dem sich das „Fröhliche Mahl“ der Bruderschaft entwickelt hat), entstand später der Name „Lamplbruderschaft“. Die Mitglieder werden demnach „Lamplbrüder“ genannt. Die Lamplbruderschaft war also ehemals eine Berufsorganisation und hat sich erst ab dem 18. Jahrhundert, spätestens aber seit dem 19. Jahrhundert zu einer Bürgervereinigung gewandelt.

Als Folge der Säkularisation im Jahr 1803 wurde die Bruderschaft ihrer Mittel beraubt und konnte erst 1819 von Schiffsmeister Georg Wenzl wieder ins Leben gerufen werden. Nach der Zwangspause während des Zweiten Weltkriegs wurde sie 1955 von Carl Sittler reaktiviert. Am 22. April 1978 feierte man das 700-jährige Bestehen der Bruderschaft.

Die Lamplbruderschaft ist bis heute eine exklusive Vereinigung, denn Lamplbruder wird man nicht durch einen einfachen Mitgliedsantrag. Die Mitgliedschaft wird vielmehr denjenigen verliehen, den die Bruderschaft als geeignet erachtet: Die Aufnahme erfolgt auf Vorschlag eines Fürsprechers aus den Reihen der Bruderschaft. Dazu sollte man sich in besonderer Weise für die Gesellschaft verdient gemacht haben. Das sind überwiegend Honoratioren der Stadt, Kaufleute, Bürgermeister, pensionierte Lehrer, Ärzte und Handwerker. Derzeit gibt es 140 Lamplbrüder; die Zahl sollte immer durch sieben teilbar sein, so hat es Magnus Lampl im Jahr 1604 festgelegt. Jeden zweiten Dienstag im Monat treffen sie sich zur Mitgliederversammlung in der Heilig-Geist-Stiftschenke. Und jeder verstorbene Lamplbruder bekommt einen Abdruck des Bartuchsiegels der Bruderschaft mit ins Grab.

Die Hauptaufgabe der Bruderschaft ist seit es altersher, arme Bürger der Stadt zu unterstützen – solche, die nicht laut nach Hilfe schreien, sondern sich für ihre Mittellosigkeit schämen und verkriechen. Im Jahr 2012 war es die bisherige Rekordsumme von über 32.000 Euro, die die Armenbetreuer des Vereins zu bedürftigen Bürgern brachten. Das Geld stammte vorrangig aus Mitgliederbeiträgen. Die Namen und Adressen der Bedürftigen bekommt der Verein von den Pfarreien und vom Sozialamt. Ihre Spenden verteilt die Bruderschaft traditionell in der Vorweihnachtszeit. Im November 2013 hat der Bayerische Rundfunk eine Reportage über die Lamplbrüder gedreht.

Aktueller Vorsitzender der Lampbruderschaft („Bruderschaftsmeister“) ist Dr. Ludwig Bauer, sein Stellvertreter ist Prof. Dr. Egon Johannes Greipl. Frühere Vorsitzende waren etwa Michael Geins, Klaus Burke, Thomas Keim, Josef Pfaffinger und Ottmar Schneider. Im Jahr 2015 wurde die Brudermeister-Kette aus Silber neu geschaffen. Die Bruderschaft nahm damit eine mittelalterliche Tradition wieder auf.

Fröhliches Mahl

Das sogenannte „Fröhliche Mahl“ der Lamplbruderschaft wird laut Satzung alle sieben Jahre abgehalten – es wird daher auch Sieben-Jahr-Feier genannt. Es ist aus dem historischen Umtrunk hervorgegangen, den Magnus Lampl erstmals spendierte.

Vom Mahl am 12. Februar 1901, das im kleinen königlichen Redoutensaal stattfand, ist bis heute die Speise- und Getränkekarte erhalten. Laut dieser bestand das festliche Menü aus elf Gängen, zu den vier verschiedene Weine und drei Sorten Sekt gereicht wurden. Bis heute wurde das Fröhliche Mahl nicht mehr in solcher Üppigkeit gefeiert.

Das letzte „Fröhliche Mahl“ fand am 5. Mai 2013 im Rathaussaal statt. Zu diesem Anlass wurde auch eine umfangreiche Dokumentation über die Bruderschaft herausgegeben.

Galerie

Bekannte Lamplbrüder

Siehe: Liste bekannter Lamplbrüder

Literatur

Weiterführende Publikationen

  • Gertraud Eichhorn: Die Passauer Bruderschaft Unser Lieben Frauen der Salzfertiger und Schiffleutzech (Lampl-Bruderschaft). Ein Beitrag zu ihrer Geschichtsschreibung und Überlieferung. In: Ostbairische Grenzmarken XXXVII, Passau 1995 (S. 81-102)

Weblinks