Leben findet InnenStadt

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Leben findet InnenStadt
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Die neue Ludwigstraße.
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Die neue Ludwigstraße.
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Die neue Große Klingergasse.
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Die neue Große Klingergasse.
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Der Brunnen in der Ludwigstraße.

Leben findet InnenStadt war ein Kooperationsmodell der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium. Von den 47 der bayerischen Städte und Gemeinden, die sich dafür beworben haben, wurde Passau als eine von 10 Städten durch eine 16-köpfigen Jury ausgewählt am Projekt teilzunehmen. Diese Städte bekamen im Rahmen dieses Projektes die Chance, in einem Zeitraum von zwei Jahren innovative Möglichkeiten zur Belebung ihrer Innenstadt zu finden. Ziel hierbei war die Aufwertung innerörtlicher Standorte.

In Passau ist die Leben finden Innenstadt Passau GmbH für die Umsetzung der Planungen verantwortlich gewesen. Die Projektsteuerung erfolgte über das City Marketing Passau in enger Kooperation mit dem Stadtmarketing der Stadt Passau. Auch die betroffenen Hauseigentümer und Gewerbetreibenden zeigten hohe Mitwirkungsbereitschaft. Darüber hinaus haben auch Vereine, Verbände, Schulen, die Universität und die Sparkasse Passau themenbezogen an dem Projekt mitgewirkt.

Ziele

  • Stärkung der Nutzungsvielfalt
  • Stärkung der Aufenthaltsqualität
  • Forcierung des Themas „Bespielbare Innenstadt“
  • Leerstandsbeseitigung unter Berücksichtigung eines optimalen Branchenmixes
  • Aufbau eines funktionierenden Kommunikationsnetzwerks zwischen allen Handelnden
  • attraktive, hochwertige Gestaltung des öffentlichen Raums sowie gepflegte Fassaden
  • Entwicklung und Wahrung einer unverwechselbaren Identität der Passauer Innenstadt
  • Ansprechende Schaufenstergestaltung, attraktive Warenpräsentation und ausgezeichneter Service

In der neuen, hochmodernen und direkt angrenzenden Passauer Neuen Mitte (vor allem der Stadtgalerie mit einer Verkaufsfläche von über 20.000 m²) sah man darüber hinaus eine unberechenbare „Konkurrenz“ für die alte Fußgängerzone aus den 1970ern heranwachsen. Dem wollte man mit diesem Projekt und der damit einhergehenden Neugestaltung und Modernisierung zu einem gewissen Teil auch entgegenwirken.

Der Passauer Oberbürgermeister Albert Zankl meinte in einer Ausgabe der Passauer Woche vom 21. November 2007 anlässlich der Einweihungsfeiher der neugestalteten Straßenzüge: „Wir haben Wort gehalten und gemeinsam erreicht, die Fußgängerzone vor der Eröffnung der ECE-Stadtgalerie durch eine attraktive Neugestaltung für die Zukunft fit zu machen.“

Maßnahmen

Im Zuge des Projekts wurden in Passau mehrere Maßnahmen getroffen:

Öffentlicher Raum

  • Beleuchtung
  • Bepflanzung
  • neue Möblierung
  • teilweise Oberfläche (vgl. Große Klingergasse)
  • Verbesserung der Sauberkeit
  • Entrümpelung des Straßenraums

Bespielbare Innenstadt

  • Events für Kinder und Jugendliche
  • Verbesserung des Kinderbetreuungsangebots
  • einzelne hochwertige Spielecken in den Geschäften (von außen gut erkennbar)
  • Verbesserung der Infrastruktur für Babys und Kleinkinder (Wickelräume, Stillecken, etc.)
  • Einrichten von attraktiven Spiel- und Treffpunkten für Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum

Leerstandsmanagement

  • Übergangsnutzung leerer Schaufenster
  • interessante Zwischennutzungen bei Leerständen
  • aktive Kontaktaufnahme zu gewünschten Investoren
  • Intensivierung des Flächenmanagements (Leerstände erheben und vermitteln)
  • Umwandlung von gewerblich nicht mehr nutzbaren Obergeschossen in Wohnnutzung (Studenten, Senioren, Familien)
  • Einrichtung eines Investoren-Service-Teams (legt bei Leerstand oder Mieterwechsel die optimale Branche fest und schlägt konkrete Investoren vor)

Betriebsspezifische Maßnahmen

  • Schulung des Verkaufspersonals
  • Schulung der Unternehmensführung
  • Optimierung der Fassadengestaltung durch Einzelberatung
  • Einführung eines Parkgebührenrückerstattungssystems
  • zentrale Organisation eines Liefer- und Einkausservices
  • schriftliche Vereinbarung eines Straßenzugs über Kernöffnungszeiten

Projektgebiet / Umsetzung

Das Projektgebiet erstreckte sich in Passau über die Ludwigstraße und die Große Klingergasse.

Die Kosten der Umbaumaßnahmen beliefen sich auf 500.000 Euro (Ludwigstraße) sowie auf 700.000 Euro (Große Klingergasse), wovon jeweils die Hauseigentümer auf freiwilliger Basis die Hälfte aus eigener Tasche bezahlten. Die restlichen 50 Prozent wurden von der Stadt Passau übernommen. Die von der CMP organisierte feierliche Eröffnungsfeier der Ludwigstraße und der Großen Klingergasse fand am 24. November 2007 von 12:00 bis 20:00 Uhr unter Beisein des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann, welcher die Eröffnungsrede hielt, statt. Höhepunkt war die feierliche Enthüllung des Brunnenkunstobjekts in der Ludwigstraße.

Ludwigstraße

Eine der vielen Neuerungen in der Ludwigstraße ist der kunstvolle Brunnen der Künstlerin Edeltraud Göpfert aus Vilshofen auf Höhe der Buchhandlung Rupprecht. Hier war zunächst zwar eigentlich eine Fontäne geplant, die das Wasser mehrere Meter in die Höhe hätte spritzen sollen. Dieser Idee konnten aber vor allem die Hausbesitzer wenig abgewinnen, die den Geräuschpegel des auf das Pflaster platschenden Wassers fürchteten. Anstatt einer Fontäne entschied man sich deshalb für die Variante „Kunstwerk mit Wasser“.

Auch der vertraute Baum vor dem Schuhhaus Olzinger musste den Maßnahmen weichen, weil er den Blick auf den Heuwinkel störe. Außerdem sei er einst über einer Gasleitung gepflanzt worden – und seine immer kräftiger gewordenen Wurzeln wären über kurz oder lang dieser Leitung in die Quere gekommen.
Vor der Fassade der Sparkassenfiliale sind dafür aber fünf geschnittene Platanen eingepflanzt worden. Gemeinsam mit den neuen (Mitte Juli 2007 aufgestellten) Bänken sollen sie den Besuchern angenehmes Sitzen unter einem Blätterdach ohne jeglichen Konsumzwang ermöglichen.

Seit dem 26. Oktober 2007 kommt in der Ludwigstraße darüber hinaus auch ein völlig neuartiges Lichtkonzept zum Einsatz, das von dem österreichischen Lichtplaner Martin Klingler entwickelt worden ist: statt Leuchten im Straßenraum werden künftig Strahler von oben die Straße in warmes Licht tauchen. Ingesamt sind dazu 32 Spots montiert worden. Dabei wurden je zwei Strahler (jeweils 20x20 cm) unter der Dachkante der Häuser in bis zu 14 Metern Höhe montiert – jeweils auf die denkmalgeschützte Fassade abgestimmt. Eine der Leuchten erhellt den Boden, die Andere die gegenüberliegende Fassade. Die Votivkirche und der Eingang zum Heuwinkel werden dabei als Ein- bzw. Ausgang dieses Teils der Fußgängerzone gesondert hervorgehoben.
Die bisherigen Leuchten – seit Jahren umstrittene Kugellampen aus den 1970ern – wurden noch am 26. Oktober abgebaut.

Große Klingergasse

Während den Baumaßnahmen in der Großen Klingergasse erinnerte dieser Seitenarm der Ludwigstraße eher an eine Großbaustelle als an eine Geschäftsstraße: Der komplette Belag ist entfernt worden und oft war zwischen den Bauzäunen gerade mal eine knapp einen Meter breite Gasse für die Fußgänger frei.

Nach fast viermonatiger Bauzeit wurde die Große Klingergasse am 13. November 2007 vollendet. Alles in allem sind hier 20.000 Bayerwald-Granitsteine und Gredplatten Stück für Stück in Handarbeit verlegt worden. Damit bedecken nun insgesamt 470 Tonnen Granit die Gasse.
Darüber hinaus lockt im Eingangsbereich der Gasse nun ein attraktiver Aufenthaltsbereich mit formschönen Sitzwürfeln und modernen Pflanztrögen mit Kugelbuchsbäumen. Ebenso wurden innovative Spielgeräte – wie beispielsweise ein Wasserstrudel oder ein fest installiertes Skateboard – aufgestellt, womit die Klingergasse nun auch für Familien mit Kindern interessant gemacht worden ist.

City- und Stadtmarketingpreis

Die Stadt Passau und das City Marketing Passau haben sich im Zuge des Projekts Leben findet InnenStadt unter dem Motto „Gemeinsam für die Innenstadt – ein vorbildliches PPP-Projekt in Passau“ auch für den 3. City- und Stadtmarketingpreis Bayern 2007 beworben. Mit Erfolg: Am 19. Juli 2007 hat Staatsminister Erwin Huber den Passauern den 1. Preis verliehen.

In der Begründung der zehnköpfigen Jury hieß es hierzu unter anderem: „In einer bisher nicht da gewesenen Kooperation zwischen Hauseignern, Gewerbetreibenden, City Marketing und der Stadt wird die Hauptgeschäftsstraße der in die Jahre gekommenen Fußgängerzone neu gestaltet, um mit einem angenehmen Ambiente und einer hohen Aufenthaltsqualität als Besuchermagnet zu wirken.“

Literatur

  • Thomas Seider: Fuzo gewinnt einen Brunnen – und verliert ihren schönsten Baum. In: Passauer Neue Presse vom 7. Dezember 2006
  • Christian Karl: Passau gewinnt den Stadtmarketingpreis Bayern 2007. In: Passauer Neue Presse vom 21. Juli 2007
  • Christian Karl: Fußgängerzone strahlt in ganz neuem Licht. In: Passauer Neue Presse vom 23. Oktober 2007 (S. 27)
  • Christian Karl: 20 000 Steine in neuer Fuzo Klingergasse gesetzt. In: Passauer Neue Presse vom 14. November 2007 (S. 27)
  • Christian Karl: Von der tristen Seitengasse zur kleinen Flaniermeile. In: Passauer Neue Presse vom 17. November 2007 (S. 38)
  • Anonymus: Seitengasse wird Flaniermeile: Feier in der Fuzo und in der Luft. In: Passauer Woche vom 21. November 2007 (S. 12)

Weblinks