Lederfabrik Münch

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Bild vom Abbau des Kamins (Foto: Fehrer)
Der Kamin wird abgebaut (Foto: Pree)
Das Vordergebäude der Lederfabrik Münch (Foto: Pree)
Das Vordergebäude der Lederfabrik Münch (Foto: Pree)
Ehemaliges Gelände der Lederfabrik Münch (Foto: Pree)

Die Lederfabrik Münch war eine Lederfabrik in Obernzell im Landkreis Passau.

Historisches

Rot- und Weißgerberei (Formen der Lederbereitung) wurden in der Gemeine Obernzell bereits im 17. Und 18. Jahrhundert betrieben. Im Jahre 1862 kam Joseph Zirnbauer als Geselle zur Lederfabrik Kuchler, die eine Lederhandlung in Obernzell betrieb. Er heiratete die Tochter der Kuchlers, übernahm den Betrieb und errichtete eine Gerberei. 1870 kaufte er Baumwollspinnerei, die er zu einer Lederfabrik entwickelte. Zirnbauers Werke erlangten auf internationaler Ebene Anerkennung.

Im Jahre 1906 erzwangen die Mitarbeiter mit Hilfe eines Streiks eine Lohnerhöhung. 1926 brach in der Fabrik eine Selbstentzündung aus, die einen großen Teil der Fabrik in Asche legte. Der Wiederaufbau war sehr kostspielig.

Ende der Zwanziger Jahre folgte aufgrund der Weltwirtschaftskrise die Konkursanmeldung. 1935 übernahm Franz Vogl die Lederfabrik. Doch 1956 brach die Firma erneut zusammen.

In den 90er Jahren ereignete sich ein Unfall in der Lederfabrik. Die hohe Kälte hatte Gasleitungen gefrieren lassen. Beim Versuch, diese mit heißem Wasser wieder aufzutauen, platzte ein Gasrohr. Dabei verbrannten sich Joseph Zirnbauer und ein Mitarbeiter der Fabrik. Beide zogen im Gesicht schmerzhafte Brandwunden davon.

Kamin

Der 40 Meter hohe Kamin wurde 1922 im Rahmen des Baus eines Heizhauses mit Dampfkessel von der damaligen Obernzeller Lederfabrik Franz Zirnbauer errichtet. Der Zahn der Zeit nagte auch an diesem sehr markanten Obernzeller Bauwerk. Die Ziegel bröckelten, lediglich der große betonierte Metallring mit der herabführenden Feuerleiter sorgte in der letzten Zeit für die notwendige Stabilität.

Der Turm wurde am 12.11.2008 Stück für Stück abgebaut.

Der gesamte Abbruch der ehemaligen Lederfabrik wurde zu 80 Prozent mit Finanzhilfen der Europäischen Union und des Freistaats Bayern gefördert.

Besitzer der Lederfabrik

  • bis 1870 Baumwollspinnerei, F.S. Huber
  • 1870 - 1935 Lederfabrik, J. Zirnbauer
  • 1935 - 1956 Lederfabrik, F. Vogl
  • 1956 - 2008 Eigentümer F. Münch, anschließend R. Münch

Denkmalschutz ?

Während im Herbst 2008 die Entsorgungsarbeiten für die Materialien aus dem Abriss des ehemaligen Kamins des Kesselhauses sowie von Teilen des alten Fabrikgebäudes auf dem Münchgelände vorangehen sorgt derweil die Zukunft des Vordergebäudes für Diskussionen. Nach Meinung des Denkmalamtes handelt es sich um ein erhaltenswertes „Einzeldenkmal“. Nicht alle Bürger teilen diese Meinung.

Es steht derzeit neben dem Abtransport der gewaltigen Bauschuttmasse auch noch das Abtragen des Betonfundaments der alten Fabrik an. Der vordere Teil des Gebäudes, in dem die Lederhandelsfirma Münch auch in der Zukunft ihre Waren verkauft, ist als Einzeldenkmal eingestuft worden und muss erhalten bleiben. Dies ist das Ergebnis einer Augenscheinnahme vor Ort durch das Amt für Denkmalschutz. Diese fand im Rahmen einer Begehung der Baustelle und des Geländes mit Vertretern der Marktgemeinde und dem Architekturbüro Feßl statt.

Für die Gemeinde hat dies die Konsequenz, dass sie dieses Gebäude an der Bundesstraße zumindest vom Dach und den Außenmauern her wieder herrichten muss. Diese Einschätzung des Denkmalamtes stößt bei vielen Obernzellern auf Unverständnis, da die Seitenmauern des Gebäudes sowie innen einige Räume einen sehr baufälligen und maroden Eindruck machen und sogar eine Zwischendecke mittels Eisenstangen vor dem Einsturz gesichert werden muss. Da aber die Gemeinde, wie Bürgermeister Josef Würzinger gegenüber der PNP bekundete, durch einen Notariatsvertrag bei Übernahme des hinteren Münchareals samt alter Gebäude sich verpflichtete, auch das gesamte Vordergebäude außen herzurichten, wird die Sanierung für sie momentan unumgänglich sein. Unklar ist auch, ob die Gemeinde das Gebäude dann übernehmen und wie sie den nicht von der Firma Münch belegten Teil der Räume nutzen will. Die Firma Münch legt Wert auf die Information, dass der Verkauf in den bisherigen Räumen in vollem Umfang weitergeht.

Die Gemeinde selbst prüft im Herbst 2008 die Kosten für die Außen- und Dachsanierung des Gebäudes und ist auch in Verhandlungen mit der Firma Münch, ob nicht doch durch Übernahme des Gebäudes und Komplettausbau bei entsprechender Förderung eine sinnvolle Nutzung für die gesamte Bürgerschaft geschaffen werden kann. Dazu müsste aber die Firma Münch ihre Verkaufsräume verlagern, zum Beispiel in ihr zweites Betriebsgebäude, rechts auf dem Münch-Areal gelegen.

Im hinteren Teil soll dann 2009 mit der Neugestaltung für den sogenannten Schlossgarten begonnen werden. Einstimmig hat der Marktgemeinderat die endgültige Planung für einen Park für alle Altersschichten auf dem ehemaligen Münch-Gelände im Dezember 2008 verabschiedet. Zugrunde liegen die Konzeptionen des Planers Architekt Alexander Feßl aus Hauzenberg und der Landschaftsplanerin Barbara Franz aus Passau. Die Namensgebung - derzeit wird der Begriff Generationenpark favorisiert - ist noch nicht endgültig.

Literatur