Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun-Hohenstein

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Bischof Leopold Leonhard
Das Grabmal des Bischofs

Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun und Hohenstein (* 17. April 1748 in Tetschen; † 22. Oktober 1826 auf Schloss Cibulka bei Körbern, heute Prag-Košíře) war von 1796 bis 1826 der 73. Bischof von Passau sowie der letzte Fürstbischof. Er war der Vetter des Thomas Johann Kaspar Graf von Thun-Hohenstein.

Leben und Wirken

Anfänge und Wahl zum Bischof

Leopold war das jüngste von zwölf Kindern aus der ersten Ehe von Johann Joseph Graf von Thun und Hohenstein mit Maria Christiana Gräfin von Hohenzollern und Hechingen. Er war seit 1768 Kanoniker in Passau und erhielt am 10. September 1771 in Leitmeritz seine Priesterweihe.

Nachdem er seit 1787 Mitglied des Passauer Domkapitels war, erfolgte 1795 seine Ernennung zum Dompropst sowie am 29. Mai 1796 die Ernennung zum Weihbischof und Generalvikar.

Nachdem sein Vetter, Thomas Johann Kaspar Graf von Thun-Hohenstein, nach nur elfmonatiger Regierungszeit als Fürstbischof den Verletzungen eines Reitunfalls erlag, wurde Leopold am 13. Dezember 1796 vom Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt. Die päpstliche Bestätigung folgte am 24. Juli 1797 und die Bischofsweihe am 27. August 1797 durch den Seckauer Fürstbischof Joseph Adam Graf von Arco im Dom St. Stephan. Bereits einen Tag später organisierte der Hof den feierlichen Einzug des neuen Fürstbischofs in seine Haupt- und Residenzstadt. Die Feierlichkeiten, zu denen Geistliche aus dem Landkreis Passau geladen wurden, endeten mit der Bekleidung Leopolds mit dem Pallium (der langen, mit Kreuzen verzierten Binde über Schultern, Rücken und Brust). Am 17. August fand die Huldigung des neuen Landesfürsten durch die Bürgerschaft statt. Der Hofsekretär verlas den Huldigungseid, der von den Bürgern nachgesprochen wurde.

Der Reichsdeputationshauptschluss

Kurze Zeit später begannen die Auseinandersetzungen zwischen den Österreichern und den Bayern. Diese zeigten sich in mehreren Aspekten, doch der hauptsächliche Streitpunkt betraf die Zugehörigkeit Passaus zu Bayern oder Österreich. Leopold Graf von Thun und Hohenstein sprach sich für ein österreichisches Passau aus – eine Meinung, die von der Mehrzahl der Passauer geteilt wurde. Als Passau schließlich Bayern zufiel und am 25. Februar 1803 das Hochstift Passau durch den Reichsdeputationshauptschluss aufgehoben wurde, verließ Thun noch im Juni des Jahres im Streit mit dem bayerischen Minister Montgelas Passau. Dabei begleitete ihn unter anderem auch sein Bibliothekar Blasius Puchner.

Thun weigerte sich, die eingetretenen Veränderungen anzuerkennen und übertrug die Geschäftsvollmachten seinem Generalvikar Johann Baptist von Auersperg und dem Geistlichen Rat, die bischöflichen Funktionen seinem Weihbischof Karl Kajetan von Gaisruck. Im Jahr 1804 ließ er sich schließlich sogar von seiner Residenzpflicht dispensieren.

Am 30. April 1804 traf er auf der Durchreise nach Prag in Zwiesel ein, wo er beim Kammermeier (heute Gasthof Deutscher Rhein) übernachtete. Anschließend zelebrierte er in der Bergkirche seine letzte Messe im Bistum Passau, bevor er sich auf sein Gut in Böhmen zurückzog. Da auch Generalvikar Johann Baptist Graf von Auersperg die Stadt 1806 verließ, traten verworrene Verwaltungsverhältnisse ein.

Graf von Thun-Hohenstein lebte bis zu seinem Tode auf seinem Besitz in Cibulka bei Prag, die Geschäfte im Bistum Passau nahm der Geistliche Rat wahr. Als Vermittler zwischen Thun und dem Geistlichen Rat diente Andreas Gruber, der einer der engsten Vertrauten des Bischofs war. 1818 ging Weihbischof Gaisruck als Erzbischof nach Mailand, was zur Folge hatte, dass bis 1824 in Passau keine Pontifikalhandlungen mehr stattfanden.

Der Bischof bot 1819 dem Heiligen Stuhl seinen Rücktritt an, der aber nicht angenommen wurde. Nach seinem Tod wurde er in Košíře bei Prag beigesetzt.

Literatur