Linprunhaus (Viechtach)

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Das Linprunhaus im Jahr 2009.
Das Linprunhaus im Jahr 2008.

Das Linprunhaus war ein Gebäude an der Westseite des Stadtplatzes (Haus Nr. 14) in Viechtach, an der Abzweigung der Schießlstraße. Es war benannt nach Dominicus von Linprun und war Teil des sogenannten Stenzer-Komplexes.

Geschichte

Bau und diverse Nutzung

Das denkmalgeschützte Haus am linken Ende des nach ihrer langjährigen Besitzerfamilie benannten Stenzer-Komplexes wurde im 18. Jahrhundert als Königliche Administration gebaut. Das Linprunhaus diente lange Zeit als Wohnstätte der Viechtacher Marktschreiber. Hier wirkte auch der Vater von Dominicus von Linprun als Gerichtsschreiber. Zwar wohnte dieser im Haus des heutigen Café Hinkofer, doch zu Ehren von dessen wegen seiner Verdienste um die Wissenschaft in den Adelsstand erhobenen Sohns wurde das Haus am Viechtacher Stadtplatz 1857, sieben Jahrzehnte nach von Linpruns Tod mit einer Gedenktafel an den Adeligen ausgestattet, die noch heute zu sehen ist. Anfang des 19. Jahrhunderts war das Haus Sitz des königlichen Stiftungsadministration, bevor es als Schulhaus genutzt wurde.

Jahrzehntelang besuchten die Kinder des damaligen Marktes und dessen Umlandes diese Schule, ab 1904 nur mehr Kinder aus dem Umkreis, da für die Viechtacher Schüler ein neues Schulgebäude (heute Neues Rathaus) erbaut wurde. Von 1937 bis zum Bau des heutigen Schulzentrums an der Bundesstraße 85 in den 1960er Jahren war das Linprunhaus ein Mädchenschulhaus, bis es durch einen Verkauf zum Stenzer-Komplex gezählt wurde.

Im November 1971 wurde bei Ausschachtungsarbeiten im ehemaligen Schulgarten der Mädchenschule ein bis dahin unbekannter Erdstall (auch Schrazlgang) entdeckt, der auf 8 Metern Länge unter das Linprunhaus führt.

In den 2010er Jahrn war das Linprunhaus zweitweise auch als möglicher Standort für das geplante Museum der Bayerischen Geschichte angedacht.

Versteigerung und Abriss

2010 fiel der Stenzer-Komplex mitsamt des Linprunhauses an den Freistaat Bayern, der das Anwesen im April 2014 an den Bauunternehmer Günther Karl aus Innernzell versteigerte. Dieser ließ den Komplex in der Folge abreissen. Da sich das Linprunhaus selbst aber unter Denkmalschutz befand, war anfangs noch nicht geklärt, ob es wie der restliche Teil des Komplexes abgerissen werden soll. Diese Frage erübrigte sich erst, als im November 2014 das Linprunhaus aus der Liste der denkmalgeschützen Bauten ausgenommen wurde. Mitte November wurde mit den Abrissarbeiten im hinteren Teil des Hauses begonnen. Am 12. Dezember 2014 wurden die Abrissarbeiten am Linprunhaus vollendet. Hintergebäude in der Schiesslstraße und der Mussianstraße wurden zuvor bereits abgerissen. Der verbleibende Stenzer-Komplex wurde bereits am 9. Dezember dem Erdboden gleich gemacht. In der folgenden Woche wurde das Gebäude aus der Denkmalliste entfernt.

Was bei dem Abriss aus dem unter dem Linprunhaus liegenden Schrazlgang wurde, wird nicht überprüft. Es ist aber gesetzlich vorgeschrieben, Bodendenkmäler erhalten zu müssen. Die Gedenktafel an Dominicus von Linprun wurde nach der Empfehlung von Heimatforschern von der Fasade abmontiert und wird nun im Stadtarchiv Viechtach aufbewahrt.

Vogelvorkommen

Das zuletzt leerstehende Gebäude hatte sich in seinen letzten Jahren zu einem beliebten Nistplatz von Mauerseglern entwickelt. Für viele Viechtacher läuteten die Vögel bei ihren irrwitzig schnellen Flügen den Sommer ein, wenn sie mit schrillen Rufen den Stadtplatz überquerten. Laut der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Regen ist in Viechtach eine große Mauerseglerkolonie registriert. Aufgrund der Nistzeit der geschützten Tiere in den Sommermonaten empfahl die Naturschutzbehörde, Umbaumaßnahmen an jenen Gebäuden des Stenzer-Komplexes, an denen die Vögel ihre Nester gebaut hatten, in den Herbst- und Wintermonaten durchzuführen. Man empfahl zudem einen Mauerseglerturm als Ersatz für den abgerissenen Komplex, da die Tiere sehr ortstreue Vögel sind.

Literatur