Ludwig Schmidseder
Ludwig Schmidseder (* 24. August 1904 in Passau, Taufname Ludwig Nikomedes Joseph; † 21. Juni 1971 in München) war ein deutscher Komponist, Pianist und Fernsehkoch.
Leben und Wirken
Der Sohn von Joseph Schmidseder und dessen Ehefrau Ottilie Clara, geborene Fuchs, wuchs in Passau im Haus Wittgasse 10 auf, wo seine Großeltern mütterlicherseits eine Zigarren- und Tabakwarenhandlung betrieben. Seine Mutter spielte selbst Klavier, den ersten Klavierunterricht erhielt er durch Hauptlehrer Karl Maedl. 1914 trat Schmidseder in die Passauer Kreis-Oberrealschule mit Handelsabteilung in der Heiliggeistgasse ein und besuchte sie bis 1920. Während seiner Ausbildung zum Bankkaufmann soll er Klavierunterricht am Münchner Konservatorium genommen haben, was aber nicht nachweisbar ist. 1922 starb sein Vater im Alter von nur 45 Jahren.
1926 ging er nach Rio da Janerio und arbeitete dort in verschiedenen Berufen. Entdeckt als Kellner und klavierspielender Alleinunterhalter in einem Lokal, spielte er zuletzt mit zwei anderen Musikern an Bord eines Dampfers des Lloyd Brasilerio. 1929 kam er zurück nach Passau und arbeitete ab 1930 als Barpianist in Berlin, wo er sich bald als Wicki Schmid-Seder einen Namen machte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 trat Schmidseder am 1. Mai 1933 in die NSDAP ein. Im selben Jahr konnte er bereits die Musik für zwei Filme schreiben, worauf viele weitere folgten. Seit 1935 wirkte er ganz als freischaffender Komponist, unter anderem auch für das Berliner Metropol-Theater. Er wurde durch seine Operetten und mehr als 500 Lieder, von denen manche echte Schlager wurden, sowie als Komponist von Filmmusik weitum bekannt. Am 15. Januar 1937 heiratete er in Berlin-Wilmersdorf Olga Bengelsdorff, eine katholische Reichsdeutsche aus Kopenhagen. Am 8. November 1938 wurde Schmidseders Sohn Michael geboren und katholisch getauft.
Immer wieder würdigte die Donau-Zeitung seine Erfolge. Schmidseders Operette Heimkehr nach Mittenwald wurde am 7. Dezember 1942 auch in Passau in der Nibelungenhalle in Anwesenheit des Komponisten aufgeführt. Im Sommer 1943 verließ er mit seiner Familie Berlin und zog nach Gmunden am Traunsee, wo er bis 1948 lebte.
Nach Kriegsende wurde Schmidseder von der Regierungsbehörde in Gmunden als minder belastet eingestuft. Schmidseder erhob dagegen Einspruch und behauptete, ab 1937 keine Mitgliedsbeiträge mehr gezahlt zu haben. Sein Berufsverbot wurde bereits am 15. Dezember 1945 wieder aufgehoben. Er komponierte nicht nur weiter Musik und Filmmusiken, sondern trat nun auch in Spielfilmen auf. Ab 1949 lebte er in Wien, ab 1951 meist in München. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau 1948 heiratete er 1952 die Wienerin Lieselotte Carl, eine Tochter des bekannten österreichischen Filmkomikers Rudolf Carl. Als vielseitig interessierter, leibesfülliger und lebensfreudiger Hobbykoch wurde er Ende der 1950er Jahre Fernsehkoch des Bayerischen Rundfunks (BR) und damit einem breiteren Publikum bekannt. Natürlich verfasste er auch Bücher mit Kochrezepten.
1970 stellte sich bei Schmidseder eine zunehmende Ertaubung ein. 1971 kam er in die Oberbayerische Kreisirrenanstalt Haar, am 21. Juni 1971 wurde sein Tod im Standesamt Haar beurkundet. Die Urnenbestattung fand am 6. Juli 1971 im Familiengrab auf dem Passauer Hochfriedhof statt. 2012 wurde die Grabstätte aufgelassen und der Grabstein entfernt.
Die Ludwig-Schmidseder-Straße in Reisach (Heining), eine Abzweigung von der Anrichterstraße und eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus Wittgasse 10 erinnern an den Passauer Komponisten der leichten Muse.
Literatur
- Franz Mader, Stadtarchiv Passau: Tausend Passauer. Passau 1995, ISBN 3-924484-98-8 (S. 205 f.)
- Heinz-Walter Schmitz: Ludwig Schmidseder (1904 - 1971) – der Vielseitige. Pianist, Komponist, Filmschauspieler, Fernsehkoch und Autor. In: Ostbairische Lebensbilder, Band IV, Dietmar Klinger Verlag, Passau 2013, ISBN 978-3-86328-123-6 (S. 169-195)