Mädchenschule Plattling

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Nach dem Jahre 1926 muss diese Postkarte entstanden sein, da der Anbau, der durch die Einführung der achten Schulklasse notwendig wurde, bereits erstellt war. - Sammlung: Franz Breit
Im Jahr 1951 wurde der Anbau vergrößert: Durch die beidseitige Bebauung der mittlerweile zur Schulstraße gewordenen Landauer Straße lässt sich das Motiv nicht mehr genau nachstellen. Foto: Kellermann
Ein stattliche Schwesternzahl wirkte in Plattling, wie die Gruppenaufnahme (wohl aus den frühen 50er Jahren), zeigt. Archiv CJ
Über 3000 Plattlinger Mädchen unterrichtete Schwester Innocentia, die auch von Bürgermeister Hans Krümpel geehrt wurde. - F.: Gätzschmann

Die Mädchenschule Plattling wurde von den Englischen Fräulein erbaut und am 10. September 1902 eingeweiht. Die Schule bestand unter den Englischen Fräulein bis 1999. Der Bau existiert noch heute in nahezu ursprünglichen Form und liegt an der Landauer Straße in Plattling.

Geschichte

Die Einweihung der Mädchenschule am 10. September 1902 bildete den ersten überwältigenden Höhepunkt des Wirkens der Englischen Fräulein in Plattling, das erst 1999 enden sollte. Begonnen hat die Geschichte des Ordens in Plattling allerdings schon im Juni 1895. Das Mutterhaus in Burghausen, damals zur Provinz Passau gehörend, erwarb in Plattling ein erstes Grundstück. Bereits am 10. Juli 1896 eröffnete die Kinderbewahranstalt und eine Privatarbeitsschule. Der Ansturm war gewaltig. Genehmigt für 68 Kinder kamen gleich zum Auftakt 86 und als es tags darauf 100 waren, war die (vorläufige Obergrenze) erreicht.

1898/90 besuchten 572 Kinder in Plattling die Schule, nach Geschlechtern getrennt in jeweils drei Klassen aufgeteilt, also im Schnitt über 90 Kinder pro Klasse. Da die Geburtenzahlen einen weiteren Anstieg verhießen, musste gehandelt werden. Letztlich konnte die Stadt die Englischen Fräulein davon überzeugen, in Plattling eine Mädchenschule zu bauen: Rund 143.000 Mark kostete der Bau. Bereits am 10. November 1898 wurde die Schulsprengeländerung beschlossen, 1901 begann der Bau nach den Plänen des Münchner Architekten Hans Schurr, der zwei Jahre zuvor auch die Otzinger Kirche erbaut hatte. Nach fünfmonatiger Bauzeit konnte am 2. Dezember 1901 der Unterricht beginnen. Die offizielle Einweihung fand aber erst am 10. September 1902 statt. Der damalige Landtagsabgeordnete, Stadtpfarrer und Distriktsschulinspektor Georg Hinterwinkler dankte vor allem der gräflichen Familie Preysing in Moos für die Großherzigkeit der Unterstützung. Er hielt den Neubau für einen Beweis, „daß man auf die Volksschule etwas hält“ und er betonte: „Ein wohlunterrichteter Mensch taugt noch lange nichts, brauchbar ist nur ein gut erzogener Mensch.

„O herrlich Haus, der Jugend Heim, Vollendet stehst du, reich geschmückt; Wer dich beschaut, in deiner Pracht, Von deiner Schönheit ist entzückt.“ 144 Verszeilen lang rühmten drei Plattlinger Mädchen aus dem Hause Gansl, Landes und Ries am 10. September 1902 den Bau der Mädchenschule in der Landauer Straße.

Jahre des Wachstums schlossen sich trotz einer maximal zulässigen Schülerzahl von 100 pro Klasse an. Mit Einführung der achten Schulklasse war 1926 ein Erweiterungsbau unausweichlich. Darin fanden sich dann auch Küche, Esszimmer und Bügelraum. Aus der 1931 gegründeten Nähschule wurde ab 1941 eine Berufsfachschule für Schneiderinnen, die allerdings bereits drei Jahre später mit dem überraschenden Tod der Leiterin, Sr. Canisia, schließen musste.

Dafür wurde das ganze Gebäude von der Hitler-Jugend in Beschlag genommen, der Unterricht fand dann in Gasthäusern usw. statt. Nach dem Bombenangriff auf den Plattlinger Bahnhof diente die Schule für Tausende Obdachlose als Unterkunft, ehe die amerikanischen Truppen einzogen. Acht Wochen dauerten die Aufräumarbeiten, bis am 1. Oktober 1945 der Unterricht wieder aufgenommen wurde. Sechs Jahre später feierten die Schwestern „50 Jahre Plattling“. Bis dahin hatten sie schon 30 Schülerinnen davon überzeugt, selbst einem Orden beizutreten. Herausragend war dabei die Familie Baronner, aus der drei Ordensschwestern hervorgingen.

1951 kam die nächste Erweiterung, vor allem für die Kinderbewahranstalt (auf 170 Plätze), ehe 1966 der jetzige Flachbau des St. Raphael-Kindergartens folgte. Drei Jahre später wurde die Trennung von Grund- und Mittelschule beschlossen. Die Ordensschwestern führten danach die Grundschule Mädchen, bis zum Schuljahr 1975/76. Den Kindergarten übergaben sie 1999 an die Pfarrei St. Magdalena und sie beendeten damit eine 103-jährige Geschichte in Plattling. Heute verwaltet Schwester Franziska Weidinger von Passau aus noch die Immobilien. Aus den Englischen Fräulein wurde zwischenzeitlich die Congregatio Jesu und auch die Provinz Passau gibt es nicht mehr, Sitz der Mitteleuropäischen Provinz ist nun München.

Nachfolger

Polizei-Inspektion Plattling

Seit 1. Juli 1977 ist die Polizei Mieter eines Teils der ehemaligen Mädchenschule. Seit dieser Zeit wurde das Gebäudeinnere immer wieder an die Bedürfnisse der Beamten angepasst. Insgesamt sind bei der PI Plattling 48 Planstellen besetzt.

Berufsfachschule für Musik

Elf Vollzeitlehrer, eine Verwaltungsangestellte und derzeit 78 Schüler bevölkern den zweiten Teil der früheren Mädchenschule. Hinzu kommt noch eine Reihe von Lehrkräften, die nur stundenweise im Einsatz sind. Erst war die Stadt Plattling Mieter, seit 1. Januar 1984 ist der Landkreis Vertragspartner der Congregatio Jesu.

Caritas-Sozialstation St. Vinzenz

Bis zum Jahr 2004 waren die Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz vom Paul in der Isarstadt. Daher trägt die Sozialstation auch den Namen St. Vinzenz. Von 1903 bis 1981 wirkten die Schwestern im St. Josefsheim, anschließend im Krankenhaus. Im Jahr 2000 kaufte der Caritasverein für ambulante Kranken- und Altenpflege den Anbau der Englischen Fräulein. Von hier aus wird die Arbeit der 33 Beschäftigten der Sozialstation organisiert. Zudem befinden sich im Haus sechs Wohnungen zwischen 40 und 55 Quadratmeter Größe, die altersgerecht ausgebaut sind und deren Bewohner die Dienste der Sozialstation in Anspruch nehmen können, aber nicht müssen, wie der Geschäftsführer des Vereins, Reinhold Geiß, erklärt.

Kindergarten St. Raphael

Erst traten die Englischen Fräulein ihren Kindergarten an die Pfarrei St. Magdalena ab. Doch der Erhaltungsaufwand war zu groß, so dass St. Raphael heute ein städtischer Kindergarten ist. Derzeit besuchen 145 Kinder die sechs Gruppen der Einrichtung. Sieben Erzieherinnen, fünf Kinderpflegerinnen und zwei Auszubildende (Praktikantinnen) kümmern sich um sie.

Literatur