Mühlhiasl. Der Waldprophet

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Buchausgabe von 1969

Mühlhiasl. Der Waldprophet ist ein Roman von Paul Friedl über den sagenumwobenen Waldpropheten Mühlhiasl/Stormberger, der erstmals 1950/1951 unter dem Namen Der Waldprophet. Ein Waldroman in der Passauer Neuen Presse erschien.

Inhalt

Am 20. Juli 1704 findet der Rabensteiner Stierhüter Mattias Buchinger im Wald einen etwa fünfjährigen Knaben. Dessen Eltern, ein Bärenführer und eine Wahrsagerin, werden bald darauf erstochen beziehungsweise erhängt geborgen. Da am Tag des Fundes ein schwerer Sturm wütete, gibt der Landrichter von Zwiesel dem Kind den Namen Sturmberger und teilt ihm Buchinger als Pfleger zu. Am 10. August 1704 wird das Kind in Zwiesel auf den Namen Matthias getauft. Aufgrund eines Fehlers wird der Nachname von Sturmberger zu Stormberger.

Sein Hinweis ermöglicht es dem Hüttenmeister Haas, in der örtlichen Paternosterhütte durch in die Schmelze geworfene Golddukaten blutrotes Rubinglas herzustellen, das Rabenstein berühmt macht. Doch nach dem Tod des Hüttenmeisters endet diese Glanzzeit, und der Hüttenherr Stadler brennt vor Verzweiflung selbst die Hütte nieder und wird zum Mörder. Da auch Stormberger verdächtig ist, wird er in den Turm des Landgerichtes Zwiesel gesperrt und dem Landrichter vorgeführt. Hier erweist sich, dass er die Zukunft vorhersehen und auch mit den Tieren sprechen kann. Der Landrichter will ihn nach Böhmen verbannen, aber Stormberger entweicht aus der Gefangenschaft.

Er hütet nun das Vieh von Kloster Windberg am Hirschenstein. Viele Menschen suchen ihn auf, da er mit Hilfe von Heilkräutern auch ihre Krankheiten heilen kann. Dem Abt von Windberg gefällt das nicht, und als ihm Stormberger noch die Säkularisation des Klosters und das „große Abräumen“ vorhersagt, wird er entlassen. So arbeitet er für den Müller Lang in Apoig und erhält hier den Namen Mühl-Hiasl. Zahlreiche Leute suchen ihn auf, um seine Vorhersagen zu hören, doch er verlässt den Ort wieder. Die Dirn Juscha, die ihn vergeblich bittet, seine Frau werden zu dürfen, stürzt sich in einen Abgrund, und der Müller wird als Wilderer vom Klosterjäger erschossen.

Jahre später taucht Stormberger wieder in Rabenstein auf und arbeitet hier als Kohlenbrenner. In einer Losnacht sagt er dem Dorf viel Unheil für das kommende Jahr voraus, was in Gestalt der Panduren auch wirklich eintrifft. Dann wird Stormberger wieder zum Waldhirten, und als Gutsherr Kiesling den Klautzenbachern die umstrittenen Weiderechte am Hengstberg überlässt, muss Stormberger das Rabensteiner Vieh bis auf die entlegenen Schachten am Großen Arber führen. Dort tötet er einen Bären in seiner Höhle, wird aber selbst schwer verletzt.

Er kehrt erst im Frühjahr nach Rabenstein zurück und hält eine letzte, weit in die Zukunft vorausschauende Rede. Am nächsten Tag stirbt er an dem Platz, wo er einst gefunden wurde. Bei seiner Überführung nach Zwiesel fällt der Sarg vom Wagen, und es erscheint als von ihm vorhergesagtes Zeichen seine zum Himmel weisende Hand.

Entstehung und Aufnahme

Bereits 1930 veröffentlichte Paul Friedl seine Monografie Die Stormberger Prophezeiung der Nachwelt erhalten. Darin beschäftigt er sich mit dem Waldviehhüter Stormberger. Unter Berufung auf Berichte, er habe ein unruhiges Wanderleben geführt, erscheint ihm „die Identität mit der Person des sogenannten Mühl Hiasl wahrscheinlicher“.

Auf der Grundlage von vermutlich mündlichen Überlieferungen und handverfassten Prophezeiungsschriften aus dem Raum Zwiesel führte Friedl dann selbst in seinem Heimatroman eine großangelegte Synthese zwischen der Stormberger- und Mühlhiasl-Tradition durch. Das erfolgreiche Werk erschien erstmals als Vorabdruck beziehungsweise Fortsetzungsgeschichte 1950/1951 unter dem Namen Der Waldprophet. Ein Waldroman bei der Passauer Neuen Presse. Unter dem Titel Mühlhiasl. Der Waldprophet kam es mit Holzschnitten von Heinz Waltjen 1969 in Regensburg heraus. 1974 erschien es als Beilage Die Roman-Post in Altbayerische Heimatpost, 1983 in der Reihe Museumsdorf Bayerischer Wald Tittling und 1984 im Rosenheimer Verlagshaus.

Einige Teile wie ein fiktives Taufprotokoll erwecken den Anschein konkreter Geschichtlichkeit, doch das Schlusswort des Romans ist merklich um Distanz zu seinem Inhalt bedacht:

„Wie einstmals haben auch bis heute Generationen an dieser seltsamen Mär mitgedichtet und unserer Zeit die wundersame Volkssage überbracht: vom Hiasl, dem Waldseher.“

Der Heimatforscher Dr. Rupert Sigl, der von der Identität des Mühlhiasl mit Matthias Lang ausging, bemängelte jedoch, dass in Friedls Werk „dem echten, unserem Mühlhiasl, nicht einmal sein ehrlicher Vater- und Familienname, seine urbayerische Abstammung“ geblieben sei.[1]

Literatur

  • Baumsteftenlenz: Mühlhiasl. Der Waldprophet. Mittelbayerische Druckerei- und Verlagsgesellschaft m.b.H. Regensburg, o. J. (1969)
  • Reinhard Haller: Matthäus Lang 1753-1805. Genannt „Mühlhiasl“. Vom Leben und Sterben des „Waldpropheten“. Morsak Verlag Grafenau 1993

Einzelnachweise

  1. Rupert Sigl: Der Mühlhiasl kämpft um sein Leben. In: Der Landkreis Straubing-Bogen. Straubing 1984 (S. 274)