Maibaum

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Klassisch-händisch wird in Rottenstuben der Maibaum aufgestellt. (Foto: red/PNP)
Maibaum in Plattling vor dem Rathaus im Jahr 2007, der 27 Meter hoch war. (Foto: pz-Archiv/ Mitterbauer)
Zahlreiche weitere Bräuche ranken sich um die Sitte des Maibaumaufstellens. Das geht vom Diebstahl bis zum Maitanz unter dem geschmückten Baum. (Foto: Archiv Zue)
Sanfter Fall eines Maibaumes: Die Fichte kippte präzise in eine Baumgasse. Foto: Kain

Der Maibaum ist ein geschmückter Baum oder Baumstamm, der zumeist auf dem Dorfplatz errichtet wird. Es handelt sich dabei zumeist um einen stattlichen, gerade gewachsenen Baum, der von allen Ästen befreit wird und über eine große Höhe - bis zu 30 Meter - verfügt.

In jüngster Zeit werden, um die jährlichen teuren Kontrolluntersuchungen eines dauerhaft installierten Maibaumes zu umgehen, in immer mehr Gemeinden Zunftbäume aus Stahl aufgestellt.

Das Aufstellen des Baumes ist meist mit Festlichkeiten verbunden, häufig auch mit dem Maibaumkraxeln. Das Herbeiholen und Setzen oder Aufstellen eines Maibaumes ist das Überbleibsel der ehemaligen, hohen Wald- und Baumverehrung. Dieser Baum ist Ehrenzeichen und Glücksbringer zugleich. Er ist aber in erster Linie sichtbares Zeichen der Frühlingsfreude an der wiedererwachten Natur. Ab etwa 1520 setzte sich gerade im südlichen Bayernland der Brauch durch, im Mai zentral einen Baum fürs ganze Dorf aufzustellen, der dann meist den Sommer über stehen blieb. Beinahe jedes Dorf in Altbayern hatte seinen Maibaum. Diese wurden einfach in den Staatsforsten geschlagen.

Maibaum in der Kunst

Der berühmte Kupferstecher Michael Wening hat in seiner Topographie des Kurfürstentums Bayern in etlichen der gezeichneten Ortsansichten verzierte Maibäume festgehalten. Da wurde im Jahre 1690 durch eine kurfürstliche Verordnung das Maibaumsetzen verboten. Der Brauch drohte in Vergessenheit zu geraten, da fiel es einigen Bauern später ein, gegen die Verordnung zu prozessieren. Sie gewannen den Prozess und der Maibaum kam in Bayern wieder überall zur Geltung.

Der "Maia"/Maiensetzen

Die Burschen eines Dorfes pflanzten am 1. Mai ihren Mädchen den so genannten „Maia“ vor das Fenster. Steht das Mädchen in gutem Rufe, wurde es durch ein junges Fichtenbäumchen geehrt. Ein Brauch, der Verehrung und Zuneigung zeigt und der noch im Birken-Schmuck der Straßen anlässlich der Prozessionen am Prangertag steckt.

Maienschlagen

Einer „verrufenen Dirn“ hingegen stellte man eine lebensgroße Puppe mit Strohzöpfen und verzerrter Fratze vor das Fenster. Verbotene Liebespaare wurden dadurch gebrandmarkt, dass man Sagspäne von einem Haus zum anderen säte, so dass eine weithin sichtbare Spur entstand.

Verbot

1760 wurde für das ganze Kurfürstentum Bayern dieses „Maienschlagen und Maiensetzen“ vor den Fenstern streng verboten. Erst der dem altbayerischen Volksbrauch wohlwollende König Ludwig I. hob 1827 alle diesbezüglichen Verbote in Bayern auf: „Da Wir Volksfeste lieben und Unseren treuen Untertanen mit wahrer Freude jede ehrbare Ergötzlichkeit gönnen, erklären Wir hiermit, es sei von nun an wieder erlaubt, nach uraltem Brauche am 1. Mai eines Jahres in jeder Gemeinde einen Maibaum zu setzen.“

Maifeier

Im 19. Jahrhundert haben hauptsächlich Gastwirte Maibäume errichtet, oftmals in Verbindung mit Maitanz oder Unterhaltungen wie „Eierlaufen“. Ein Maitanz im Freien war einst der Abschluss jeder Maifeier.

Tradition

Nach uraltem Brauch fällt man den Baumstamm im stillen Einverständnis mit dem Eigentümer. Dabei geht es möglichst heimlich zu. Solches „Stehlen“ fällt aber nicht unter das Strafgesetz, denn der Besitzer wird auf Verlangen entschädigt. Die Wahl fällt meist auf eine schlanke Fichte oder Tanne. Sie wird bis auf den Wipfel entastet, entrindet und sorgfältig geglättet, damit die Kletterer sich nicht verletzen können. Der Maibaum ist nicht bloß Schmuck- und Weihebaum, sondern auch Kletterbaum, auf dem spätestens Ende Mai vor dem Werfen, Umlegen oder Umschneiden auch ein lustiges „Wettkraxeln“ oder Maibaumkraxeln stattfindet.

Maibaumstehlen / Der Wandernde Maibaum

Ursprünglich musste die ganze Arbeit in der Walpurgisnacht zum ersten Mai geschehen. Immer wieder wird der Maibaum von den Burschen des Nachbardorfes in der Nacht gestohlen. Die verblüfften Dörfler finden dann morgens statt ihres Maibaumes einen Besenstiel, darauf ein Blatt Papier mit folgenden Versen: „Zu gut habt ihr geschlummert, da war´s um euren Baum geschehn, und uns hätt´s auch gewundert, hätt´ uns dabei wer g´sehn. Drum liebe ... seid nicht traurig und verbeißt den Schmerz, die Geschichte war nicht schaurig, es war doch nur ein Scherz.“

Alte Berichte über das Maibaum-Aufstellen sind rar, das Brauchtum des einfachen Volkes war leider lange Zeit nicht des Aufschreibens wert betrachtet worden. Vom Jahr 1920 wird ein ulkiger Maibaum-Diebstahl überliefert. Burschen aus Oberösterreich machten sich um Mitternacht auf und verschafften sich Zugang zu dem Versteck des Baums in Egglfing. Zum Glück war der weißblaue Maibaum unbewacht. Ohne viel Federlesens verfrachteten sie den Stamm über den Inn nach Obernberg.

So berichtet die Rottaler Zeitung von Safferstetten: „Der wandernde Maibaum. Alter Volkssitte gemäß wurde in Safferstetten ein Maibaum aufgestellt, der nunmehr aus dem freundnachbarlichen Österreich zu uns herübergrüßt. Der Maibaum von Safferstetten wurde nämlich zuerst von den Kirchhamer Burschen gestohlen, von diesen gewannen ihn durch List die Egglfinger, die sich ebenfalls nicht lange ihres geraubten Gutes erfreuten; denn Obernbergs Burschenschaft hat den Maibaum ins Nachbarland verpflanzt, von wo er freundlich herübergrüßt.“

Strenges Bewachen sucht solches Entwenden zu verhindern, dabei kommt es nicht selten zu Handgreiflichkeiten. So wurden in der Vergangenheit förmliche Schlachten mit Stöcken und Ochsenziemern um den Besitz des Baumes ausgetragen. Solche Ausschreitungen trugen dazu bei, dass der Maibaum in Bayern immer seltener wurde.

Brauchtum zwischen 1933 und 1945

Leider wurde nach 1933 auch die Heimat- und Brauchtumsbewegung durch die NS-Ideologen missbraucht und die Maibäume zu germanischen Volkstumsbräuchen umgedeutet. Problematisch wurde es für traditionsbewusste Bayern spätestens ab 1935, weil dann die bayerischen Farben Weiß-Blau nicht mehr gezeigt werden durften und die Maibäume nun entweder ungestrichen oder ganz weiß bemalt aufgestellt werden mussten. Ab diesem Zeitpunkt wurde nur noch die Hakenkreuzflagge am Bayerischen Maibaum geduldet. Für bayerischen Patriotismus war im gleichgeschalteten Reich kein Platz mehr.

Literatur