Marienstatue (Landau)

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Steinmetzmeister Schwertl fertige nach genauen Vorgaben eine Säule aus rotem Sandstein für den Marienbrunnen. (Foto: Seidl)

Die Marienstatue ist eine 1892 von Martin Schwertl gefertigte Skulptur in Landau an der Isar. Die 300 Kilogramm schwere Statue steht auf dem Marienbrunnen neben dem Rathaus.

Geschichte

Vertrag von 1892

Am 9. April 1892 unterschreibt Martin Schwertl einen fein säuberlich in deutscher Schrift aufgestellten Vertrag bezüglich der Herstellung einer Mariensäule für Landau an der Isar. In sieben Punkte unterteilt, wird dort genau aufgeführt, was der Steinmetzmeister zu leisten hat und welche Arbeiten und Kosten der Stadt zufallen. Das im Stadtarchiv aufbewahrte Dokument wird in komprimierter Form wiedergegeben: „Der Bürgermeister Herr Schwaiger und der Steinmetzmeister Herr Martin Schwertl schließen bezüglich der Herstellung der Mariensäule, welche auf dem oberen Stadtbrunnen angebracht wird, folgenden Vertrag:

  1. Gegen Entschädigung von 550 M sind nach Plan der Sockel aus Beton mit Granitverkleidung und die Säule aus wetterbeständigen Sandstein herzustellen.
  2. Das nötige Fuhrwerk zum Transport der Säule hat Herr Bürgermeister Schwaiger zu stellen. Für den nötigen Wasserspeier hat der genannte ebenfalls Sorge zu tragen.
  3. Für die Anbringung einer Wasserleitung in der Säule ist Herr Schwertl verantwortlich.
  4. Auf einer Seite der Säule ist das Stadtwappen und auf zwei weiteren Seiten eine Inschrift anzubringen.
  5. Im Falle einer besseren Fundamentierung der Säule notwendigkeitshalber hat selbe auf Kosten des Bürgermeisters Schwaiger zu erfolgen.
  6. Die Säule muss mindestens bis 15. Juli 1892 gefertigt und aufgestellt sein. Die Aufstellung hat Herr Schwertl ohne weitere Entschädigung zu übernehmen.
  7. Die Bezahlung der Säule erfolgt sofort nach erfolgter Aufstellung derselben.

Unterzeichnet: Martin Schwertl – Schwaiger.

Zur Zeit der Nazis

Der Landauer Marienbrunnen blieb in der Nazizeit unangetastet und das war nicht selbstverständlich. Selbst in kleinen Orten wurden im Dritten Reich Mariensäulen wegen ihres religiösen Gehaltes als Bedrohung der nazistischen Ideologie empfunden. In Landau galt der Marienbrunnen als Verkehrsinsel zur Förderung des Zweibahnverkehrs – man konnte damals an beiden Seiten des Brunnens vorbeifahren, was den Brunnen vor Üblerem bewahrte.

Das Inferno des Kriegsendes mit der Beschießung der Stadt durch die Amerikaner brach am 30. April 1945 über Landau herein. Dabei brannte das Rathaus neben des Marienbrunnen bis auf die Außenmauern nieder. Als die Rauchschwaden verzogen waren, mögen die leidgeprüften Bewohner der Stadt es wie ein Wunder empfunden haben, dass die Madonna vom Marienbrunnen unbeschädigt den Beschuss und den Brand des Rathauses überstanden hatte. Für gläubige Menschen ein Zeichen der Hoffnung auf Frieden und eine bessere Welt.

Restaurierung 1971

Der Zahn der Zeit hat an der Marienstatue genagt. (Foto: Seidl)
Bei der Segnung der erneuerten Brunnenanlage durch Stadtpfarrer Franz Gabriel. (Foto: Seidl)
Vor dem Abbruch. (Foto: Seidl)

Auf einem Foto, das etwa 1970 von einem Rathausfenster aus fotografiert wurde, sind an der Säule keine Schäden auszumachen. Offensichtlich war der im Wasser stehende untere Teil schadhaft geworden, wie auch das Innere des Brunnenkorbes dringend der Erneuerung bedürftig. Diese Probleme waren seit Jahren bekannt. Der Stadtrat war sich zwar immer einig, dass etwas zu geschehen hätte, doch über das „Wie“ gab es ständig geteilte Ansichten. In den Diskussionen wurde vor allem damit argumentiert, dass der Brunnen ein Verkehrshindernis darstellt, es gab sogar Stimmen, die den Brunnen ganz vom Marienplatz verschwinden lassen wollten. Gemäßigtere Stimmen sprachen sich für eine Verschiebung des Brunnens näher zum Rathaus hin aus.

Um dieses Ansinnen zu klären, wurde eine Besprechung anberaumt, bei der Bezirksheimatpfleger Dr. Bleibrunner, Kreisheimatpfleger Michael Fraundorfner, Kreisbaumeister Otto Pätzold und Bürgermeister Hans Kick anwesend waren. Dr. Bleibrunner war gegen das Heranrücken des Brunnens an das Rathaus und befürwortete das Verschieben des Brunnens an die Stelle der Plakatsäule vor dem von-Streber-Haus. Bürgermeister Kick machte geltend, dass dieser Vorschlag mit der Ansicht weniger Landauer Bürger konform ginge, die schon länger diese Lösung befürworten. Auch war Kick der Meinung, dass der Brunnen an seinem alten Platz dem wachsenden Verkehr schließlich einmal weichen und ganz verschwinden müsse. Am 21. Juni 1971 erging von der Stadt die Auftragserteilung zur Erneuerung des Marienbrunnens an die Firma Walter Steininger von Metten. Die Schaffung eines Bronzeringes wurde der Firma Hirtreiter aus Gröbenzell übertragen. Weiter ist dem Sitzungsprotokoll zu entnehmen: „Herr Prof. Arthur Piechler hat sich bereit erklärt, in Zusammenarbeit mit 1. Bürgermeister Kick eine Sammlung durchzuführen, von der man sich 6.000 bis 10.000 Mark an Spenden für den Umbau und die Erneuerung des Marienbrunnens erwartet“.

Die Arbeiten schritten nur langsam voran. Im Spätherbst 1971 wurden sie ganz eingestellt. Inzwischen wurde weiter über eine Verrückung des Brunnens diskutiert. Mit Beginn der Bauarbeiten Ende Februar 1972 wurde dieses Thema endgültig geklärt, da sich herausstellte, dass der Sockel des Brunnens gemauert ist und so eine einfache Verrückung des Brunnens dadurch unmöglich ist.

Ein halbes Jahr lang stand der Brunnenkorb ohne die vertraute Mariensäule vor dem Rathaus, denn schon im Oktober 1971 war die im Kunstgussverfahren hergestellte Marienfigur von der schadhaften Sandsteinsäule gehoben worden. Die Firma Galvanotechnik Bauer begann in Obernzell bei Passau mit der Restaurierung der 80 Jahre alten Madonna. Wie aufwendig die Arbeiten an der 1,70 Meter hohen Eisenfigur waren, ist aus der Rechnung vom [[20. Januar] 1972 zu entnehmen.

Da wird aufgelistet: „Eine Brunnenfigur sandgestrahlt, spritzverzinkt, dann mit Bronze gespritzt, eingefärbt und poliert, mit Polyesterharz Löcher ausgegossen und mit Lack gesamte Figur versiegelt.“ Mit Transport und Mehrwertsteuer werden 2.697 DM verrechnet. Die Qualität der geleisteten Arbeit muss hinterfragt werden, da bereits 1982, also zehn Jahre später, die Madonna für den Betrag von 4.419 Mark von der Firma Baumeister aus Linden erneut entsprechend behandelt worden ist.

1972 musste die reparierte Marienfigur noch mehrere Wochen im Bauhof abgestellt werden, bis die neue Granitsäule angeliefert und im Brunnen aufgebaut war. In dieser Zeit wurden von Bürgermeister Kick und dem Stadtbauamt eifrige Überlegungen angestellt, ob man die Madonna nicht drehen und entweder über die Ludwigstraße in den Bayerischen Wald oder über den Marienplatz schauen lassen sollte, doch man entschloss sich, die Figur wieder so aufzustellen, wie sie seit 1892 auf dem Marienplatz steht.

Die Neugestaltung des Brunnens schritt voran. Wie beauftragt, hatte die Firma Walter Steininger aus Metten den viereckigen, 90 Zentimeter hohen Sockel und die drei Meter hohe Säule angefertigt, die durch eine 20 Zentimeter-Basis verbunden sind. Den Abschluss bildet ein Kapitell als Basis für die Madonna. Für das Anfertigen der Säule mit Kapitell nebst einer langen Liste von Nebenkosten verrechnet Steininger 7.050 Mark plus elf Prozent Mehrwertsteuer. Die Arbeiten an der Brunnenanlage nahmen noch längere Zeit in Anspruch. Erst vier Wochen nach dem Aufstellen der Mariensäule schreibt Steininger eine Rechnung an die Stadt, in der er 6.200 Mark für das Anfertigen einer Stufenanlage fordert. Ungewöhnlich ist, dass auf Steiningers Rechnung auch ein Betrag von 5.697 Mark für den von Hirtreiter aus Gröbenzell angefertigten Bronzering steht. Aus einer Kostenzusammenstellung des Stadtbauamtes ergibt sich für die Brunnenerneuerung eine Summe in Höhe von 48.000 Mark. Arbeiter-, Fuhr- und Baggerlöhne des Stadtbauhofes werden unter anderem mit 10.036 Mark berechnet. Neben Wasser- und Elektroarbeiten der Städtischen Werke für 2.544 Mark sind auch noch 804 Mark für das Anbringen von zwei Unterwasserscheinwerfern im Brunnenkorb aufgelistet.

Die Spendenaktion von Ehrenbürger Arthur Piechler und Bürgermeister Hans Kick brachte den stolzen Betrag von 20.000 Mark ein. Damit konnten die anfallenden Auslagen für die neue Granitsäule mit Bronzering und die Restaurierung der Madonna nebst Kosten für die Anlieferung und Aufstellung beglichen werden.

Einweihung 1972

Nach einer umfassenden Erneuerung des schadhaften Brunnenkorbes und der Stufenanlage nebst Umfeld konnte die ursprüngliche Madonna aus dem Jahre 1892 auf eine schlanke und etwas höhere Granitsäule gestellt werden. Dass sie wieder auf der Säule stand, war keine Selbstverständlichkeit.

Ein Glücksfall, dass Prof. Arthur Piechler seine Vorstellungen einbrachte und sich bereit erklärte, für dieses kostspielige Projekt Spenden zu sammeln. Piechler machte mit Temperament und Überzeugungskraft auf die Umgestaltung des Brunnens aufmerksam und konnte mit Unterstützung von Bürgermeister Hans Kick 20.000 DM sammeln.

Durch Gespräche mit dem leutseligen Professor und die fortlaufende Berichterstattung der Presse bestens informiert, strömte am Sonntag, den 2. Juli 1972, halb Landau zum Marienplatz. Dort war alles vorbereitet: Ein Altar an der gegenüberliegenden Rathauswand aufgebaut, Stühle standen für Ehrengäste und ältere Menschen bereit, der Brunnenkorb war mit Blumen geschmückt und entgegen anderslautender Voraussagen lachte die Sonne vom Himmel.

Um 10 Uhr begannen die Feierlichkeiten mit einem Standkonzert der Blaskapelle des Anton-Bruckners-Gymnasiums Straubing unter Leitung von Ludwig Fleischmann – eine Stadtkapelle Landau gab es damals noch nicht. Der Gesangverein hatte mit Otto Grasberger ein zum Anlass passendes Lied einstudiert. Zur Freude der zahlreichen Anwesenden erklang das allseits bekannte „Am Brunnen vor dem Tore“.

Vor der kirchlichen Segnung begrüßte Bürgermeister Kick die Ehrengäste, unter ihnen besonders Prof. Arthur Piechler mit Gattin, den früheren Landrat Dr. Winklhofer mit Gattin, im besonderen auch Graf und Gräfing von Arco auf Valley. In seiner Rede zeigte sich der Bürgermeister erfreut über die rege Anteilnahme der Bevölkerung an der erforderlich gewordenen Umgestaltung des Brunnens. Sein Dank galt den Spendern und dem Spendensammler Arthur Piechler, aber auch der unterstützenden Berichterstattung in den Zeitungen. Mit dem Gedicht „Der alte Brunnen“ von Hans Carossa schloss Bürgermeister Kick seine Ansprache.

Dann trat Arthur Piechler ans Rednerpult. In seinen Ausführungen, die er mit einem Schuss Humor versah, betonte er seinen Respekt über die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung. Auf die Frage, warum wohl so viele Leute dieses Projekt unterstützten, gab es für ihn nur eine Antwort: weil wohl jeder, zumindest ein ganz klein wenig, ein Marienverehrer sei.

Stadtpfarrer Franz Gabriel begann anschließend mit der Segnung des Brunnens und der Marienstatue, wofür der 2. Juli als Fest „Mariä Heimsuchung“ sicher mit Bedacht ausgewählt worden war. Auch Gabriel dankte allen, die durch ihre Spenden die Erneuerung des Brunnens ermöglichten, um, wie er sagte, der Verehrung der Muttergottes ein sichtbares Zeichen im Mittelpunkt der Stadt zu setzen. Das anschließend vom Gesangverein dargebotene „Ave Maria“ von Srcadelt war eine würdige Hinführung zur beginnenden Messfeier.

„Bei den Liedern bitte alle mitsingen“, stand in einem Programmblatt, das vor allem die Mitfeiernden in den vorderen Reihen in den Händen hielten, denn mit „Meerstern ich dich grüße“ zum Gloria und „Gegrüßest seist du Königin“ als Kommunionlied war Volksgesang angesagt. Zur festlichen Gestaltung des Gottesdienstes trug der Kirchenchor mit Chordirektor Ludwig Fleischmann bei. Ein Chorsatz des anwesenden Musikprofessors Arthur Piechler durfte dabei nicht fehlen. Zur Gabenbereitung erklang das von ihm komponierte „Sei gegrüßt du Morgenstern“. Zum Schluss der Einweihungsfeierlichkeiten spielte nochmals die Blaskapelle des Anton-Bruckner-Gymnasiums Straubing auf.

Vergoldung 2009

1892 war die Statue vergoldet, dies konnte man mit der Rechnung eines Vergolders aus dem Stadtarchiv beweisen. Erst nach der Restaurierung 1972 hat sie ihre Farbe verloren und sei immer schwarzer geworden. Die Heimatforscherin Inge Seidl stellte am 27. Februar 2009 mit Bürgermeister Josef Brunner und Stadtpfarrer Christian Kriegbaum ihr Projekt, die Statue wieder zu vergolden, vor.

Bürgermeister Brunner stellte die Hilfe der Stadt Landau genauso in Aussicht wie Stadtpfarrer Kriegbaum die Unterstützung der Pfarrei. Jedoch könne sich die Kirchengemeinde nicht finanziell an der Aktion beteiligen, da noch große Ausgaben zur Restaurierung der Orgel anstehen, erklärte der Stadtpfarrer. Die Stadt wird vor allem durch Hilfsarbeiten, die im Umfeld der Vergoldung anfallen, ihren Beitrag leisten. Doch auch von dieser Seite ist keine finanzielle Unterstützung zu erwarten.

Um die geschätzten 10.000 Euro für die Vergoldung zusammen zu bekommen, setzt Inge Seidl auf die Mithilfe der Bevölkerung: „Die Landauer haben die Statue nicht nur 1892 durch Spenden errichtet, sondern auch 1972 die Restaurierung mit Spenden finanziert.

Literatur