Marktler Badesee

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Der Marktler Badesee. (Foto: Reiseder)
Die Eisenbahnlinie trennt den Altwasserarm vom Hauptfluss, dem Inn. (Foto: Meisenberger)
Auch der Biber hat den Marktler Badesee als Nahrungslieferanten entdeckt. (Foto: Meisenberger)

Der Marktler Badesee, auch als der „alte Inn“ bezeichnet oder Marktler Badelacke, befindet sich an der Verbindungsstraße von Marktl nach Perach. Gegenüber dem westlichen Ende des 11,5 ha großen Flachwassersees mündet die Alz in den Inn.

Enstehung des Marktler Badesees

Im 19. Jahrhundert wurde durch den Bau der Eisenbahnlinie Mühldorf-Simbach der Inn durchschnitten, wobei durch den geradlinig verlaufenden Bahndamm ein Bogen des Flusses abgetrennt wurde. So entstand ein Flachwassersee, biologisch gesehen ein Weiher, als Durchlaufgewässer, dessen Wasser sich in etwa 70 Tagen erneuert. Kleinere Zuflüsse, aus dem durch Molasseablagerungen im Tertiär entstandenen und durch eiszeitliche Schmelzwässer geformten nördlich der Lacke gelegenen Hang, und viele unterirdische Quellen speisen diesen als Naherholungsgebiet im Landkreis Altötting ausgewiesenen Badesee.

Beschaffenheit

1970 wurde der flachere Teil im Bereich des Kiosks entschlammt, aufgekiest, die Ufer entschilft, ehemalige Sumpfgebiete verfüllt und als Liegewiesen angelegt. Mit der Zeit hat sich in diesem Flachwasser eine artenreiche Unterwasserflora gebildet. Das Wasser ist von Licht durchflutet bis zum Grund, den regelrechte Wiesen von Armleuchterkraut „Chara hispida“ überwuchern. Diese kratzigen Pflanzen wachsen nicht bis zur Wasseroberfläche, so dass Badegäste ungestört darüber hinweg schwimmen können. Auch ist das meterlange Tausendblatt „Myriophyllum spicatum“ und das Hornkraut „Ceratophyllum demersum“ vorhanden, welche oft bis zur Oberfläche wachsen und so manchen Schwimmer durch ihre Streicheleinheiten erschrecken. Das Nixenkraut mit seinen distelartigen Stacheln tritt erst seit etwa 1996 an manchen seichteren Stellen, z.B bei den Seerosen am Ostende der Lacke, auf. Mittlerweile hat es sich im gesamten Gewässer verbreitet.

Alle diese Makrophyten tragen zur Reinigung des Gewässers bei. Sie binden überschüssige Nährstoffe, die über den Leonberger Bach und bei wolkenbruchartigen Regenfällen aus der angrenzenden Landwirtschaft in den See gelangen. Phosphate werden von den Wasserpflanzen und im kalkigen Schlamm gebunden. Ammoniumverbindungen aus abgestorbenen Pflanzen oder oberflächlich eingeschlemmt, werden durch die Nitrifikation durch Bakterien zu Nitrit und weiter zu der Endstufe Nitrat abgebaut und von den Wasserpflanzen aufgenommen, die ebenso die Nitratfracht der Grundquellen verarbeiten.

Wasseranalyse

Wasseranalysen während der letzten 3 Jahre (regelmäßig durchgeführt von Günter Geiß mit dem Analytikerteam des Fischereivereins Burghausen) ergaben, dass Ammonium, Nitrit und Nitrat kaum nachzuweisen sind. Der pH-Wert, also die Aussage ob ein Gewässer sauer oder alkalisch reagiert, ist unterschiedlich je nach Probestelle. Im Bereich der unterirdischen Quellen werden meist neutrale, mitten im Kraut leicht alkalische Werte bis pH 8 gemessen. In den Wintermonaten, wenn die Tätigkeit der Wasserpflanzen ruht und die Wasseroberfläche mit Eis bedeckt ist, kann der pH-Wert durch die entstandene Kohlensäure der Atmung der im Wasser lebenden Tiere und Bakterien bis pH 6,5 sinken. Auch kann durch den bakteriellen Abbau abgestorbener Unterwasserpflanzen die Sauerstoffsättigung bis auf 80 % sinken.

Wasserpflanzen verbrauchen bei der Assimilation Kohlendioxid, das sie, wenn im Wasser nicht mehr frei vorhanden, der Wasserhärte, die im Badesee durchschnittlich bei 8 bis 10 Grad deutscher Karbonhärte liegt, entnehmen, wobei der pH-Wert ansteigt. Das Säurebindungsvermögen, das zwischen 3 bis 5 mmol/l liegt, sagt aus, dass es sich hier um ein stabiles, produktionsreiches Wasser handelt. Der Sauerstoffgehalt liegt zwischen dichtem Wasserpflanzenbewuchs bei Sonneneinstrahlung über dem Sättigungswert bis 120 %. Im Badebereich, z.B. nähe Kiosk, kann bei starkem Badebetrieb durch Verunreinigungen der Badegäste eine höhere Sauerstoffzehrung auftreten und der Sättigungswert erheblich sinken. Aber selbst bei Badetemperaturen bis 28 °C ist immer noch genügend Sauerstoff nachzuweisen, so dass Fische und andere kiemenatmende Wassertiere nicht gefährdet sind.

Wären die höheren Wasserpflanzen nicht vorhanden, so würden sich Milliarden von kleinsten schwebenden Algen, das sogenannte Phytoplankton, im Freiwasser bilden. Diese Wasserblüte trübt das Wasser grün ein und wer sich nach dem Baden nicht gründlich abduscht verspürt beim Trockenwerden ein Spannen auf der Haut. Zur Lebensgemeinschaft dieses Phytoplanktons gehört auch das Zooplankton, mikroskopisch kleine Rädertierchen , Wimper- und Glockentierchen und etwa millimetergroße Hüpferlinge „Cyclops“, Flohkrebschen „Daphnien“ und andere, die sich von den Kleinstalgen und Bakterien ernähren.

Im Marktler Badesee kommt es meist nicht zu dieser Wasserblüte, da die höheren Wasserpflanzen überwiegen und an ihnen ein Heer von mikroskopisch kleinem Zooplanktonaufwuchs siedelt, welches sich von freischwimmendem Phytoplankton ernährt. Deshalb ist das Wasser über und zwischen den Carawiesen, dem Armleuchterkraut, sehr klar.

Dies ist auch deshalb sehr wichtig, wenn der See, wie auch immer, mit koliformen Keimen belastet wird. Diese Keime werden durch die UV-Strahlung der Sonne relativ schnell abgetötet, was bei trübem Wasser wesentlich länger dauert.

Unterwasser-Makrophyten

Diese Makrophyten sind ein wichtiger Teil der Badelacke und tragen zur Reinhaltung des Wassers bei. Im Laufe der vergangenen Jahre stellte sich ein gewisses Gleichgewicht zwischen Kalk abscheidenden, harten Pflanzen und Weichblattpflanzen ein, bedingt auch durch einen früheren Besatz an Plankton und Weichblattpflanzen fressenden Grasfischen und Marmorkarpfen.

So siedelt in weiten Bereichen in der lichtdurchfluteten Tiefe der Lacke wolkenartig das Armleuchterkraut Chara hispida so dicht, dass keine anderen Wasserpflanzen dieses Dickicht durchdringen können. Dieses Armleuchterkraut wächst nicht bis zur Oberfläche, stört also auch nicht die Badegäste beim Schwimmen, trägt aber zur Reinhaltung und Verbesserung der Wasserqualität bei.

Am Rande dieser Armleuchterwiesen und oftmals auch darüber findet man das Gemeine Hornkraut Ceratophyllum demersum, wo es nicht selten bis zur Wasseroberfläche reicht. Die wurzellose, untergetauchte, bis 1 m lange Pflanze flottiert im Wasser, besitzt jedoch wurzelartige Gebilde, die aus umgewandelten Sprossen entstanden sind, die jedoch nicht der Verankerung, sondern der Nahrungsaufnahme dienen. Auf den zarten, zerbrechlichen Stängeln sitzen dunkelgrüne, starre Blätter, die in 4 bis 12-strahligen Quirlen stehen. Meist vermehren sich diese Pflanzen auf vegetarischem Weg. Durch Boote und Tiere zerteilte Bruchstücke wachsen zu selbständigen Individuen heran. Die im Spätherbst entstandenen stärkereichen Endknospen lösen sich von der Pflanze, fallen auf den Schlammgrund und wachsen im Frühjahr zur neuen Pflanze aus.

Das Ährige Tausendblatt Myriophyllum spicatum findet man ebenfalls neben dem Armleuchterkraut in der schlammigen Tiefe, wo es oft als unentwirrbares Unterwasserdickicht bis an die Oberfläche treibt. An den meist rötlich überlaufenen Stängeln sitzen kammartig fiederspaltig in 4-strahligen Quirlen angeordnete Laubblätter. Das Tausendblatt blüht über der Wasseroberfläche und vermehrt sich über schwimmfähige Früchte, die über Wasservögel und das Eis, in dem sie einfrieren, verbreitet werden. Durch abgeschnittene Sprossen kommt es noch zu reichlich vegetativer Vermehrung.

Eine weitere Art ist das Quirlige Tausendblatt Myriophyllum verticillatum, das sich durch 5-strahlige Blattquirle und die Bildung von Winterknospen von M. spicatum unterscheidet. Es wächst im gleichen Standortbereich, allerdings in weniger starker Bestandsdichte.

Aufliegend auf den Chara hispida Wiesen und zwischen Hornkraut und Tausendblattdickichten breitet sich der wurzellose, untergetaucht flutende Gemeine Wasserschlauch Utricularia vulgaris aus. Die etwa 60 cm lange Sprosse ist mit 2-teiligen, nach allen Seiten abstehenden Blättern besetzt, in feine Zipfel zerteilt mit zahlreichen blasenförmigen Anhängseln, mit denen die Fleisch fressende Pflanze kleine Wassertierchen fängt und verdaut. Sie blüht unter Wasser, wo ihre Blüten bis an die Wasseroberfläche reichen. Häufiger aber vermehrt sich der Wasserschlauch mit Hilfe seiner dunkelgrünen Winterknospen, die aus zusammengeschlossenen kleinen, schleimigen Blättern entstehen. Nach dem Zersetzen der Mutterpflanze im Herbst werden diese Knospen frei, überwintern im Schlamm und treiben im Frühling neu aus.

Auch findet man zwischen Horn- und Tausendblattkraut vereinzelt das Durchwachsene Laichkraut Potamogeton perfoliatus, eine untergetauchte, jedoch wurzelnde Wasserpflanze mit langen, verzweigten Stängeln mit bis zu 20 cm langen Stängelgliedern. Auf den rundlich ovalen Blättern scheidet sich durch Assimilation entstandener Kalk ab. Obwohl die Pflanze blüht, vermehrt sie sich nur mit Hilfe von Winterknospen, die auf den Gewässergrund sinken.

Vergesellschaftet mit dem Durchwachsenen Laichkraut ist das Krause Laichkraut Potamogeton crispus, das sich durch seine wellig gekräuselten Blätter unterscheidet.

In manchen Bereichen der Badelacke, im seichten, verschlammten Uferbereich wächst der Gemeine Tannenwedel Hippuris vulgaris, eine im Wasser bis 2m lange Pflanze, die an den Knoten wurzelt und zahlreiche, unverzweigte, teilweise bis 40 cm über das Wasser hinausragende Stängel treibt. Die dunkelgrünen, unter Wasser schlaff herabhängenden Laubblätter sind dünn, weich und bandartig. Die typische Form wachst halb untergetaucht, halb über Wasser. Die zwittrigen Blätter, die vom Wind bestäubt werden, findet man auf den Luftsprossen der Landform über Wasser. Die reifen fruchtartigen Nüßchen fallen im Herbst zu Boden und werden auch von Wasservögeln verbreitet.

Das Große Nixenkraut Najas marina konnte ich ab 1996 erstmals im seichten östlichen Teil der Badelacke finden. Seit dieser Zeit breitete sich dieses Kraut über den gesamten Flachwassersee aus und ist derzeit am häufigsten in den im Frühjahr krautfreien Zonen anzutreffen, wo das stachelig gezähnte Kraut im Laufe des Sommers bis an die Wasseroberflache treibt und sich dort zur Seite hin ausbreitet. Es verleidet durch ihren dichten und hohen Wuchs den Fischen und den Badegästen das Schwimmen. Das Bestäuben erfolgt unter Wasser und die Früchte fallen auf den Schlammboden, wo sie im Frühjahr wieder neu keimen. Das alte Kraut verrottet im Spätherbst.

Auch das Brachsenkraut Isoetes lacustris wächst in der Nähe der Einmündung des Baches am alten Wasserwachthäuschen im seichten Gewässer auf schlammigem Boden. Der grasartige Unterwasserfarn, der bis etwa 20 cm Höhe erreicht, zeigt binsenartig zugespitzte, dunkelgrüne Blätter und bildet unter Wasser einen zusammenhängenden Rasen, der an dieser Stelle aber bald dem dort wuchernden Nixenkraut weicht. Auch am straßenseitigen Ufer im seichten Bereich kann man eine dieser Brachsenkrautwiesen entdecken.

Auch die Teichbinse Schoenoplectus lacustris mit unterirdisch kriechendem Wurzelstock und aufrechten Stängeln findet man auf dem freien nicht von anderen Wasserpflanzen bewachsenen, verschlammten Boden. Diese Binse wächst in der Badelacke meist mit untergetauchten Bandblättern, so dass hier nur wenig Stängel über die Wasseroberfläche ragen.

An manchen Uferbereichen findet man untergetaucht die Wasserpest Elodea canadensis, eine schwimmende oder kriechende Pflanze mit langem, flutendem Stängel, an dem längliche, zugespitzte Blätter in Quirlen sitzen. Diese Pflanze kann sehr stark wuchern, ist aber in der Badelacke nur mäßig vertreten.

Am seichten, östlichen Ende der Lacke wurde vor Jahren eine rosa blühende Seerose Nymphaea spec. gepflanzt, deren Wurzelstock sich stark ausbreitete. Die Blätter dieser Schwimmblattpflanze stehen dort so dicht, dass sie sich gegenseitig bedrängen und deshalb über die Wasseroberfläche ragen. Mitten im See, auf stark verschlammtem aber lichtdurchflutetem Grund trifft man auf einige Sämlinge der Gattung Nymphaea, die in diesem derzeitigen Jugendstadium nur lappige Unterwasserblätter hervorbringen.

Die Übergänge zwischen den einzelnen Standorten sind fließend, wobei die charakteristischen Unterwasserpflanzen auf die jeweiligen ökologischen Verhältnisse eingestellt sind. Diese Wasserpflanzen haben mit den wasserlebenden Algen ebenso wenig zu tun, wie Wale und Delfine mit den Fischen, da sie einst aus Landpflanzen hervorgingen und erst sekundär den Spezialstandort Süßwasser eroberten.

Die Unterwasserflora in der Marktler Badelacke zeigte 2001 eine artenreiche Pflanzenzusammensetzung. Bei meinen alljährlichen, sommerlichen Schnorchelausflügen in dieser Lacke konnte ich feststellen, dass die Zusammensetzung der Unterwasserflora von Jahr zu Jahr variieren kann, so dass mal die eine, mal die andere Pflanzengruppe dominiert. So trieben 2008 vorher wenig vorhandene Gespinnstalgen bis auf die Oberfläche, wo diese watteartigen Pflanzen ein Schwimmen unmöglich machten. Dieser lichtdurchflutete Flachwassersee kann stolz auf diesen Pflanzenreichtum sein, da diese Makrophyten durch ihren Aufwuchs von Zooplanktern zur Reinigung des Wassers beitragen, dieses mit Sauerstoff anreichern und von der trüben Wasserblüte freihalten.

Fische

Wenn man, ausgerüstet mit Schnorchel und Taucherbrille, über diesem Krautdschungel hinwegschwimmt, erhält man einen Einblick in den Artenreichtum der Fische. Rotaugen- und Rotfedernschwärme, hier und da ein Schuppenkarpfen, ein Schwarm Brachsen dort, halb im Kraut versteckt ein Hecht. Hierhinein können sich auch Beutefische vor ihren Fressfeinden flüchten, nicht zuletzt auch vor den dort permanent anwesenden Kormoranen, die gegenüber an der Alzmündung im Auwald ihre Schlafplätze haben.

Aale und Waller sind nachtaktive Fische, die man tagsüber wenig zu Gesicht bekommt. Die Waller, die in diesem Gewässer vereinzelt bis zu 80 Pfund erreichen, liegen in den Armleuchterwiesen versteckt auf Grund und haben, wie mir Taucher berichteten, regelrechte Gänge in diesem Pflanzenwirrwarr angelegt, was dem an der Oberfläche schnorchelnden Badegast verborgen bleibt. Der nachtaktive Aal ist meist im Schlamm versteckt. Es bilden sich einige im Laufe ihres Lebens zu so genannten Raubaalen aus. Sie haben gegenüber dem spitzköpfigen (normalen) Artgenossen ein breites, abgerundetes Maul, um Beutefischchen besser schnappen zu können.

Erst im laichreifen Alter, bevor sie ins Sargassomeer zum Laichen abwandern, bildet sich ihr Kopf wieder spitz aus und die Augen vergrößern sich, eine Anpassung für die lange Reise in der dunklen Tiefe des Meeres.

Auch Zander und Barsche leben in diesem Gewässer. Während der Barsch in kleinen Rudeln zwischen und über den Wasserpflanzen nach Beute jagt, finden wir den Zander mehr auf der kiesigen Bahndammseite, dessen Ufernähe er besonders nachts aufsucht und dort den in größerer Zahl anzutreffenden Beutefischchen wie Rotaugen oder Lauben nachstellt. Mitten im Bereich der Hornkraut- und Tausendblattpflanzen und auch im flächenhaft vorkommenden, an der Oberfläche weiß blühenden, spreizenden Hahnenfuß stehen Schleien, die meist nach Sonnenuntergang oder regnerischem Wetter aktiv werden und auf Nahrungssuche gehen. Der Fischbestand ist recht vielfältig und auch ganzjährig geschützte Arten wie der Schneider, ein etwa fingerlanger, auf der roten Liste stehender Fisch, kommt in manchen kiesigen Seichtbereichen noch vor. In den letzten Jahren hat sich der nicht heimische, etwa 20 bis 30 cm große Sonnenbarsch enorm vermehrt. Er wurde von Aquarianern in der kleinen Mastenlacke gleich hinter dem Badesee ausgesetzt, von wo er bei einem größeren Hochwasser, das beide Gewässer eins werden ließ, auch in den Badesee gelangte.

Vor einigen Jahren züchtete der Fischereiverein Burghausen in der kleinen Mastenlacke westlich des Badesees Wildkarpfen, die dann teilweise in den Inn ausgesetzt wurden. Der nicht abgefischte Bestand wanderte bei einem großen Hochwasser, der den Badesee mit dieser kleinen Lacke eins werden ließ, in die Badelacke. Dieser Wildkarpfen ist die schlankere Urform aus der alle Zuchtformen wie Spiegel-, Zeilen- und Lederkarpfen hervorgingen. Die Wiedereinbürgerung dieses Wildkarpfens, der im Inn nur noch in wenigen Exemplaren vorkam, stand im Vordergrund dieses Experiments.

Muscheln

In diesem Badesee leben von jeher Teichmuschelarten der Gattung Anodonta, die als verschiedene Lokalrassen vertreten sind. Starke Populationen bildet die Schwanenmuschel mit niedrigem und die etwas kleinere Entenmuschel mit einem höheren Kiel. Auch lokale Rassen der Malermuschel aus der Familie Unionidae kommen in größerer Anzahl vor. Alle diese Muschelarten graben mit ihrem fleischigen, muskulösen Fuß in sandigen bis schlammigen Bodensubstraten, wo sie ihre Wanderung durch ihre langen Furchen verraten. Ihr hinteres Ende erhebt sich über das weiche Sediment, wo sie durch den leicht geöffneten Schalenspalt Wasser in ihre Mantelhöhle strudeln und organische Feststoffteilchen als Nahrung herausfiltern. Um sich zu vermehren, benötigen die Teich- und Malermuscheln geeignete Wirtsfische in ausreichender Dichte, auf denen sich die Larven entwickeln können. Dort, meist an den Flossen, ernähren sie sich parasitisch als Clochidium vom Wirtsgewebe. Nach einigen Wochen fallen sie als kleine Muscheln zum Boden. Des weiteren beherbergt dieser Badesee die Wandermuschel Dreissena polymorpha Pallas, ein Exote, der um 1800 herum aus Asien von Schiffen nach Europa eingeschleppt wurde. Sie vermehrt sich über die frei schwimmende Segellarve (Veliger) explosionsartig, da sie nicht auf Wirtsfische angewiesen ist. Sie kommt deshalb überall im freien Wasser vor. Diese Wandermuschel ist eigentlich ein Meeresbewohner, kann sich aber auch im Süßwasser fortpflanzen. Mit bis zu 200 Fäden heftet sie sich auf festen Gegenständen an. Im Bereich des großen Badesees nahe der Brücke sind fast alle heimischen Muschelarten von der Wandermuschel befallen. Die Hartteile der Teich- und Malermuschel, die über das Sediment, in dem sie graben, hinausragen, sind dicht mit großen und kleinen Wandermuscheln befallen. Diese Exoten setzen sich auch in der geöffneten Atemspalte fest und verhindern das Verschließen der Seitenzähne des Muschelschlosses. Somit versanden einige Muscheln allmählich und gehen zugrunde.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 25-28


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke