Marktplatzbrunnen (Bodenmais)

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Der Marktplatzbrunnen kurz nach der Fertigstellung durch Bildhauer Gerhard Kadletz Mitte der 1990er Jahre.

Der Marktplatzbrunnen in Bodenmais ist ein Kunstwerk des Landauer Künstlers Gerhard Kadletz. Der Brunnen wurde 1995 von dem Bildhauer geschaffen. Über dem Granitbrunnen ließ der Künstler einen Gitter-Kristall entstehen. Der Gitter-Aufsatz wurde jedoch von der Gemeinde abmontiert und lagert seit einigen Jahren im Bauhof.

Gerichtsstreit 2010

Die Sicht des Künstlers

Kadletz hat von der Demontage des Gitter-Aufsatzes erst mit Verzögerung erfahren. Er beschwerte sich bei Bürgermeister Michael Adam, stellte ein Ultimatum – vergeblich. Jetzt fährt er schwerere Geschütze auf: Kadletz hat wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht Klage eingereicht. Die derzeitige Lösung will er sich in keinem Fall gefallen lassen. Und da gibt ihm beispielsweise die Jusitiziarin des Urheberrechts-Verbandes VG Bildkunst, Anke Schierholz, Rückendeckung. „Der Eigentümer hat eine gewisse Verfügungsgewalt“, sagt sie, „er kann das Kunstwerk versetzen, aber eine Aufspaltung oder Teilung des Kunstwerkes ist nicht zulässig. Und der Urheber hat ein Mitspracherecht, in welcher Form sein Werk öffentlich gezeigt wird.“ Im Bodenmaiser Streitfall hieße das: Der Markt kann als Eigentümer den Brunnen komplett abbauen, aber die gegenwärtige, „amputierte“ Form muss der Künstler nicht hinnehmen.

Die Klage lautet auf Beseitigung der Beeinträchtigung, sprich: Auf Wiederaufbau des kompletten Brunnens. Und auf Feststellung eines Schadensersatzanspruches, den Kadletz vollmundig auf 100.000 Euro angesetzt hat. Zudem will Moosmeier auch einen Anspruch auf Entschädigung geltend machen, also eine Art Schmerzensgeld. Wobei der Anwalt einräumt, dass der konkret für den Künstler entstandene Schaden schwer zu beziffern sein dürfte. Genau so argumentiert auch Rechtsanwalt Josef Moosmeier aus Landau, der für Kadletz die Klage beim Landgericht München I eingereicht hat, das für Urheberrechtsfragen zuständig ist. Die Klage wird der Gemeinde dieser Tage zugestellt, Moosmeier rechnet mit einem Gerichtstermin im Mai oder Juni.

Die Sicht der Gemeinde

Bürgermeister Michael Adam begründete die Abmontage mit technischen Problemen. Schnee- und Eislast verbogen das Gitterwerk, die Wasserdüsen waren immer wieder verstopft, die Pumpe gab den Geist auf. Es fielen Reparaturkosten an. Bis der Bauhof irgendwann – noch zu Zeiten von Bürgermeister Fritz Wühr – angewiesen wurde, den Aufsatz abzubauen. Die Konstruktion sei einfach nicht ausgereift gewesen, vermutet Adam. Vielleicht ein Grund, weshalb Amtsvorgänger Wühr mit der Auszahlung der Kaufsumme an Kadletz lange gezögert hatte.

Heute argumentiert Adam nicht nur mit technischen Mängeln, sondern auch mit ästhetischen. In einem Künstlerwettbewerb hatte sich Kadletz Mitte der 1990er Jahre mit seinem Brunnen-Modell durchgesetzt. Er habe den Zuspruch einer hochkarätig besetzten Jury gehabt und auch der Gemeinderat habe ihm mit knapper Mehrheit in der „Stichwahl“ den Vorzug vor der Zwieseler Bildhauerin Veronika Schagemann gegeben. Diese demokratische Legitimation betont Kadletz ausdrücklich – wohl wissend, dass im Ort seit langem eine andere Version kursiert. In der unter anderem von kräftiger Einflussnahme der Städtebauförderung an der Regierung in Landshut die Rede ist. Der Brunnen habe den Bodenmaisern eigentlich nie gefallen, sagt Adam, und auch heute sei man sich im Ort und im Gemeinderat weitgehend einig, dass man den Kristallaufsatz nicht mehr haben wolle.

Entscheidung des Gemeinderats

Der Marktrat entschied in seiner Sitzung am 8. März 2010 einstimmig, dass ein Wiederaufbau des Stahlgitter-Aufsatzes nicht in Frage kommt und der gesamte Brunnen, auch das Becken aus Granit, abgebaut wird. Nach Berechnungen kostet es die Gemeinde rund 5000 Euro, wenn sie den Brunnen ganz abbaut und die Fläche wie den übrigen Platz pflastert. Dem gegenüber stehen etwa 2500 Euro für einen Wiederaufbau und die nötige Beckenabdichtung. Zudem fallen dann pro Jahr 4000 Euro für Strom und Pflege an.

Literatur