Maschinenfabrik Welz

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Mitarbeiter der Firma Welz im Jahr 1913
Die Firma Welz in der Grünaustraße.

Die Maschinenfabrik Welz (eigentlich Passauer Maschinenfabrik und Eisengießerei Jacob Welz) war ein bedeutender Passauer Industriebetrieb, der von der Fabrikantenfamilie Welz geführt worden ist. Er wurde 1865 in Waldkirchen gegründet und bestand von 1870 bis 1970 in der Grünau in Passau.

Geschichte

Auf der Walz gründete Jacob I. Welz im Jahr 1865 in Waldkirchen eine mechanische Werkstätte: Am 23. März 1865 erhielt er vom Marktmagistrat die „Lizenz zur Errichtung einer Maschinenwerkstätte“. Nach einigen Jahren verlegte er seinen Betrieb 1871 nach Passau direkt neben den Bahnhof, in die heutige Grünaustraße, zur leichteren Belieferung von vielen Kunden, die er bereits in Österreich und Ungarn hatte. Interessant sein für damalige Zeiten äußerst umfangreiches Lieferprogramm: Wasserräder, Kunstmühlen, Schrotmühlen, Holzhobelmaschinen, Schneidsägen-Einrichtungen, Kreissägen, Feuerlöschmaschinen, Pressen u.v.m.

Um das Jahr 1880 errichtete er dann eine eigene Eisengießerei auf dem Betriebsgelände. Diese muss so gut gelaufen sein, dass die „Aufträge nur mit Mühe bewältigt werden konnten“, wie aus einem Bericht der „Handwerks- und Gewerbekammer“ aus dem Jahr 1900 zu ersehen ist. Dort wurden auch die bis heute in vielen Gassen von Passau noch vorzufindenden Kanaldeckel gegossen und erinnern an einen bekannten Passauer Industriebetrieb.

Am 15. Oktober 1885 wurde die Firma dann in „Passauer Maschinenfabrik und Eisengießerei Jacob Welz“ umbenannt. Diese Firmenbezeichnung galt bis zur Auflösung 1967. Große Anerkennung erhielten die Erzeugnisse der Firma, unter anderem in Form einer Anerkennungsmedaille auf der „Bayerischen Landes-, Gewerbe- und Kunstausstellung“ am 26. August 1882 in Nürnberg für eine Maschine zur Herstellung von Zündholzdraht.

Am 10. März 1902 übergab Jacob I. Welz die Firma an seinen Sohn Jacob II. Welz, seinen Neffen Gottlob Welz und seinen Schwiegersohn Xaver Jacob, welche den Betrieb unter gleichem Namen fortführten. Um auftretenden Problemen mit der Lieferung von Maschinen nach Österreich und Ungarn aus dem Weg zu gehen, betrieb insbesondere Xaver Jacob die Errichtung eines Zweigwerks in Österreich, zunächst in Wernstein, ab 1910 durch Übernahme der Fa. M. Beham’s Nachf., Maschinenfabrik in Schärding. Dort wurden vor allem Maschinen für die Landwirtschaft und Ziegeleimaschinen hergestellt und in die Österreichischen Kronländer, ja bis nach Italien verkauft. Damit hatte das Unternehmen sichergestellt, dauerhaft günstig in die Kronländer Österreichs liefen zu können – und so wurde aus dem kleinen Handwerksbetrieb im Laufe der Zeit ein für den Passauer Raum bedeutender Industriebetrieb.

Trotz erheblicher Rückschläge durch Krieg und Nachkriegswirren – der österreichische Besitz ging durch Betrügereien eines damaligen Verwalters Konkurs – legte die Firma kräftig zu und gliederte ihrer Fertigung noch einen Handel in Industriebedarf an. Aus Platzgründen sollte der Betrieb dann aus der Innenstadt verlagert werden, was jedoch durch Uneinigkeit der damaligen Besitzer nicht mehr zustande kam. 1970 wurde die Firma aufgelöst. An ihrer Stelle steht heute das „Bavaria-Haus“ in der Grünaustraße.

Nach dem frühen Tod von Xaver Jacob im Jahr 1917 übernahm dessen Sohn Heinrich Jacob seinen Anteil, nach dem Tod von Gottlob Welz sein Sohn Karl Wilhelm Welz. Die Wirren des Zweiten Weltkriegs brachten viel Unheil über die Firma. Der Schärdinger Betrieb kam unter österreichische Verwaltung und ging durch einen kriminellen Verwalter in Konkurs, war also verloren. In Passau litt die Firma sehr unter Platzmangel. Dennoch wurden speziell für die Neuausrichtung der Wirtschaft vor allem Maschinen und Einrichtungen für die Holz-, Granit- und Glasindustrie gefertigt, sowie ein Großhandel für Werkzeuge, Maschinen, Handwerks- und Industriebedarf angegliedert. Im Jahre 1967 wurde die Firma von den damaligen Inhabern, die kein Interesse an einer Fortführung mehr hatten, stillgelegt und das Gelände verkauft. Heute steht dort ein Geschäftshaus mit Arztpraxen und Wohnungen.

Dokumentation

Zum Andenken an den Gründer Jacob I. Welz und die Bedeutung seiner Firma für die Industrialisierung des ostbayerischen Raums und des angrenzenden Österreich arbeitet das Stadtarchiv Passau unter Richard Schaffner und dem zuletzt noch bei der Firma tätig gewesenen Geschäftsführer, Dipl. Ing. Heinz Jacob, derzeit an einer ausführlichen Dokumentation. Beteiligt sind die Universität Passau, das Stadtarchiv Schärding, das Diözesanarchiv Passau und zahlreiche weitere Stellen. Während der umfangreichen Recherchen hat sich herausgestellt, dass noch sehr viele Maschinen und Anlagen aus der Produktion „Welz“ in Betrieb sind. Jeder ist in Passau schon einmal über Kanaldeckel gegangen mit der Aufschrift „Eisengießerei Welz Passau“. Und so gibt es Glasschleifmaschinen, Sägegatter, Förder- und Siloanlagen, Schützenzüge und vieles mehr, welche da und dort noch in Verwendung sind.

Galerie

Literatur