Matthäus Lang

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Die ehemalige Stiftsmühle zu Apoig

Matthäus Lang, auch Matthias Lang (* 16. September 1753 in Apoig, heute Hunderdorf; † 18. April 1805 in Straubing) war ein Müller.

Name & Herkunft

Im Taufmatrikel der Pfarrei Hunderdorf ist er als Mathaeus, legitimer Sohn des Mathias Lang, Müller in Apoig und dessen Ehefrau Anna Maria eingetragen. Bereits im Hofübergabs-Brief vom 23. Dezember 1778 und regelmäßig seit seiner Heirat am 19. August 1788 wurde er nicht mehr Matthäus, sondern Matthias Lang geschrieben. 1796 kaufte er auf Leibrecht eine zum Pfarrhof Hunderdorf gehörige Wiese und wurde danach wieder Matthäus genannt.

Leben und Wirken

Am 23. Dezember 1778 übernahm er im Alter von 25 Jahren das väterliche Mühlenanwesen und hatte dabei 1030 Gulden Übergabsgeld an seine Eltern zu entrichten. Die Eltern überließen ihm die Mühle „weegen Aufhabend Villen Schulden, dann anhoffend Bessern nuz: und wohlfarths willen.“

In Apoig befanden sich damals zwei Mühlen. Als „Stiftmüller“ war er im Unterschied zum kleineren, vom Kloster Windberg angestellten „Klostermüller“ ein Eigenunternehmer, der zwar gegenüber dem Kloster abgabenpflichtig war, aber vor allem private Mahlaufträge erledigte. Die Abtei übte nur das Obereigentum aus.

Bei seiner Heirat zu Hunderdorf am 19. August 1788 ehelichte er die Halbbauerntochter Barbara Lorenz von Recksperg, Pfarrei Hunderdorf. Sie brachte einhundert Gulden Vorlehen und 500 Gulden Heiratsgut ein, die teilweise zur Abzahlung der zahlreichen Schulden Langs verwendet wurden. Zwischen 1789 und 1800 wurde er Vater von acht Kindern. Am 5. Juli 1799 verpachtete er die Mühle an Johann Propst, nachdem das Kloster Windberg am 27. Juni 1799 dieser Afterpacht zugestimmt hatte. Probst starb jedoch bereits am 6. November 1799.

Lang und seine Ehefrau verkauften ihr Anwesen im Kaufbrief vom 19. Februar 1801 mit Einwilligung des Klosters an den Müller Joseph Lettl aus Irlbach und dessen Ehefrau Anna um 3450 Gulden und sechs Kronentaler. Am 22. Juni 1799 hatte Lang noch Restschulden in Höhe von 607 Gulden, die er am 31. März 1801 nach dem Verkauf seines Anwesens vor Gericht tilgte. Bereits 1803 veräußerte Lettl das erweiterte Anwesen wieder für 7550 Gulden an den Müller Wolfgang Sperl aus Grub bei Deggendorf.

1801, nach dem Verkauf der Mühle, verließ Lang, von dessen acht Kindern inzwischen drei verstorben waren, seine Heimat Apoig. Mit seiner Familie zog er nach Straubing und erwarb dort ein Haus. Er starb laut Sterbebucheintrag als Gemüsegärtner am 18. April 1805 im Alter von 51 Jahren an Lungenschwindsucht und wurde am 20. April 1805 auf dem Petersfriedhof bestattet. Seine Ehefrau Barbara starb am 9. Oktober 1818 im Alter von 54 Jahren.

Identifikation als Mühlhiasl

Zeitgenössische Berichte, die Lang als Hellseher oder Propheten ausweisen, sind nicht vorhanden. Auch Heimatforscher wie der von 1871 bis 1917 im nur etwa fünf Kilometer von Hunderdorf entfernten Steinach lebende Josef Schlicht berichteten nichts Entsprechendes. Erst Johann Evangelist Landstorfer, Pfarrer in Pinkofen (Oberpfalz), formte 1923 eine Zusammenstellung von Prophezeiungen, die „einem gewissen Mühlhiasl“ unterlegt wurden. Dieser sollte ein Müllerssohn von Apoig gewesen sein, den Landstorfer anhand der Pfarrbücher von Hunderdorf als Matthias bzw. Matthäus Lang identifizierte. Am 28. Februar 1923 erschien im Straubinger Tagblatt Landstorfers Artikel Zukunftsseher aus Großväterszeiten: Matthias Lang, gen. ‚der Mühlhias‘ aus Apoig. Während Landstorfer sich bald aus dem Metier zurückzog, entstand ab 1925 eine reiche Mühlhiasl-Literatur, die den Mühlhiasl stets mit Lang, später auch mit dem Stormberger aus Rabenstein gleichsetzte. Paul Friedl wiederum identifizierte in seinem Roman Mühlhiasl. Der Waldprophet zwar Stormberger mit Mühlhiasl, unterschied diesen aber vom Müller Lang.

Professor Reinhard Haller resümiert über Matthäus Lang:

„Sein Gesicht zeigt die Züge des ‹ganz normalen›, in die Zeit- und Sozialgeschichte verstrickten und von ökonomischen Schwierigkeiten gebeutelten Zeitgenossen. Die Personenverquickung ‹Mühlhiasl›-Matthias Lang ist ein literarisches Konstrukt, eine der populärsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts, was Bayern betrifft.“[1]

Literatur

  • Reinhard Haller: Matthäus Lang 1753-1805. Genannt „Mühlhiasl“. Vom Leben und Sterben des „Waldpropheten“. Morsak Verlag Grafenau 1993

Einzelnachweise

  1. Reinhard Haller: Matthäus Lang, S. 138