Max Winkler

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Max Winkler

Max Winkler (*11.10.1946 in Simbach am Inn) ist Physiker und ein niederbayerischer Politiker.
Er war 1979 einer der Mitbegründer der Partei Die Grünen in Bayern und 1980 dann im Bund.

Leben und Wirken

Schule und Beruf

Max Winkler wuchs in Kirchberg am Inn auf.
Nach der Volkschule in Kirchberg am Inn besuchte er das Tassilo Gymnasium in Simbach am Inn, das er 1996 mit Abitur abschloss. Nach 2 Jahren Bundeswehr (Leutnant der Reserve) studierte er ab 1968 an der TU München Physik und schloss 1974 mit Diplom (Statistik und Dynamik von Ökosystemen) ab.
Inspiriert von den Publikationen des Club of Rome (Grenzen des Wachstums), von Carl Amery (Das Ende der Vorsehung, Natur als Politik, Vorläufer Hitler) und Herbert Gruhl (Ein Planet wird geplündert) engagiert sich Max Winkler ökopolitisch.
Von 1975-1978 war er Beauftragter für Südbayern beim Bund Naturschutz Bayern und als energiepolitischer Sprecher Vertreter des Bundes Naturschutz im Energiebeirat des Bay. Wirtschaftsministeriums.
Durch fundierte fachliche Stellungnahmen im Raumordnungsverfahren und intensive Öffentlichkeitsarbeit konnten konkret geplante Atomkraftwerke an den Standorten Rehling/Augsburg, Marienberg/Rosenheim, Pleinting/Vilshofen mit einer elektrischen Gesamtleistung von 6x1300 MW verhindert werden. Durch die vorgezogene Veröffentlichung des Standortsicherungsplanes für Kernkraftwerke in Bayern wurde frühzeitig ein enormer Widerstand vor Ort erzeugt, sodass ab 1979 ein AKW-Standortmoratorium in Bayern besteht. Es wurden nur noch weitere AKW-Blöcke an den bereist bestehenden AKW-Standorten in Gundremmingen und Ohu dazugebaut. 1977 konnte eine bundesweite Wachstumskampagne von Siemens/KWU gestoppt werden mit dem Thema Watt, Wachstum, Wohlstand - Kernenergie, an der kein Weg vorbeiführt

Max Winkler arbeitete ab 1975 in verschiedenen ökologischen Organisationen mit:
Studiengruppe für Biologie und Ökologie (Prof. Frederic Vester)
Gruppe Ökologie (Prof. Konrad Lorenz)
Ecoropa und E.F.Schumacher Gesellschaft für politische Ökologie (Carl Amery)

Politisches Wirken - Mitbegründer der Grünen

1978 wechselte Max Winkler aktiv in die Politik.
Er kandidierte zum Münchner Oberbürgermeister für die AUD (Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher) mit Unterstützung prominenter Münchner (Carl Amery, Gustl Bayerhammer, Walter Sedlmayr, Elisabeth Volkmann, Christine Kaufmann) mit einem umfangreichen ökologischen Wahlprogramm Grüne Zukunft für München.
1978 übernahm Max Winkler als Gründungsgeschäftsführer für Die Grünen in Bayern die Organisation und Koordination der Landtags- und Bezirkstagswahlen. Die Parteien AUD, Grüne Aktion Zukunft (GAZ) von Herbert Gruhl und Kandidatinnen und Kandidaten von unabhängigen Bürgerinitiativen traten auf einer gemeinsamen Liste unter dem Kennwort Die Grünen an. Innerhalb von nur 3 Monaten wurden über 10.000 Unterstützungsunterschriften gesammelt. In den 104 Stimmkreisen Bayerns konnten 99 Direktkandidaten und in allen 7 Regierungsbezirken komplette Wahllisten für Landtag und Bezirkstag aufgestellt werden. Die Grünen erreichen knapp 2 % (Max Winkler in Simbach am Inn 5 %) Die Wahlkampfkostenrückerstattung ermöglicht die Teilnahme an der Europawahl.

Am 7.10.1979 wurde für die Wahl gemeinsam von AUD, GAZ und GLU (Grüne Liste Umweltschutz) die sonstige politische Vereinigung Die Grünen Deutschland gegründet.
Max Winkler leitet den gesamten deutschen Wahlkampf hierfür. Spitzenkandidaten mit dem Programm Grüne Zukunft für Europa waren Petra Kelly und Herbert Gruhl. Die Grundlage dafür war ein Aufsatz von Max Winkler (Die notwendige Gesamtalternative, veröffentlicht am 20.1.1979), in der die 4 grundlegenden Dimensionen grüner Politik definiert wurden:
ökologisch basisdemokratisch sozial gewaltfrei
Die Grünen erreichen 893.683 Stimmen (3,2 %). Nun wurde für die anstehende Bundestagswahl die Gründung der Bundespartei Die Grünen unter Einbeziehung der Grün-Alternativen Liste Hamburg GAL und der Bunten Liste Berlin in die Wege geleitet. Am 12./13.1.1980 fand dann in Karlsruhe der Gründungsparteitag statt.
Max Winkler bekam das Angebot zum Amt des Bundesgeschäftsführers, das er aus familiären Gründen ablehnte.

Berufliche Phase als Techniker

Ab 1981 wechselte Max Winkler wieder in technische Berufe. Nach dem Studium am EDV-Bildungszentrum München mit dem Abschluss als EDV-Fachmann Technik wurde er ab 1982 Leiter der Software-Entwicklung bei der Firma MITEC in Ottobrunn. Als MITEC 1988 von BMW übernommen wurde, gründet Max Winkler einen Betriebsrat und erreichte zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat der BMW-Group erhebliche Vergünstigungen für die Mitarbeiter von MITEC.
1990 wechselte Max Winkler zur Firma Esterer in Altötting. 1994 erfolgte die Gründung der Firma IEG - Intelligente Energienutzung-Beratungs-GmbH in Simbach am Inn. Von 1994 bis 2016 war er geschäftsführender Gesellschafter der Fa. IEG.

Leistungen der Fa. IEG:

Gewinn der Ausschreibung des Abfallwirtschaftsverbandes Isar-Inn mit dem Konzept der dezentralen Biomüllvergärung (Gründung der Gesellschaft für dezentrale Biomüllvergärung)
Entwicklung einer leistungsoptimierten Biogas-BHKW-Steuerung
Energieeinsparung durch intelligentes Leistungsmanagement
Gründung einer österreichisch-bayerischen Geothermiegesellschaft für eine grenzüberschreitende Geothermienutzung Braunau-Simbach
Energieeinsparung durch bedarfsgeführte Elektromotorsteuerung mittels Frequenzumrichter (Energieeinsparung in den Münchner Schulschwimmbädern bis zu 70%)
BHKW-Planung und intelligente Leistungssteuerung
Öko-Stromhandel und Stromausschreibungen
Erstellung eines Konzeptes für ein Automobiles HeizKraftWerk AKHW
2007 Ausarbeitung dieses Konzeptes zur hocheffizienten, dezentralen Energienutzung in einer Diplomarbeit an der FH Augsburg (Dipl-Ing. Bernhard Müller-Wühr)

Kommunalpolitische Aktivitäten

1990 kandidiert Max Winkler für Die Grünen zum Bürgermeister in Simbach am Inn (Ergebnis: 25 %)
1994 gelingt es auch mit seiner tatkräftigen Rolle, die geplante Sondermüllverbrennungsanlage in Ranshofen /Braunau grenzüberschreitend zu verhindern.
1996 - 2020 Stadtrat Simbach am Inn (zunächst für Die Grünen, dann für UNS-FW)
1996 - 2002 Kreisrat im Kreistag Rottal-Inn für Die Grünen und 2014 - 2018 Kreisrat für die FW Rottal-Inn

1999 verlässt Max Winkler Bündnis 90-Die Grünen wegen des Kosovo-Kriegs, den diese in der rot-grünen Koalition auf Bundesebene (Schröder/Fischer) unterstützt haben er bleibt als Parteifreier Mitglied des Kreistags
2006 kandidiert Max Winkler zum Landrat Rottal-Inn für Bündnis 90-Die Grünen mit dem Slogan "Max, pack's!" (Ergebnis 33 %, in Simbach 66 %)
2007 erfolgt in Simbach am Inn die Gründung der Unabhängige Simbacher Bürgerliste UNS zusammen mit Stadtratskollegen Günther Wöhl, mit Stadträten der Grünen, der Freien Wähler und Unabhängigen.

2008 erringt UNS einen beeindruckenden Erfolg bei der Stadtratswahl und beendet die jahrelange absolute Mehrheit der CSU. Günther Wöhl (UNS) wird Erster Bürgermeister, 9 Mandate für UNS (10 CSU, 5 SPD), Max Winkler wird 2. Bürgermeister.

2009 Max Winkler wirkt mit bei der Gründung der Bundesvereinigung Freie Wähler Deutschland als sonstige politische Vereinigung, die zur Europawahl mit Gabriele Pauli als Spitzenkandidatin antritt

Bedeutend ist der Simbacher Kampf gegen eine 380kV-Hochspannungstrasse mitten durch das Stadtgebiet, wo am Ende mithilfe eines Bürgerentscheids durch den Stadtrat entscheidend die Trassenführung verändert werden kann.
2014 erleidet UNS-FW eine deutliche Wahlniederlage mit Verlust des Bürgermeisters an die CSU und nur mehr 6 (von 20) Mandaten.
Max Winkler bleibt Fraktionssprecher von UNS-FW und wird Seniorenbeauftragter des Stadtrats. Er übernimmt in Folge den Vorsitz der Volkshochschule (VHS) Simbach am Inn und der Nachbarschaftshilfe Simbach. Ab 2014 ist Max Winkler erneut Kreisrat in Rottal-Inn für die Freien Wähler (bis 2018 mit vorzeitigem Ausschieden aus privaten Gründen).
Ab 1. Mai 2020 gibt es (nach 24 Jahren) keine kommunalpolitischen Mandate mehr.

Veröffentlichungen

1972: Mitautor in Unsere Städte sollen leben (Hrsg. Hans Erb u. Frederic Vester)
1975: Untersuchungen zur Statistik und Dynamik von Ökosystemen in: Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Braunau
1975: Die Zukunft des Wachstums oder die Nützlichkeit des wissenschaftlichen Taschenrechners, Beitrag in Sterben die Bayern aus?, Sonderdruck Bund Naturschutz Bayern
1976: Mitarbeit an der Konzeptstudie Ballungsgebiete in der Krise (Frederic Vester)
1998: Mitautor in Kofermenation KTBL (Hrsg. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft, Darmstadt)
2006: Die duale Nutzung des Autos - Die Automobilen Heizkraftwerke (AHKW), Beitrag in Solarzeitalter 1/2006, Eurosolar-Zeitschrift (Hrsg. Hermann Scheer)
2006: Das Auto als Energieproduzent in der Zeitschrift Erneuerbare Energien 11/2006

Literatur

Gerhard Huber: "Der Grünen-Kreisverband feiert 20jähriges Bestehen. Stadtrat Max Winkler als einer der Pioniere gewürdigt" (Passauer Neue Presse vom 2.8.1998)
"Gründungsmitglied der Grünen fordert Fischer zum Rücktritt auf" (Passauer Neue Presse vom 7.4.1999, S.1)
"Rücktritt ist jetzt eine historische Aufgabe" (Passauer Neue Presse vom 7.4.1999, S.2)
Hannes Krill: "Gründungsmitglied für Rücktritt Fischers" (Süddeutsche Zeitung)
Werner Eckert: Meinungen zum Offenen Brief von Max Winkler ((Passauer Neue Presse vom 8.4.1999)
"Ex-Generalsekretär Max Winkler: Das ist pervertierte Grünen-Politik" (Passauer Neue Presse vom 19.5.1999)
Werner Eckert: "Schlag für Kreisverband der Grünen: Drei ihrer Mandatsträger erklären Austritt aus der Partei" (Passauer Neue Presse vom 19.4.1999, S.26)
Christian Schneider: "Grüne suchen 'Asyl' in Österreich" (Süddeutsche Zeitung vom 19.5.1999)
Franz Gilg: "Bereits in der Keimzelle der Grünen aktiv" (Passauer Neue Presse 2020)

Weblinks