Michael Lauss

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Michael Lauss 2012 vor dem Kulturmodell Bräugasse in Passau. (Foto: Martin Ortmeier)

Michael Lauss (* 28. April 1955 in Linz) ist ein österreichischer Holzbildhauer und Maler. Er lebt und arbeitet in Meßnerschlag bei Wegscheid. Sein Werk reflektiert die traditionelle religiöse Heimindustrie des Böhmerwaldes, die farbfreudig gefasste Skulptur des ländlichen Barocks, die zeitgenössische Strömung der Bricolage und die Kunsttradition der statuarischen Skulptur. In Niederbayern und Oberösterreich ist er mit Werken im öffentlichen Raum präsent.

Leben und Wirken

Michael Lauss wurde 1955 in oberösterreichischen Linz geboren und wuchs im Oberen Mühlviertel auf. Als Bildhauer und Maler ist er Autodidakt. Seit 1984 ist er freiberuflich als Künstler tätig. Von 1994 bis 2000 hatte er in Passau in der Höllgasse ein Atelier, ab 2000 in Linz (Europaplatz 4, früher Franck-Verwaltungsgebäude). Seinen Lebensunterhalt hat er lange mit kunsthandwerklicher Schnitzerei (Krippenfiguren usw.) auf Märkten und in einem eigenen Laden in Wegscheid verdient.

2003 erhielt Lauss das Atelierstipendium des Landes Oberösterreich in Krummau (CZ). 2007 wurde er mit dem Kulturpreis des Landkreises Passau ausgezeichnet.

Künstlerische Reifung forcierte er durch regelmäßige Teilnahme an internationalen Bildhauersymposien: 1990/1993 in Oxford (UK); 1995 in Schwarzenberg (); 1996 in Banská Štiavnica (Schemnitz, SK); 1997 in Untergriesbach; 1998 in Braunau (); 2007 in Hauzenberg; 2008 in Bad Goisern (Landesausstellung OÖ) und Aldersbach; 2010 in Wegscheid; 2011 in Vilsbiburg, Fürstenfeldbruck („Zwanzigelf“, Haus 10) und Kloster Andechs („Kunst und Bier“); 2012 in Plattling (Nibelungensymposium „Der Unbekannte Dichter“); 2013 in Domažlice (Taus, CZ).

Lauss lebt bei Wegscheid im Bayerischen Wald.

Werk

Beschreibung

Yellow Box („Große gelbe Kiste“), ca. 295x190x95 cm, 1998 (Photo: Otto Saxinger)
Kiste, ca. 54x42x30 cm, 2006 (Photo: Martin Ortmeier)

Zwei eigene Werkquellen prägen Gestalt und Faktur seiner bildhauerischen Arbeit: die Idee der Kiste und die gewerbliche Schnitzerei. Lauss zeigte seine „Große gelbe Kiste“ („Yellow Box“) ab 1998 an mehreren öffentlichen Standorten: Vilshofen (eine Vorstufe der Yellow Box; temporäre Ausstellung „Holz“), Passau (Universitätscampus), Krummau (Egon Schiele Art Centrum) und Massing (Galerie Hofmeister). Das Thema Kiste verfolgt Lauss seitdem in vielen Varianten, auch vielfarbig: als architektonisches Gebilde, als Torso, als Kästchen (auch Wandkästchen) und als Schrein. Formal betrachtet, sind Lauss’ „Kisten“ konstruktive Holzplastik, sie sind zusammengesetzt aus mit der Bandsäge auf Form geschnittenen Holzstücken, farbig gebeizt, mit Dübeln gefügt. In jüngerer Zeit sind auch Flachreliefs entstanden, deren Faktur den Kisten verwand ist und die zumeist Assoziationen auf Landschaftsgemälde evozieren.

Skulptur „Flachstück“ (Freilichtmuseum Finsterau, Inv.-Nr. F 2004/101), Eichenholz, ca. 54x156x4,5 cm, 1998 (Photo: Konrad Obermeier)

Von 1992 bis 1998 hat Michael Lauss – parallel zu seiner gewerblichen Schnitzerei – mit der Kettensäge Skulpturen gefertigt. Diese Werke stehen mit gewisser Eigenständigkeit in einem breiten zeitgenössischen Umfeld. Anmutung von Emotion, Körperlichkeit und unprätentiöse Haptik zeichnen diese Werkgruppe aus. Ein herausragendes Werk dieser Schaffensperiode befindet sich in der Sammlung des Freilichtmuseums Finsterau: „Flachstück“, 1998, Eichenholz.

Am 7. Juni 1998 hat er mit den Künstlern Hubert Huber, Waltraud Danzig u. a. an der ephemeren Aktion „Holzofen“ (Konzept: Martin Ortmeier) auf Veste Oberhaus in Passau teilgenommen.

Lauss’ statuarische Plastik hat seit 2003 breite Aufmerksamkeit gefunden. Die Rosa Madonna („Mutter mit Kind“, 2000) und der Rosa Hirsch („Hirsch 1“, 2001, vom Land Oberösterreich angekauft und im Ursulinenhof in Linz 2003 ausgestellt) manifestieren die Eigenständigkeit seines bildhauerischen Werks. Trotz des derb erscheinenden Gefüges (Bricolage) sind Anatomie und Physiognomie evident. Populär ist Michael Lauss mit seiner „Bierkönigin Bavaria“ geworden: eine übermannsgroße farbige Skulptur, die er im Auftrag des Landkreises Passau zur Bier in Bayern-Ausstellung in Aldersbach gemacht hat. 2016 ist sie als Werbeträger für die Landesausstellung durch Niederbayern getourt, und sie hat ihren Weg in die Presse ganz Bayerns gefunden.

Themen und Motive schöpft Michael Lauss u. a. aus der klassischen Literatur und der griechischen Mythologie. Seine übermannsgroße Plastik „Sisyphos“ (2013) stand 2019 im Zentrum der Werkretrospektive in der Stadtgalerie Deggendorf. Eine ironische Haltung bestimmt viele Werke: z. B. Helge Schneider als Hitler, Hamlet als gestücktes Individuum (aus Teilen gefügtes Unteilbares), Bruder Konrad (Würde und Einfalt).

„Es ist diese gewagte Balance zwischen Ernst und Spiel, zwischen beherrschtem Handwerk und der Anmutung von Spontaneität, ja Basteln – es ist dieses Zwischenreich zwischen dem Offensichtlichen und dem geheimnisvoll Verborgenen, zwischen dem Dinglich-Konkreten und dem Sinnlich-Emotionalen, die Lauss’ bildhauerisches Werk so einzigartig macht.“
(Laudatio von Martin Ortmeier anlässlich der Ausstellung „Objekte+Malerei“ in der Stadtgalerie Vilshofen, 14. September 2012)

Lauss’ Malerei ist im Oeuvre von zunehmender Bedeutung. Die Gemälde sind bestimmt durch rhythmische Strukturen, Rapport und haptischen Pinselstrich.

Bei Wettbewerben für Kunst im öffentlichen Raum geht Lauss allein oder in Kooperation mit anderen Künstlern vielfach als Sieger hervor: Spiel- und Erlebniswert, Verzicht auf ästhetische Distanzierung und Praxisgerechtigkeit sind Grundlage dieser Erfolge.

Kunst im öffentlichen Raum

Freibühne in Hofkirchen im Traunkreis (OÖ), 2011 (Photo: Otto Saxinger)
  • 1993 Nebelberg (OÖ)
  • 1994 Gemeinderat (für Landratsamt Passau)
  • 1998/2000 Vilshofen
  • 2001 St. Aegidi: Spirale (Kreisverkehr, OÖ)
  • 2001 Wegscheid: Kreuzweg (Krankenhauskapelle)
  • 2002 Engelhartszell: Schneckenhaus (OÖ)
  • 2002 Nebelberg: Begrüßungssteine (OÖ)
  • 2003 Linz: Hirsch (Dienstleistungszentrum Land OÖ)
  • 2004 Finsterau: Flachstück (Freilichtmuseum)
  • 2005 Hauzenberg: Frachtstück (Granitzentrum)
  • 2006 Hauzenberg: Grenzstein (200 Jahre Bayern)
  • 2007 Innviertel: Aussichtsplätze entlang der Donau (Panoramastraße, OÖ)
  • 2007 Engelhartszell: Hausen (Fisch im „Donauwelt“, OÖ)
  • 2008 Bad Goisern: Metamorphose (A)
  • 2010 Niederkappl: Präsidentenstuhl (Platzgestaltung, Dr. Rudolf Kirchschläger-Wanderweg, OÖ), Kollerschlag: Vitus (Glockengestaltung Pfarrkirche, OÖ), Hofkirchen im Traunkreis: Freibühne (OÖ)
  • 2011 Vilsbiburg: Schatzkiste, Fürstenfeldbruck: Der strenge Ludwig (Stadtmuseum)
  • 2012 Plattling: Der Unbekannte, Deggendorf (Landesgartenschau): Hirsch und Sisyphos und Tanzender Kabarettist
  • 2015 Kollerschlag (OÖ): Liturgische Neugestaltung der Barock-Kirche (mit Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer)
  • 2016 Aldersbach: Bierkönigin Bavaria (für die Landesausstellung „Bier in Bayern“)
  • 2019 Muschel Aigen-Schlägel (Landesgartenschau)

Ausstellungen

Helge Schneider als Hitler, aus der Reihe „Große Söhne“, 2012, (Photo: Martin Ortmeier)

Einzelausstellung und Beteiligung u.a.:

  • 1992 Stift Schlägl (Landesausstellung OÖ)
  • 1995 Eggenfelden (Galerie Gessl)
  • 1996/97 Ulrichsberg (Jazzatelier, OÖ)
  • 1998 Passau: Yellow Box (Installation an der Universität)
  • 1998 Krummau: Fest der freien Künste (CZ)
  • 1999 Hauzenberg: Köpfe (Galerie Leyerseder: Beteiligung), Vilshofen (Stadtgalerie)
  • 1999 Akita (Graphik, J)
  • 2000 České Budějovice: Out of the Box (CZ)
  • 2001 Landkreis Passau: Gipfelkunst – Kunstgipfel
  • 2002 Rio de Janeiro: acsessoremoto (Universidade Estáciao de Sa, BR)
  • 2004 München (Ambulante Galerie), Hauzenberg (Galerie Leyerseder, mit Stefan Meisl)
  • 2005 Linz (1. Österreichisches Daumenkinofestival)
  • 2007 Landshut: Bäume (Rathausgalerie), Passau (Sankt Anna-Kapelle, mit Ulrich Grossmann und Heribert Heindl)
  • 2008 Neuburg am Inn: Malerei und Skulptur (Landkreisgalerie), Passau (Bau- und Kunstreferat des Bistums)
  • 2009 Bad Ischl: Native Nature (Kongresszentrum)
  • 2010 Hauzenberg (Galerie Leyerseder), Fürstenfeldbruck (Kulturwerkstatt Haus 10)
  • 2011 Klattau (Klatovy): Nische (CZ), München: tierisch (Haus der Kunst)
  • 2012 Vilshofen: Objekte+Malerei (Stadtgalerie), Linz: rosa (Galerie Maerz, OÖ), Passau: Kopfsache (Kulturmodell, mit Nikolaus Kainz)
  • 2013 Passau: Helga Hofer – Michael Lauss (Sankt Anna-Kapelle, mit Helga Hofer)
  • 2015 Linz: am Anfang war der Strich (Galerie MAERZ, OÖ)
  • 2015 Burghausen: vom Versuch, ein Pferd abzubilden (Liebenweinturm, mit Karin Bauer)
  • 2016 Linz: Zum Beispiel: Engel („Höhenrausch“, Kunstsammlung des Landes Oberösterreich im Kulturquartier, OÖ)
  • 2017 Obernzell: Farbteile (Schlossgalerie)
  • 2018 Marktl: Geöffnet sein (Geburtshaus Papst Benedikt XVI., mit Hubert Huber und Friedrich Brunner)
  • 2019 Passau: Gebautes (Sankt Anna-Kapelle, mit Otto Müller), Deggendorf: Werkschau (Stadtgalerie)
  • 2020 Neuburg am Inn: wahrschein (Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg, mit Otto Saxinger)
  • 2022 Passau: Michael Lauss (Museum Moderner Kunst – Skulpturenraum), angeli e pastori – Engel und Hirten (SpectrumKirche)
  • 2024 Amberg: Spielraum (Luftmuseum Amberg)

Auszeichnungen

Literatur

  • Michael Lauss (mit Textbeiträgen von Brigitte Reutner-Doneus und Martin Ortmeier): Gebautes. Arbeiten 2010–2020. Weitra 2020 (Verlag Bibliothek der Provinz), ISBN 978-3-99028-858-0
  • Gabriele Blachnik: „Wechselwirkung zweier Künstler. Michael Lauss und Otto Saxinger in der Passauer Landkreisgalerie.“ In: Passauer Neue Presse vom 01.09.2020 (S. 14)
  • Edith Rabenstein: „Wie aus Vergänglichkeit Dauer wird. Weihnachtsausstellung mit Holzskulpturen von Michael Lauss im Spectrum Kirche eröffnet.“ In: Passauer Neue Presse vom 01.12.2022 (S. 31)
  • Tamina Friedl: Werke, die sich einprägen. Die Künstlerseelsorge des Bistums Passau lädt zur traditionellen Weihnachtsausstellung in Spectrum Kirche. Unter dem Titel „angeli e pastori – Engel und Hirten“ zeigt Künstler Michael Lauss Holzskulpturen und weitere Werke in weihnachtlichem Rahmen. In: Passauer Bistumsblatt, Nr. 50, S. 11
  • Stefan Rammer: „Abtragen, Wegnehmen und Brücken bauen. Der Bayerwald-Künstler Michael Lauss zerstückelt die Welt und fügt sie wieder zusammen – Ein Porträt.“ In: Passauer Neue Presse vom 23.12.2023 (S. 8)

Weblinks