Museum Moderner Kunst Wörlen Passau
Das Museum Moderner Kunst Wörlen Passau (MMK) ist ein 1990 von Hanns Egon Wörlen gegründetes Kunstmuseum in der Altstadt von Passau. Es versteht sich selbst als Forum moderner und zeitgenössischer Kunst am Tor zu Osteuropa und hat sich die Annäherung von Ost und West zum Ziel gesetzt. Aktuelle Leiterin des Museums ist Frau Dr. Marion Bornscheuer.
Inhaltsverzeichnis
Architektur
Das MMK verfügt über eine Ausstellungsfläche von etwa 1.000 Quadratmetern auf drei Ebenen. Der heutige Museumskomplex ist durch den von Hanns Egon Wörlen selbst geleiteten Umbau von vier ehemals selbständigen Altstadthäusern entstanden. Es bildet somit ein ungewöhnliches Ensemble mit baulichen Elementen aus der Zeit der Romanik, Gotik bis hin zu Barock und Klassizismus. Neben dieser architektonischen Vielfalt kennzeichnet das Gebäude die räumliche Großzügigkeit sowie Ausblicke auf die direkt am Haus gelegene Donau sowie die Veste Oberhaus und die Veste Niederhaus auf der gegenüberliegenden Flussseite.
Geschichte
In den 1980er Jahren ist der Architekt Hanns Egon Wörlen an der Sanierung der Passauer Altstadt beteiligt und erhält dabei unter anderem den Auftrag, das 16. Jahrhundert erbaute und denkmalgeschützte Gebäude Bräugasse 17 zu Sozialwohnungen umzubauen. Doch stattdessen kommt Wörlen die Idee, hier ein Museum einzurichten. So trägt der damals 73-Jährige dem Passauer Rathaus erstmals sein Museums-Projekt „Bräugasse 17“ vor – und wird belächelt. Doch davon lässt er sich nicht beirren: Im Frühjahr 1988 beantragt er offiziell die Förderung auf Finanzierung und im Mai gründet er zur Sicherung des geplanten Musems die „Stiftung Wörlen - Museum moderner Kunst“, in die er sein Privatvermögen und die Werte seiner Sammlung einbringt.
Der Erwerb des Gebäudes, das eigentlich aus vier Häusern besteht, gestaltet sich allerdings nicht ganz einfach: Es befindet sich in Besitz der städtischen Wohnungsaufbau Passau GmbH. Damals wohnen noch sechs Parteien dort. Es dauert einige Zeit, bis Wörlen den damaligen Oberbürgermeister Hans Hösl von seinem Vorhaben überzeugt hat und dieser schließlich das Haus zum Kauf frei gibt. In der Folge wird das im Kern mittelalterliche und mehrfach umgebaute Haus in der Bräugasse 17 in einem Jahr und zehn Monaten denkmalpflegerisch vorbildlich saniert und für Museumszwecke tauglich gemacht. Die Sanierung finanziert sich aus den Zinserträgen der Stiftung, privatem Vermögen und öffentlichen Geldern. Der Umbau des Gebäudes beläuft sich auf etwa zwei Millionen Euro, wobei Wörlen für ein Viertel der Kosten selber aufkommt.
Am 8. Juni 1990 findet schließlich die große Eröffnung des Museums Moderner Kunst statt. Der beträchtliche Nachlass des Vaters Georg Philipp Wörlen – 350 Gemälde, 400 Aquarelle und 600 Graphiken – hatte somit eine Heimstatt gefunden. Der erste Direktor des Museums wird Gerwald Sonnberger. Seit 2003 wird das MMK durch den Verein der Freunde und Förderer des Museums Moderner Kunst unterstützt. Beim Hochwasser 2013 wurde das Museumsgebäude im Erdgeschoss stark beschädigt, sämtliche Kunstwerke konnten aber rechtzeitig sicher im dritten Stock untergebracht werden.
Hanns Egon Wörlen selbst sah das MMK als sein Lebenswerk und war zeitlebens besonders stolz auf die hervorragenden Verbindungen zu Ungarn, Polen und der Tschechichen Republik. Er investierte jedes Jahr zwischen 90.000 und 125.000 Euro aus eigener Hand, um das Austellungsangebot zu unterstützen. Heute finden jedes Jahr zehn bis zwölf Ausstellungen im MMK statt. Besonders kontrovers diskutiert wurde dabei unter anderem des „Blutkünstlers“ Hermann Nitsch.
Seit 2007 leitet die Kunsthistorikerin Josephine Gabler das Museum. Unter ihrer Führung fungiert das Museum heute nicht mehr als Kunsthalle mit permanenten Fremdausstellungen (bis zu zwölf im Jahr), sondern stellt Wörlens eigene Sammlung kombiniert mit Leihgaben aus, die immer wieder in neuem Licht präsentiert werden. Auch eine kleine Kunstbibliothek wurde eingerichtet. Als neuen Schwerpunkt hat Gabler die Bildhauerei gesetzt.
Nach dem Tod von Hanns Egon Wörlen im Februar 2014 ist unklar, wie es mit dem Museum weitergeht, da durch die fehlende Unterstützung von Hanns Egon Wörlen finanzielle Probleme aufgekommen sind. Der Testamentswille des Museumsgründers besagt, dass sein ganzes Vermögen in die Stiftung fließen soll. Das Museum soll nicht verstaatlicht werden. Im August 2014 wurde bekannt, dass das hinterlasse Vermögen des Gründers tatsächlich der Museums-Stiftung zugute kommt. Das jährliche Defizit des Museums wird zum erheblichen Teil aus diesen Erträgen abgedeckt werden. Außerdem wird die Förderung durch die Stadt Passau und des Freistaates erhöht.
Sammlung
Bis heute bildet das Werk Georg Philipp Wörlens die Grundlage der Sammlung des Museums Moderner Kunst – es ist das Herzstück des Museums. Hinzu kommen noch Werke seiner Künstlerfreunde aus Gemeinschaften wie dem „Wiener Hagenbund“ und der „Donau-Wald-Gruppe“. Neue Ankäufe und Schenkungen zeitgenössischer Künstler – schwerpunktmäßig Werke des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit – ergänzen und erweitern den Bestand fortwährend. Die Sammlung des Museums umfasst heute etwa 3.000 Kunstwerke.
Auswahl der Ausstellungen
In den ersten 25 Jahren seines Bestehens von 1990 bis 2015 hat das MMK rund 300 Ausstellungen gezeigt.
- 1990: Fritz Wotruba – Plastik nach 1945
- 1991: Tschechischer Kubismus 1912–1935
- 1991: Lyonel Feininger – Aquarelle aus US–Privatsammlungen
- 1992: Egon Schiele – Werke aus amerikanischem Privatbesitz
- 1992: Georg Baselitz – Druckgrafik 1963–1991
- 1992: Marc Chagall – Radierungen
- 1993: Franz von Stuck – Zum 130. Geburtstag
- 1994: Gustav Klimt – Werke aus amerikanischem Privatbesitz
- 1994: Arnulf Rainer – Überzeichnungen und Übermalungen
- 1994: Joseph Beuys – Mensch, Natur und Kosmos
- 1995: Alfred Hrdlicka – Zeichnungen und Kleinplastik
- 1996: Hermann Nitsch – Das Orgienmysterientheater
- 1998: Keith Haring, Editions on paper 1982–1990
- 1998: Andy Warhol – Selected Prints
- 1999: Oskar Kokoschka und die antike Mythologie
- 2001: Zeitbrücke – Ungarische Kunst des 20. Jahrhunderts
- 2001: Reflexionen – Österreichische Avantgarde nach 1945
- 2002: Tàpies – Twombly – Heyboer – Werke Sammlung Großhaus
- 2002: Günther Uecker – Dialog
- 2004: Salvador Dalí – Surreale Welten
- 2004: MINIMAL & CONCEPT ART von Albers bis Judd
- 2005: Yoko Ono
- 2005: Christo & Jeanne–Claude – „Over the River“
- 2008: Bernhard Heiliger – Licht Bild Skulptur
- 2008: Herbert Achternbusch – Zum 70. Geburtstag
- 2008: Markus Lüpertz – Gestern und heute
- 2009: Ars Porcellana – Die Rosenthal Relief Reihe
- 2009: Raimund Girke – Werke aus vier Jahrzehnten
- 2010: Ernst Barlach – Mütter, Weiber, Schicksalshexen
- 2011: Phantastische Welten – Surrealismus und Neosymbolismus
- 2012: Käthe Kollwitz – Bildhauerin aus Leidenschaft
- 2012: Revolution in der Kunst – Russische Avantgarde um 1920
- 2013: Hans Purrmann – Akt und anderes...
- 2014: „Ein Rucksack voller Farben“ – Künstlerinnen en plein air
- 2014: Gunter Damisch – Weltenbilder und Wegkonstrukte
- 2015: Meret Oppenheim – Gedankenspiegel
Öffnungszeiten
Das MMK ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr sowie an allen Feiertagen – außer am 24., 25. und 31. Dezember sowie am Karfreitag.
Siehe auch
Kontakt
<map24 strasse="Bräugasse 17" ort="Passau" plz="94032">MMK Passau bei Map24</map24>
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Museum Moderner Kunst
Bräugasse 17
94032 Passau
Telefon: +49 851 383879-0
Telefax: +49 851 383879-79
E-Mail: info@mmk-passau.de
Internet: www.mmk-passau.de
Nächste Bushaltestelle: Passau, Römerplatz |
Literatur
- Edith Rabenstein: Daumier, Matisse und die Barlach-Frauen. In: Passauer Neue Presse vom 5. Januar 2010 (S. 7)
- Edith Rabenstein: Mäzen, Museumsgründer, Motor für die Kunst. In: Passauer Neue Presse vom 18. Februar 2014 (S. 7)
- Edith Rabenstein: Wie geht es mit dem Museum Moderner Kunst weiter? In: Passauer Neue Presse vom 17. Mai 2014 (S. 7)
- Raimund Meisenberger: Kulturstaatssekretär: MMK in Passau gerettet. In: Passauer Neue Presse vom 8. August 2014 (S. 7)
- Edith Rabenstein: Von der Kunsthalle zum Museum. In: Passauer Neue Presse vom 8. April 2015 (S. 3)