Museum Quintana Künzing

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Das Museum Quintana in Künzing
Dieses Modell eines römischen Kastells wird im Museum Quintana gezeigt. (Foto: Museum Quintana)

Das Museum Quintana ist ein am 20. Juli 2001 eröffnetes Museum in Künzing. Anhand archäologischer Funde der Kreisarchäologie Deggendorf und detailgetreuer Nachstellungen dokumentiert es 7.000 Jahre Besiedlungsgeschichte.

Träger des Museums ist die Gemeinde Künzing, Dr. Eva Bayer-Niemeier leitet das Museum.

Die Abteilungen

Jungsteinzeit

Mit dem Eintritt in die Jungsteinzeit im sechsten und fünften Jahrtausend vor Christus werden erstmals Siedlungsspuren unserer Vorfahren in Künzing festgestellt: Der Grund dafür ist, dass sich in dieser Zeit die Wirtschaftsform der Menschen grundlegend verändert. Waren sie in den vorhergehenden Jahrtausenden Jäger und Sammler, werden sie nun sesshaft und entwickeln die ersten bäuerlichen Strukturen: Die grundlegende Voraussetzung für die archäologisch fassbaren Hausstrukturen aber auch für die Weiter- entwicklung von Hausstand und Gerätschaften ist damit geschaffen.

In den 80ger Jahren des letzten Jahrhunderts konnte im Künzinger Ortsteil Unternberg unter Einbindung internationaler Experten von Universitäten und Denkmalämtern eine mittelneolithische Kreisgrabenanlage ausgegraben werden. Aus der dazu gehörigen Siedlung wurden große Mengen von Fundmaterial geborgen, darunter 30.000 Scherben und 20.000 Knochen.

Archäologische Indizien lassen vermuten, dass es sich bei der ganzen Anlage um einen riesigen Kultplatz gehandelt hat. Die damals verehrten Gottheiten sind bis heute unbekannt.

Metallzeiten: Bronze- und Eisenzeit

Im dritten Jahrtausend vor Christus gelang es, den Werkstoff Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, herzustellen, der der Bronzezeit ihren Namen gab. Aus dem zunächst sehr wertvollen Material wurden vor allem Waffen und Schmuck, später auch Werkzeuge hergestellt. Da Bronzegegenstände der Mode unterworfen waren, eignen sie sich besonders, um die zeitliche Abfolge von Kulturerscheinungen zu bestimmen. Der Besitz von Waffen und Schmuck aus Bronze bedeutete Wohlstand. Ab etwa 800 vor Christus wurde auch Eisen verarbeitet, die Kelten wurden zu Meistern der Eisentechnologie.

Die Entwicklung der Kulturen der Metallzeit war von verschiedenen Neuerungen gekennzeichnet. Dazu gehörte etwa das Halten von Pferden und die Entwicklung des vierrädrigen Wagens.

Römerzeit

Um 90 nach Christus wurde das römische Hilfstruppenkastell Quintanis in Künzing gegründet. Seine durch eine starke Außen- mauer geschützte Innenfläche von etwa zwei Hektar bot einer Besatzung von 500 Mann inclusive einer Abteilung von 120 Reitern Platz. Ein Modell eines Teils des Kastells gibt Einblick in Verwaltungsgebäude, Hospital, Soldaten- unterkünfte und Pferdeställe.

Verschiedene Metall-Hortfunde zeigen nicht nur eine große Auswahl an originalen Waffen und Geräten, sondern erzählen auch die Geschichte vom gewaltsamen Ende des Kastells in der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus: Sie wurden als Beutestücke aus Überfällen von Plünderern vergraben.

Nicht nur das Militärwesen, sondern auch den Alltag spiegeln die Exponate aus Kastell und umgebenden Lagerdorf: Spielsteine, Schmuck und Schreibgriffel, einfaches Gebrauchsgeschirr wie feine Terra Sigillata, das Tafelgeschirr der Römer.

Einen besonderen Schatz des Museums stellen die Militärdiplome dar, die einem nichtrömischen Soldaten der römischen Hilfstruppen nach 25 Jahren Dienstzeit das römische Bürgerrecht und das Eherecht verliehen.

Spätantike und frühes Mittelalter

Nur wenige, dafür aber umso bedeutendere Funde zeugen von der Geschichte Künzings nach der Zerstörung des mittelkaiserzeitlichen Kastells in der Mitte des dritten Jahrhunderts nach Christus. Sie belegen die ununterbrochene Weiter- besiedelung des Ortsgebietes auch in den Wirren der Völkerwanderungszeit.

Von einem spätantiken Kastell und der in der Lebensbeschreibung des heiligen Severin erwähnten kleinen Kirche Künzings wurden bis heute archäologisch keine Reste nachgewiesen. Aus dieser Severinsvita - einem Originaldokument des fünften Jahrhunderts - wissen wir, dass die christianisierte, romanische Bevölkerung sich in der Spätantike in ständiger Unruhe gegen die aus dem Osten einwandernden germanischen Stämme zur Wehr setzen musste. Schließlich führte Severin die Bevölkerung aus den romanischen Kastellen in gesicherte Siedlungen weiter nach Osten und im Ende des 5. Jahrhunderts endgültig nach Italien zurück.

Für das frühe Mittelalter belegen Funde aus einem großen bajuwarischen Gräbefeld Tracht und Ausrüstung der hier vom sechsten bis zum achten Jahrhundert ansässigen Bajuwaren.

Forschungen

Die mit der archäologischen Untersuchung der Unternberger Anlage im Jahr 1985 nicht nur für Niederbayern erreichten Forschungsfortschritte waren geraume Zeit beispielhaft. Erst die umfangreichen Forschungen besonders in Österreich und den neuen Bundesländern erweiterten mit Hilfe neuer technischer Möglichkeiten das Wissen um diese Denkmälergruppe ganz erheblich. Dennoch wird Unternberg in der Forschungsgeschichte immer einen herausragenden Platz einnehmen.

Die niederbayerischen Kreisgrabenanlagen, deren bekannter Bestand erst in den letzten Jahren durch Neuentdeckungen in Irlbach und Stephansposching auf neun anstieg, stehen dank publikumswirksamer Aktionen in Niederösterreich und Sachsen-Anhalt inzwischen im Hintergrund. Um dies wieder zu ändern, veröffentlichte Dr. Schmotz in den letzten Jahren zwei wissenschaftliche Aufsätze und organisierte auf dem 25. Niederbayerischen Archäologentag ein einschlägiges Schwerpunktthema mit renommierten Referenten.

Besucherzahlen

Im Jahr 2010 besuchten 10.440 Interessierte das Museum Quintana. Dabei lockte die Gladiatoren-Schau zum Internationalen Museumstag rund 2.000 Gäste an – trotz Kälte und schlechten Wetters. Mit rund 5.000 Gästen gut besucht war die Ausstellung „Thermen – römischer Badeluxus nördlich der Alpen“, die das Museum in Zusammenarbeit mit zwei Schulen selbst konzipiert hatte. In der Zeit der Herbstaustelltung „Schuhe, Stiefel und Sandalen“ kamen knapp 2.000 Besucher ins Museum.

Austellungen 2011

Die Exposition „Heldengrab im Niemandsland“ befasst sich ab 25. März 2011 mit dem Frühmittelalter und den kriegerischen Einfällen der Ungarn in Bayern, die 955 nach Christus durch die Schlacht auf dem Lechfeld beendet wurden. Hauptattraktion der Ausstellung ist ein frühungarisches Reitergrab, das in Niederösterreich entdeckt wurde.

Besonders interessant für Kinder, aber auch für junggebliebene Erwachsene wird wohl die zweite Sonderausstellung. Sie befasst sich ab 23. September 2011 mit der „Großen, kleinen Römerwelt“ und stellt mit Zinnfiguren-Dioramen das römische Leben am Limes dar

Kontakt

Museum Quintana Künzing
Osterhofener Straße 2
94550 Künzing

Telefon: 08549/97311-22
Fax: 08549/97311-1

E-Mail: museum@kuenzing.de
Internet: www.museum-quintana.de

Literatur