Naturschutzgebiet Donauleiten

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Im Naturschutzgebiet Donauleiten.
Das Naturschutzgebiet Donauleiten bei Jochenstein mit Blick auf Engelhartszell. (Foto: Zoder)
Die Donauleiten gegenüber der Soldatenau. (Foto: Ritt)

Das Naturschutzgebiet Donauleiten ist ein 1986 errichtetes Naturschutzgebiet, das donauabwärts zwischen Passau und Jochenstein auf der linken, nördlichen Seite der Donau liegt. Es umfasst 401 Hektar.

Beschreibung

Das Naturschutzgebiet Donauleiten wurde von der Regierung von Niederbayern mit Verordnung vom 5. August 1986 geschaffen, die am 1. September 1986 in Kraft trat. Das Gebiet liegt donauabwärts zwischen Passau und Jochenstein auf der linken, nördlichen Donauseite und umfasst 401 Hektar. Es ist Teil des 68 km langen Donauengtals zwischen Vilshofen (Deutschland) und Aschach (Österreich) im Südosten des Böhmischen Grundgebirges. Es handelt sich um ein epigenetisches Durchbruchstal aus dem Jungtertiär. Unterhalb von Passau folgt die Donau heute der Donauleitenstörung in direkter Fortsetzung der Donaurandstörung und des Aicha-Halser-Nebenpfahles.

Klima

Die das Donautal umgebenden Gebirgszüge, der Bayerische Wald und der Sauwald, weisen ein raues Mittelgebirgsklima auf. Bachtäler bilden eine Verbindung vom Donautal in die Mittelgebirge und wirken als Kaltluftkorridore. Wo diese so genannten Dobeln in das Donautal münden, entstehen Kaltluftgebiete mit entsprechender Flora und Fauna. Dem steht das milde Klima des Donautals entgegen. Die hohe Wärmespeicherkapazität der Donau bewirkt milde Winter. Weiterhin heizen sich die südexponierten Hänge durch die intensive Sonneneinstrahlung tagsüber auf. Die Felsbereiche und Blockhalden speichern diese Wärme besonders gut und geben sie wieder an die Umgebnung ab.

Lebensraumtypen

Bachschlucht in den Donauleiten. (Foto: Zoder)

In den Donauleiten bestimmt ein Mosaik aus unterschiedlichen Lebensraumtypen das Landschaftsbild. Kühle Bachschluchten, beispielseise, finden sich in unmittelbarer Nähe zu heißen, trockenen Felsbereichen und schattigen Buchenwäldern mit Rotbuchen – von Natur aus der häufigste Waldtyp in Deutschland. Die Buche gedeiht auf vielen Standorten. Auch in den Donauleiten ist sie die häufigste Baumart. Zumeist finden sich Buchenbestände in den weniger steilen Bereichen der Donauleiten mit ausreichender Wasserversorgung.

Charakteristisch für die Donauleiten sind die teilweise massiven Felswände und steilen Hänge. Dieser Lebensraum zeichnet sich durch eine mehr oder weniger starke Trockenheit und hohe Temperaturen aus. Entsprechend angepasst müssen die Tiere und Pflanzen sein. Sofern Raum für die Wurzeln vorhanden ist, finden sich hier vor allem Traubeneichen und Waldkiefern.

Daneben ist der Eichen-Hainbuchenwald ein in den Donauleiten häufiger Waldtyp. Er ist durch die einstige Niederwaldnutzung entstanden: Zur Brennholzgewinnung wurden die jungen Bäume ca. alle 30 Jahre geerntet („auf Stock gesetzt“). Durch die große Regenerationskraft von Hainbuche und Traubeneiche konnten diese aus den verbliebenen Stöcken erneut austreiben. Durch ihre Anpassung an trockene und nährstoffarme Standorte sind die beiden Baumarten zudem auch gut an die Bedingungen in den steilen Hängen der Donauleiten angepasst. Weitere vorkommende Bäume und Sträucher sind beispielsweise die Vogelkirsche oder die Hasel.

Im Gegensatz zum Eichen-Hainbuchenwald zeichnen sich Schlucht- und Hangmischwälder durch eine bessere Wasserversorgung aus. Die Hangmischwälder der Donauleiten finden sich im unteren Bereich am Hangfuß. Der Standort ist eher frisch bis trocken-warm. Hier wachsen vor allem Sommer- und Winterlinde sowie Hainbuche, aber auch Bergahorn und Esche. In den feucht-kühlen Schluchtwäldern, die von Bächen oder Rinnsalen durchzogen sind, dominieren Esche, Ulme und Bergahorn.

Flora und Fauna

Im Naturschutzgebiet Donauleiten kommen etwa 450 Pflanzenarten vor. Aufgrund des Mosaiks unterschiedlicher Lebensraumtypen, wie extrem trockenen Standorten auf waldfreien Blockhalden und Fels, mageren, eher bodensauren Eichen-Hainbuchenwäldern, feuchteren Buchenwäldern auf humosen Böden und kühlen, feuchten Bachschluchten, existiert eine abwechslungsreiche Flora. Zu nennen sind etwa Pimpernuss, Alpenveilchen, Schneeglöckchen, Frühlings-Knotenblume, Leberblümchen, Michelis-Segge, Besen-Beifuß, Ästige Graslilie, Türkenbund-Lilie, Großblütiger Fingerhut, Seidelbast und Orchideen wie das Männliche Knabenkraut und das Waldvögelein.

Zudem beheimatet das Naturschutzgebiet über 1.600 Tierarten. Aufgrund der unterschiedlichen Lebensräume und klimatischen Bedingungen finden sich zum einen viele wärmeliebende Arten, aber auch Arten aus den Alpen und Mittelgebirgen. Besonders bekannt sind die Donauleiten aufgrund ihres Reptilienreichtums. Sieben von zehn in Bayern heimischen Reptilien bewohnen die Hänge der Donauleiten. So gelten die Donauleiten in Deutschland als bedeutendstes Vorkommen der bis zu zwei Meter langen schwärzlich-grünen Äskulapnatter. Auch die Östliche Smaragdeidechse hat hier ein Vorkommen von deutschlandweiter Bedeutung. Ferner sind hier auch Schlingnatter, Ringelnatter, Zauneidechse, Blindschleiche und Mauereidechse zuhause, außerdem neun Amphibienarten, Feuersalamander, Bergmolch, Grasfrosch, Springfrosch, Erdkröte, Gelbbauchunke, wenige Laubfrösche, Teichmolch und Seefrosch. Ebenfalls bemerkenswert ist das Vorkommen des Hirschkäfers im Bereich Obernzell und Jochenstein.

Andere seltene Käfer, die hier nachgewiesen werden konnten, sind der Grüne Lindenbock (Saperda octopunctata), der Braunbindige Zimmerbock (Acanthocinus griseus), der Eremit (Osmoderma eremita), der Schwarze Grubenlaufkäfer (Carabus variolosus nodulosus), der Zottige Laub-Schnellkäfer (Stenagostus rhombeus) und der Ausgebuchtete Schnellkäfer (Ampedus sinuatus). Im August 2015 wurde in der Ortschaft Jochenstein die Fangschrecke Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) entdeckt, deren Herkunft allerdings nicht geklärt ist. Im selben Jahr wurde dort auch die Tapezierspinne (Atypus piceus) nachgewiesen, eine Verwandte der Vogelspinnen. Die erst 2014 beschriebene Spinnenart Dysdera moravica kommt ebenfalls in den Donauleiten vor wie auch der als Giftspinne bekannte Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorum).

Tourismus

Am Ende des bayerischen Teils des Donauengtals befindet sich das Haus am Strom. Hierbei handelt es sich um die Umweltbildungseinrichtung des Landkreises Passau. Hier erfahren die Besucher vieles rund um die Donauleiten, die Donau und andere Themen. Mitten durch die faszinierende Natur der Donauleiten führt ein Teil des Donausteigs von Passau nach Grein.

Zudem gibt es auch einen Obstgarten nahe des Naturschutzgebiet. Dieser erstreckt sich hoch über Passau, vis-à-vis der Veste Oberhaus, auf einer Fläche von über 16 Hektar. Ursprünglich wurde er angelegt von Salvatorianern, die auf dem nahen Klosterberg gelebt haben. Heute gedeihen mehr als 20 Sorten Äpfel, sechs Sorten Himbeeren, vier Sorten Birnen, diverse Kirschen, Johannisbeeren und Zwetschgen in dem ehemaligen Klostergarten.

Galerie

Siehe auch

Literatur

  • PNP: Süße Früchtchen über Passau. In: Passauer Neue Presse vom 27. Juni 2008 (S. 34)
  • Sabine Kain: Expedition in die grüne Schatzkammer. In: Passauer Neue Presse vom 9. Juli 2015 (S. 30)
  • Sebastian Zoder & Rudolf Ritt: Besondere Begegnungen in der Passauer Natur. In: Der Bayerische Wald, 28. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2 / Dezember 2015 (S. 45-50)

Weblinks


Naturschutzgebiete in Niederbayern

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