Neubauernstelle Keilhof

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dieses Bild stammt aus dem Jahr 1950 (Foto: Stöckeler).
Die Siedler Stöckeler um 1950.(Foto: Stöckeler
Die Übergabe-Urkunde, die die Neubauernstelle Keilhof in den Besitz der Stöckelers übergehen lies (Foto: Stöckeler
So sah es auf dem Grundstück aus, als es die Familie Stöckeler übernahm: eine alte Waldarbeiterbaracke stand dort. (Bild: Völkischer Beobachter, Ausgabe 7, 28.10.1935

Die Neubauernstelle Keilhof ist ein Bauerngehöft in Oberzwieselau, das zur Entschuldung der eigentlichen Eignerin des Landes, Maria Therese Gräfin Mellin (geborene von Poschinger), an den Siedler Georg Stöckeler aus Wilhams (Schwaben) am 23. Mai 1935 verkauft wurde.

Die Vorgeschichte

Das Land der Neubauernstelle Keilhof gehörte ursprünglich Maria Therese Gräfin Mellin. Sie war jedoch zu mehreren Verkäufen gezwungen, nachdem ein großer Orkan am 4. Juli 1929 mit schweren Hagelschlägen große Teil des südöstlichen Bayerischen Waldes zerstörte. Allein das Gut Oberzwieselau verlor in wenigen Minuten 180 000 Festmeter Holz.

Aus Italien und Österreich wurden Holzhauer angeworben, die zusammen mit den Einheimischen die 15 km lange Zwieselauer Waldbahn erbauten und in monatelanger Arbeit den Wald aufarbeiteten. Die Wirtschaftskrise in Deutschland um 1930 war äußerst ungünstig für den Verkauf des Holzes. Gräfin Mellin war deshalb 1934 gezwungen, die Osthilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Entschuldungsmaßnahme sah vor, dass 711 ha Wald um Hirschbach und die Hochlagen an der böhmischen Grenze an den Bayerischen Staat verkauft wurden und insgesamt 260 ha Land mit Gebäuden und Inventar das Deutsche Reich erwarb. Man schrieb für diese landwirtschaftlichen Flächen 15 Siedlerstellen aus, um die sich Bauern aus dem Allgäu, Württemberg, Oberbayern und dem Bayerischen Wald bewerben konnten.

Die Siedlerfamilie Stöckeler

Als der damals 45jährige Bauer, Georg Stöckeler, in Wilpoldsried bei Kempten, über ein Inserat im Allgäuer Wochenblatt von den ausgeschriebenen Siedlerstellen hörte, bewarb er sich um eines dieser Grundstücke. Da die Allgäuer als bodenständige und arbeitsame Menschen galten und Stöckeler 5 gesunde Kinder hatte, konnte er einen der Erbhöfe, die Neubauernstelle Keilhof, erwerben. Die übrigen Siedlungsstellen fielen auf 4 weitere kinderreiche Allgäuer Bauern, eingesessene Waldler, Oberbayern und Württemberger. Nach einer großen Feier im Mellinschen Gutshof in Oberzwieselau mit Vertretern der Regierung und rund 200 Reichsarbeitsdienstlern erhielten die neuen Siedler 1935 ihre Erbhof-Urkunde.

Dann begann für die Bauern eine harte Zeit. Zusammen mit den Helfern des Reichsarbeitsdienstes begann Stöckeler, der mit seiner Familie im „Beihof“ ein Notquartier fand, eine halb verfallene Waldarbeiterbaracke in einen Bauernhof umzubauen.

Für den neuen Siedler waren die ersten 2 Jahre der reinste Überlebenskampf. Etwa 600 cbm Steine und 500 cbm Stockholz wurden dem Boden entrissen. Zu trockene Sommer verdarben die Ernte. Das Jahr 1937 brachte dann endlich Erleichterung. Kartoffel, Hafer, Gerste und Weizen gediehen prächtig. 1938 konnte der Bauer bereits mit einem guten Viehbestand beginnen.

Georg Stöckeler starb 74jährig. Den Hof erhielt sein ältester Sohn German, der ihn wiederum seiner Nichte Helga Hagl vererbte. Im Laufe der Jahre wurde die Großviehhaltung aufgegeben und der Hof modernisiert. Der ehemalige Stall wurde in Ferienwohnungen umgebaut. Der alte Bauernhof ist heute ein romantisch gelegenes Urlaubsparadies für viele Urlaubsgäste.

Literatur