Ortenburg – Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation (1563-2013)

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Die Mitglieder der Buchredaktion gemeinsam mit Ortshistoriker Walter Fuchs. Hinten: (v.l.) Benno Gebeßler, Ingomar Reimer, Elmar Grimbs, Gunter Wieland, Alois Hofbauer. Vorne: (v.l.) Alfons Niederhofer, Walter Fuchs, Reinhold Hoenicka. (Foto: Rücker)

Ortenburg – Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation (1563-2013), oft kurz als Ortenburg-Buch bezeichnet, ist eine heimatkundlich-wissenschaftliche Aufsatzsammlung aus dem Jahre 2013. Sie wurde vom Förderkreis Bereich Schloss Ortenburg anlässlich des 450-jährigen Reformationsjubliäums in Ortenburg erarbeitet und herausgegeben. Es behandelt neben der Reformationsgeschichte Ostbayerns auch die insgesamt fast 900 Jahre umfassende Geschichte des Ortes, die ca. 675 Jahre unabhängige Geschichte als reichsunmittelbare Grafschaft (ca. 1130-1805) und die fast 1000-jährige Geschichte des Geschlechts der Grafen zu Ortenburg. Das Buch ist der Evangelischen Kirchengemeinde Ortenburg gewidmet.

Inhalt

Der älteste bekannte Stich Graf Joachims von Ortenburg. Er wurde 2012 bei Nachforschungen für die Ausstellung im Kantorhaus entdeckt, aber auch im Buch ist er zu finden. Ursprünglich stammt der Stich aus dem Jahre 1576 und zeigt Joachim im Alter von 46 Jahren.

Das 495-seitige Buch behandelt die Geschichte der ehemaligen Reichsgrafschaft Ortenburg, des Marktes Ortenburg und der Familie der Grafen zu Ortenburg vom Mittelalter bis zu heutigen Zeit. Es zeigt die Ursprünge und Anfänge der Grafschaft im 11. und 12. Jahrhundert und deren Entwicklung bishin zum 16. Jahrhundert. Daran schließt das Kernthema im Buch, die Reformation in Ortenburg und im Passauer Raum. Anschließend wird die weitere Geschichte aufgezeigt, das Lebenswerk des Grafen Friedrich Casimirs, die Reformen der Gräfin Amalia Regina, der Tausch Ortenburgs an Bayern und die Geschichte bis heute.

Das Buch zeigt deutlich das Alleinstellungsmerkmal dieses Ortes als jahrhundertelange, evangelische Enklave inmitten des katholischen Stammlandes. Es wird aber auch auf die katholische Geschichte Ortenburgs und des Umlandes eingegangen.

Neben vielem Bekanntem wurde auch Neues erarbeitet und entdeckt. Beispielsweise wurde das Ortenburger Wappen neu datiert von 1268 in das Jahr 1190. Von Graf Friedrich Casimir wurden einige weitere Werke neu entdeckt. Auch die Geschichte der Ortenburger Schlösser (Residenzschloss Alt-Ortenburg, Schloss Neu-Ortenburg, Schloss Söldenau) und die der Passauer Sixtuskapelle, welche einst Grablege der Ortenburger Grafen war, wurden neu erforscht.[1][2]

Ein besonderes Kennzeichen im Buch sind die zahlreichen Bilder aus Tambach, welche die gräfliche Familie zu Ortenburg zur Verfügung stellte.[2] Glanzlichter hierbei sind viele der berühmten Werke des Grafen Friedrich Casimirs. Die 21 Autorinnen und Autoren reichten insgesammt 80 Aufsätze ein. Diese wurden mit 648 Bildern illustriert, viele davon werden überhaupt erstmals gezeigt.[2]

Da es sich um eine Aufsatzsammlung von Wissenschaftlern und Laien handelt, kommt es stellenweise zu inhaltlichen Überschneidungen. Allerdings zeigt dies oft auch das Geschehen oder die Personen aus einem anderen Blickwinkel.

Zur Entstehung des Buches

Organisatorisches

Die Arbeiten an dem Buch begannen Ende des Jahres 2010 unter der Leitung von Alfons Niederhofer, Kulturbeauftragter Ortenburgs und Vorsitzender des Schlossförderkreises. Rund 40.000 € waren für den Druck des Buches und seine 700 Exemplare notwendig. Mithilfe zahlreicher Sponsoren gelang es den niedrigen Kaufpreis von 29,90 € zu ermöglichen, anstatt wie bei solchen Büchern üblich 80 bis 90 € zu verlangen. Allein die ortsansässige Frima Micro-Epsilon spendete 10.000 € bei, der Markt Ortenburg trug weitere 8.000 €.

Erstellt wurde das Buch als gemeinschaftswerk von Ortenburger Bürgern, anerkannten Wissenschaftlern und Historikern aus ganz Deutschland und Österreich. Die meisten Aufsätze steuerte „Ortshistoriker“ Walter Fuchs bei. Die Hauptarbeit hatten Alfons Niederhofer als Organisator, Alois Hofbauer, welcher für die Gestaltung und das Layout verantwortlich war, und Stefan Wild, welcher als wissenschaftlicher Berater unterstützend zur Verfügung stand und zahlreiche Bilder bei Archiven, Museen und Graphischen Sammlungen beschaffte. Die meisten Bilder im Buch stammen von Ingomar Reimer, welcher nicht nur vieles neu fotografierte, sondern auch Schriften und Bilder speziell digitalisierte.[1][2]

Gedruckt wurde die 700 Bücher umfassende Erstauflage bei der Passavia Druckerei in Passau. Für den Satz und das Layout war die Druckerei Gebeßler in Ortenburg zuständig.

In Grußworten unterstützen der evangelisch-lutherische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Chef des gräflichen Hauses Heinrich Graf zu Ortenburg, Landrat Franz Meyer, Bürgermeister Johann Halser und Karl Wißpeintner das Buch.[3]

Schon Mitte Februar 2013 war die Erstauflage nahezu vollständig verkauft, wenige Wochen nach der Vorstellung am 25. Januar. Zwei Monate nach Verkaufsstart war die erste Auflage völlig vergriffen. Daher entschied sich der Förderkreis eine zweite Auflage von weiteren 700 Exemplaren mit kleineren Korrekturen zu drucken, welche seit dem 18. März 2013 erhältlich ist. Die neuen Bücher werden wieder zum Preis von 29,90 € angeboten. [4] Von der zweiten Auflage sind bis Dezember 2013 wiederum zwei Drittel verkauft.

Umfangreiche Quellenarbeit

Aufgrund des Wegzuges der gräflichen Familie im Jahre 1805 sind in Ortenburg, wegen der Teilung der Archivalien zwischen München und Tambach, keinerlei Zeugnisse aus der reichhaltigen Vergangenheit vorhanden. In einer zweijährigen Suche wurden zahlreiche Institutionen, Archive, Sammlungen und Museen kontaktiert. Quellen und Bilder die für das Buch herangezogen wurden, finden sich in drei Staaten Europas: Deutschland, Niederlande und Österreich. Neben öffentlichen Einrichtungen wurde zusätzlich auf 13 Privatsammlungen im Ortenburger Raum zurückgegriffen.

In das 495-Seitige Werk flossen weit über 4.300 Seiten an Geschichtswerken ein, darunter Standardwerke zur Reformationsgeschichte und zur Geschichte Ortenburgs. Auch Erkenntnisse der Heimatforscher flossen mit ein. Von Bedeutung waren zudem die Ergebnisse zahlreicher Hochschulschriften und Forschungsergebnisse seit Mitte der 1970er. Die Basis des Buches bilden die jahrzehntelangen Forschungsen des 2009 verstorbenen Prof. Dr. Friedrich Hausmann. Das Buch ist somit auch eine Würdigung seines Lebenswerkes, denn ohne sein Wirken wäre es unmöglich gewesen der Geschichte Ortenburgs neue Erkenntnisse hinzuzufügen. Zugleich ist das Buch auch die Würdigung des Lebenswerkes des Ortenburger Heimatforschers Walter Fuchs, welcher eine große Zahl der Aufsätze stellt.

Buchvorstellung

Einige der Ehrengäste und Buchautoren bei der Präsentation: (v.l.) Karl Wißpeintner, Stefan Wild, Albert Strohm, Huguette Wißpeintner, Alois Hofbauer, Rektorin Heide Hesse, Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer, Pfarrerin Sabine Hofer, Moritz Graf zu Ortenburg, Pfarrer Johannes Hofer, Regina Gräfin zu Ortenburg, Johanna Fuchs, Markus Lorenz, Alfons Niederhofer, Ingomar Reimer und Walter Fuchs. (Foto: Rücker)

Das Buch wurde am 25. Januar 2013 in der Mensa der Evangelischen Realschule in einem Festakt vor 300 Gästen vorgestellt.

In neun Grußworten wurde die geleistete Arbeit der 21 Autorinnen und Autoren und aller Hauptbeteiligten am Buch umfangreich gewürdigt. Karl Wißpeintner und Franz Meyer würigten zudem die Leistung der Pfarrer beider christlichen Konfessionen in den letzten Jahrzehnten, ohne welche die heute vorhandene harmonische Ökumene in Ortenburg nie möglich gewesen wäre. Die beiden Heimatforscher Stefan Wild und Markus Lorenz stellten im Anschluss in zwei Vorträgen die Inhalte des Buches in einem Überblick vor. Dabei wurden einige geschichtliche Neuentdeckungen auch bildlich gezeigt. Umrahmt wurde das Programm vom Bläserensemble und Ensemble Vocabile unter der Leitung von Dekanatskantor Ralf Albert Franz mit Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Hauptbeteiligte

Beteiligte Personen

Prof. Dr. Günther Bernhard, Dr. Gertraud Dinzinger, RSR i. R. Klaus Engel, Walter Fuchs, Dr. Wilfried Hartleb, Altbürgermeister Reinhold Hoenicka, Alois Hofbauer (Layout), Dipl.-Staatwiss. Sabine Hofer, StD i. R. Elmar Grimbs, Dr. Hans Göttler, Prof. Dr. Walther Ludwig, Dipl.-Staatswiss. Markus Lorenz, Ludwig Maier, StD Alfons Niederhofer, Prof. Dr. Ulrich Pietrusky, Ingomar Reimer (Fotos), Diakon Dr. Johannes Schachtl, Dekan i. R. Albert Strohm, Prof. Dr. Wolfgang Weiß, DI Doris Weitlaner, BSc., DI (FH) Gunter Wieland, Stefan Wild, BSc. sowie Dr. Herbert W. Wurster.[1][2]

Beteiligte Institutionen

Badisches Landesmuseum Karlsruhe; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München; Bayerisches Nationalmuseum München; Bayerische Staatsbibliothek München; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg; Gräflich Ortenburg‘sche Verwaltung Tambach; Haus-, Hof und Staatsarchiv Wien; Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; Karl-Franzens-Universität Graz; Kunsthistorisches Museum Wien; Ludwig-Maximilians-Universität München; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Rijksmuseum Amsterdam; Schlossmuseum Ortenburg; Staatliche Bibliothek Passau; Staatliche Graphische Sammlung München; Staatsarchiv Landshut; Österreichische Nationalbibliothek Wien; Universität Hamburg; Universität Passau; Universitätsbibliothek Heidelberg.[2]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Alfons Niederhofer: Ortenburg – Evangelisch mitten in Bayern (online)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Stefan Wild: Ortenburg... geschichtlich interessant!, Vortrag zur Buchvorstellung in der Evangelischen Realschule Ortenburg am 25. Januar 2013 (online, PDF)
  3. N.N.: 450 Jahre Reformation im Grafenmarkt. In: Passauer Wochenblatt vom 28. Januar 2013
  4. Alfons Niederhofer: Das ideale Geschenk zu Ostern: Das Ortenburg-Buch 2013. In: Ortenburg Kurier Nr. 187 vom 23. März 2013 (S. 11)

Literatur

450 Jahre Reformation in Ortenburg

Ausstellung (Begleitbroschüre) – ThemenwegRegionaler KirchentagBibel-ProjektBegleitbuchÖsterreichische ParallelausstellungBjblia Das ist die gantze heilige Schrifft DeudschDas Newe Testament

Förderkreis Bereich Schloss Ortenburg e.V.

Tätigkeiten (Auswahl)
FotokalenderOrtenburg-ArchivOrtenburg-BuchOrtenburger Schlosskultur

Veranstaltungen (Auswahl)
Ein Hauch von Gold (2004) — 200 Jahre Ortenburg in Bayern (2006) — Ortenburg-Woche (Mitveranstalter, 2010) — 450 Jahre Reformation in Ortenburg (Mitveranstalter, 2013)

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 23. Februar 2013 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.