Osterhofener Zeitung

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Nach mehrmaligem Standortwechsel entstand 1929 an der Kirchbergstraße in Osterhofen dieses Betriebs-und Wohngebäude der Buchdruckerei Max Erdl, in dem auch die OZ gedruckt wurde. (Foto: Archiv Hager)
Die OZ-Geschäftsstelle befindet sich 2011 im denkmalgeschützten Leuchtenberg-Schlössl direkt am Stadtplatz in Osterhofen. (Foto: Schiller)

Die Osterhofener Zeitung (OZ) ist eine Lokalausgabe der Passauer Neuen Presse.

Geschichte

Gründung & Anfangszeit

Im Herbst des Jahres 1886, dem Todesjahr des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II., waren die Buchdrucker Ludwig und Karl Erdl aus Geiselhöring nach Osterhofen gekommen und hatten noch im selben Jahr die Osterhofener Zeitung gegründet, die zunächst als Wochenblatt erschien. In einem Haus am Luitpoldplatz wurde eine Druckerei eingerichtet. Die Anfänge waren sehr bescheiden. In Handarbeit stellten sie Kataloge her und druckten die Zeitung als Wochenblatt. Als die Räumlichkeiten am Luitpoldplatz zu klein geworden waren, erwarben die beiden Brüder ein Haus an der Kirchbergstraße gegenüber der Stadtpfarrkirche. Später war hier ein Schreibwarengeschäft, 2011 befindet sich im Erdgeschoss des Wohnhauses die Agentur eines Versandhauses. Ludwig Erdl hatte sich inzwischen mit der Steinmetztochter Maria Reitberger verehelicht.

Bruder Karl, der am Aufbau der Druckerei tatkräftig mitgeholfen hatte, kehrte nach Geiselhöring zurück und gründete später das „Trostberger Tagblatt“, in dessen Verlag auch die „Altbairische Heimatpost“ erscheint.

Zeitungsgründer Ludwig Erdl setzte die Aufbauarbeit weiter fort und nahm aus betriebstechnischen Gründen einen neuerlichen Standortwechsel in der Kirchbergstraße vor. Die Osterhofener Zeitung hatte sich bereits über das Vils- und Kollbachtal hinaus bis Arnstorf und Emmersdorf, entlang der Isar und bis hinüber nach Winzer verbreitet.

Umbrüche & Fortschritt

Im Jahre 1918 starb Zeitungsgründer Ludwig Erdl im Alter von 54 Jahren. Die aus der Ehe hervorgegangenen Söhne Max, Richard und Rudolf, die alle aus dem Ersten Weltkrieg unversehrt in die Heimat zurückgekommen waren, führten zunächst gemeinsam die Druckerei weiter, ehe Max Erdl 1925 den Betrieb übernahm. Richard Erdl eröffnete als Kaufmann ein Textilgeschäft am Marienplatz, Rudolf war später Angestellter der Stadt Osterhofen. Anton Erdl hat indessen den Vilshofener Anzeiger gegründet.

Mit der Einführung des elektrichen Stroms (1902) konnte in der Druckerei Erdl der Hand- auf Maschinenbetrieb umgestellt werden, doch gab es bei der Herstellung der Zeitung immer noch Handsatz, der Maschinensatz kam erst später. Nach einigermaßen gut überstandener Inflation und Weltwirtschaftskrise 1923 hatte Max Erdl 1929 in der Kirchbergstraße ein landwirtschaftliches Nebengebäude erworben und an dessen Stelle ein Druckerei- und Wohngebäude errichtet. Damit war der Grundstock für die weitere betriebliche Aufwärtsentwicklung gelegt.

Während des Zweiten Weltkrieges

Wenn auch unter gewissen Einschränkungen erschien die Osterhofener Zeitung während des Dritten Reiches weiter. Die Arbeit der zur Wehrmacht eingezogenen Setzer und Drucker hatten Frauen übernommen. Noch am 27. April 1945 – der Zweite Weltkrieg war längst verloren, der Untergang des „Tausendjährigen Reiches“ und der Nazi-Diktatur besiegelt – musste die OZ in einer Notausgabe einen „Durchhalte-Apell“ eines Generalmajors, der als Abschnittskommandant eingesetzt war, veröffentlichen. In der Nacht zum 1. Mai rückten Vorkommandos der US-Streitkräfte in Osterhofen ein, es gab keinerlei Widerstand, die Stadt wurde unversehrt übergeben. Mit der Notausgabe vom 27. April war auch das Ende der Zeitung gekommen. Alle diesbezüglichen Unterlagen wurden beschlagnahmt, die Druckerei stillgelegt.

Anschluss an Passauer Neue Presse

Mit der Gründung der Passauer Neue Presse im Februar 1946 durch Dr. Hans Kapfinger ergab sich für die damaligen Verleger von Heimatzeitungen – von Altötting bis Zwiesel – eine neue Situation: Der Verleger Max Erdl schloss sich der PNP an, behielt aber das Verlagsrecht. Am 9. Juli 1949 erschien die Osterhofener Zeitung erstmals als Bezirksausgabe der PNP (so wie auch andere bisherige Heimatzeitungen). Der Lokalteil wurde in Osterhofen hergestellt, der Druck erfolgte einschließlich des allgemeinen Teils der Zeitung, des sogenannten Mantels, in Passau.

Die Matern – aus vielen Bogen Seiden- und Löschpapier bestehende Pappe – bildeten den Rahmen, in den die fertigen Lokal- und Anzeigenseiten mittels Prägepresse eingeprägt wurden. Die druckreifen Zeitungsseiten wurden jeden Abend per Bahnexpress nach Passau geschickt, die fertigen Exemplare während der Nacht mit dem Zeitungswagen nach Osterhofen ausgeliefert und hier an die Zusteller verteilt.

Von 1949 an erschien die OZ als Bezirksausgabe der PNP viermal in der Woche, die Zeitung befand sich weiter im Aufbau. Mit dem Neubau des Verlags- und Druckereigebäudes der PNP an der Neuburger Straße 28 in Passau war es möglich, die Zeitung ab 1. Oktober 1956 täglich erscheinen zu lassen.

Weiterentwicklung der Technik

In Osterhofen hatte man zur Herstellung des Lokalteiles zunächst mit einer einzigen Linotype-Setzmaschine begonnen. Nach weiteren Umbaumaßnahmen im Druckereigebäude Erdl wurde die Zahl der Setzmaschinen auf vier erhöht. Die drucktechnische Entwicklung ging weiter. Dem Bleisatz folgte schließlich der Fotosatz, bis dann der Computer Einzug in der Redaktion Osterhofen hielt. Damit änderte sich auch die Herstellung des lokalen Teiles grundlegend. Aus dem Redakteur ist der „Redaktroniker“ geworden, der die Herstellung der Zeitungsseiten sozusagen im Alleingang bewerkstelligt. Damit aber konnte die Aktualität weiter verbessert werden. Mit Beginn des digitalen Zeitalters gibt es bei der Zeitungsherstellung keinen Maschinensetzer und keinen Umbruchmeteur mehr, der zusammen mit dem Redakteur die Seiten gestaltete.

Neue Räumlichkeiten

Der von der Firma Erdl mit dem Verlag der PNP bestehende Vertrag war ausgelaufen und wurde nicht mehr verlängert, die im Hause Erdl angemieteten Redaktionsräume aufgelassen. Im Jahre 2000 bezogen Redaktion und Geschäftsstelle im Haus Nr. 11 am Stadtplatz neue Räume – die „Geburtsstätte“ der OZ, die Buchdruckerei Erdl, besteht nur noch dem Namen nach.

Kontakt

Alle Kontaktdaten und Ansprechpartner der Passauer Neue Presse GmbH finden Sie hier:


Literatur