Palmenhaus Patriching

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Im Palmenhaus Patriching. (Foto: Kuhnt)

Das Palmenhaus Patriching befindet sich in Passau-Patriching/St. Korona und wird betrieben von der Stadtgärtnerei. In dem Haus werden exotische Pflanzen in ursprünglicher Größe kultiviert.

Über das Palmenhaus

Es ist ein Stück Urwald mitten in Niederbayern. Am Stadtrand von Passau wachsen auf rund 100 Quadratmetern 50 unterschiedliche, exotische Pflanzen in ihrer natürlichen Pracht und in voller Größe. Entstanden ist das Palmenhaus der Stadtgärtnerei in Patriching im Zuge des Neubaus der Universität Passau im Jahr 1980. Damals zog die Stadtgärtnerei nach Patriching um und, nach einem Stadtratsbeschluss, wurde hier auch das Palmenhaus als Schauhaus zu Repräsentationszwecken gebaut.

Das Palmenhaus ist weit mehr als nur Prestigeobjekt mit exotischem Flair. Gerade im Winter überwiegt ganz klar die Nutzfunktion. Da werden hier zur Überwinterung die 50 Palmen und Oleander untergestellt, die sonst die Stadt verschönern. „Aber das ist nicht alles. Es geht uns vor allem darum, jahrhundertealte Arbeitstechniken wiederzubeleben und an unsere Auszubildenden weiterzugeben. Dazu gehört es, alte Sorten zu sammeln und die Pflanzen auch in ihrer ursprünglichen Größe zu kultivieren.“, erklärt Hermann Scheuer von der Stadtgärtnerei. Acht Meter können die Pflanzen – wie zum Beispiel die Norfolk-Tanne, eigentlich heimisch auf den Norfolkinseln - im Palmenhaus in die Höhe wachsen. Einmal im Jahr müssen die exotischen Pflanzen von den Stadtgärtnern beschnitten werden. „Das erfordert einfach das tropische Wachstum“, so Scheuer.

Es geht der Stadtgärtnerei im Palmenhaus darum, dass sich die Pflanzen natürlich entwickeln. Deshalb wird hier chemiefrei gearbeitet. In Eigenverantwortung kümmern sich die Auszubildenden um die Pflanzen und mögliche Schädlinge. Und in Experimenten lernen sie traditionelle Arbeitstechniken wie das Abmoosen. Hier wird die Rinde beschnitten und die Schnittstelle mit feuchtem Torfmoos und einer wasserundurchlässigen Folie umwickelt. Nach zwei bis drei Monaten ist die Wurzelbildung so weit fortgeschritten, dass die Jungpflanze abgetrennt und eingesetzt werden kann.

Das Palmenhaus in Patriching steht in einer großen geschichtlichen Tradition, wie Hermann Scheuer betont. So boten die so genannten Pomeranzenhäuser ab dem 16. Jahrhundert zum ersten Mal die Möglichkeit, südländische Pflanzen nördlich der Alpen zu kultivieren. Von den Seereisen in die „neue Welt“ brachten die europäischen Entdecker schöne, exotische Pflanzen für die Herrscherhäuser mit. Man kann in dieser Zeit von einer regelrechten „Jagd nach Pflanzen“ sprechen. Der nächste Schritt nach den Pomeranzenhäusern waren repräsentativen Orangerien, wie es auch im Hacklberger Hofgarten ab 1554 eine gab. Es folgten die Gewächshäuser und ab dem 19. Jahrhundert schließlich das Palmenhaus - meistens zugehörig zu einer botanischen Einrichtung. „Eine wichtige Aufgabe dieser Schauhäuser war es, auch den ,einfachen Bürgern‘ die Möglichkeit zu geben, diese exotischen Pflanzen zu bewundern“, erklärt Hermann Scheuer.

Aber der Chef der Stadtgärtner sieht das Palmenhaus in Patriching nicht nur in einer europäischen Tradition der Kultivierung südländischer Pflanzen, sondern ganz dezidiert auch in einer Passauer Tradition: „Wenn man sich das Pflanzeninventar vom Hacklberger Hofgarten aus dem Jahr 1554 ansieht, dann merkt man, was schon die fürstbischöflichen Gärtner für eine erlesene Pflanzenauswahl hatten. Der frühe Beginn der bürgerlichen Gartenkultur, mit der Gründung des Verschönerungsvereins im Jahr 1864, zeugt von der hohen Kunst der Passauer Gärtner.“

Es gibt also eine lange Tradition Passauer Gartenkultur, und die will Hermann Scheuer besonders den Auszubildenden mit auf den Weg geben: „Ich sagen ihnen immer wieder, schaut euch die Stadt an. Da seid ihr ein Teil davon und könnt helfen, sie schöner zu machen.“

Literatur