Passauer Welle

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Ein Surfer auf der Isarwelle in Plattling. (Foto: Eckert)

Passauer Welle war der Name eines 2012/2013 öffentlich diskutierten Vorhabens zur Schaffung einer künstlichen Flusswelle für Surfer oder Kajakfahrer bei Passau.

Hintergrund

Technische Prüfung

Im Dezember 2012 beauftragte der Schul- und Sportausschuss des Passauer Stadtrats die Stadtverwaltung Passau, zu prüfen, ob sich in Passau eine künstliche Flusswelle für Surfer oder Kajakfahrer einrichten lässt. Beantragt hatte die etwas andere Sportstätte der Passauer Hobbysurfer Dr. Christian Müller. Machbar wäre eine solche dauerhafte, künstliche Welle mit einer Sohlschwelle, die Surfern die Ausübung ihres Hobbys ermöglicht und Kajakfahrern den richtigen Kick verschafft. An der Sohlschwelle trifft schnelles Wasser auf langsames, so entsteht die Welle. Die technischen Voraussetzungen wie Durchflussmenge, Gefälle, natürliche und bauliche Faktoren müssen aber stimmen.

Im Februar hat eine Untersuchung der Ausgangslage jedoch trotz ursprünglich guter Aussichten ergeben, dass die Attraktion an keinem der vier geprüften Standorte im Inn technisch machbar ist - weder der Bereich am ASG-Felsen noch an der Eisenbahnbrücke oder am Fünferlsteg und auch nicht an der Marienbrücke. Weil die Donau als Wasserstraße sowieso nicht in Frage kam, fand sich die einzige Möglichkeit in technischer Hinsicht schließlich in der Ilz, passenderweise zwischen dem Vereinsheim der TV-Kanuabteilung und dem ehemaligen Schneiderbad. Dafür gab es hier ein anderes Problem: Der in Frage kommende Bereich liegt im FFH-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat). Deshalb gab es wegen der besonderen Sensibilität des Standorts auch gegen die Welle in der Ilz Bedenken. Denn für das Schutzgebiet ist festgeschrieben, dass naturnahe Fluss- und Uferstrukturen erhalten werden müssen, ebenso die Fließgewässer-Dynamik und die Habitat-Voraussetzungen für die Fischfauna. Dauerhaft überlebensfähige Populationen bestimmter heimischer Fischarten sollen erhalten oder wiederhergestellt werden. Eine Sohlschwelle zur Erzeugung einer künstlichen Welle war mit damit nicht zu vereinen.

Trotz etlicher Gegenargumente wurde die Prüfung im März 2013 fortgesetzt. Der Sportausschuss des Stadtrats stellte in einer Sitzung im Herbst des Jahres fest, dass aus Kostengründen derzeit keine Möglichkeit der Verwirklichung einer Flusswelle bestehe. Allerdings soll das Projekt nicht für alle Zeit verworfen sein: Der Ausschuss bekundete in einem Beschluss ausdrücklich „Aufgeschlossenheit“ dem Vorhaben gegenüber. Gibt es neue Aspekte, wollen die Stadträte informiert werden und vielleicht noch einmal diskutieren.

Wissenschaftliche Aufarbeitung

Ebenfalls auf Anregung von Dr. Christian Müller hin beschäftigten sich ab Januar 2013 auch Wissenschaftler mit der Passauer Welle: Im Fachbereich „Regionale Geografie“ der Universität Passau erforschten zwei Studentinnen für ihre Abschlussarbeit unter anderem, wie die Idee am besten umgesetzt werden kann und wie die neue Attraktion bei Einheimischen und Touristen ankommen könnte.

Müller verfolgte die wissenschaftliche Aufarbeitung von künstlichen Wellen schon länger. Die Forschungslage war bis dahin eher übersichtlich - einzelne Ingenieure beschäftigten sich mit der Erzeugung von Wellen, in Fächern wie Tourismus oder Pädagogik waren die Surfgelegenheiten sporadisch Forschungsgegenstand. Im Herbst 2012 stellte Müller dann Prof. Dr. Werner Gamerith seine Initiative „Welle für Passau“ vor, der in der Folge gleich zwei Abschlussarbeiten dazu ausschrieb.

Die Kulturwirtschaftsstudentin Petra Danzer zog in ihrer Bachelorarbeit eine Parallele zwischen der geplanten Passauer Welle und der bereits realisierten am Münchner Eisbach. Zudem ging sie auf Finanzierungsmöglichkeiten ein und wies auf Erfolgsaussichten hin. Auf die Ergebnisse dieser Arbeit baute die Masterarbeit der Geografiestudentin Charleen Pehl auf, die damit das Projekt einer Realisierung noch näher bringen wollte. Pehl befasste sich unter anderem mit den Schwachpunkten des Projekts, der Standortwahl und den konkreten Schritten, die zur Umsetzung notwendig sind. Vor allem aber studierte sie mögliche Nutzung und Akzeptanz der Welle.

Siehe auch

Literatur