Peracher Lacke

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Die Peracher Lacke, rechte Seite. (Foto: Reiseder)
Die Peracher Lacke, Mitte. (Foto: Reiseder)
Die Peracher Lacke, linke Seite. (Foto: Reiseder)
Peracher Lacke und Gunschlacke. (Grafik: Fischereiverein Burghausen)

Die Peracher Lacke liegt etwa einen Kilometer westlich des Marktler Badesees auf der rechten Straßenseite gleich nach der Gunschlacke am Fuße des ehemaligen Prallhanges des Inns.

Beschaffenheit

Im unteren Hangbereich der Peracher Lacke steht ein dichter Bestand von Haselnusssträuchern, oft üppig überwuchert von der Waldrebe, einer Wildclematisart. Eingestreut in die Hangvegetation findet man die im Frühjahr besonders durch ihre weiße Blütenpracht hervorstechenden wilden Kirschbäume. Erst oben im Hangende wird diese Vegetation von Buchen und Koniferen abgelöst. Die Ufer der Stillgewässer dagegen werden von Erlen, Weiden und anderen für den Auwald typischen Bäumen gesäumt.

Schilfröhricht der Gattung Phragnites und dichte Bulte aus Seggengräsern der Carex-Arten säumen die Ufer der Peracher Lacke. Auch die Teichbinse Schoenoplectus lucustris ist hier heimisch und an den zugänglichen Uferstreifen leuchten im Frühjahr die goldgelben Blüten der Sumpfdotterblumen.

Artenvielfalt

Der vielseitige Bewuchs von Sumpf- und Wasserpflanzen bietet wertvollen Lebensraum für viele Wasservögel wie Stockente, Kolbenente, Blesshuhn, Wasserralle und viele andere. Auch der seltene Zwergtaucher, im Volksmund Duckanterl genannt, stellt sich hier als Durchzugsgast ein. Ein Schwanenpaar verteidigt jedes Jahr hartnäckig zur Brutzeit sein Revier gegen andere Artgenossen. Kormorane, deren Schlafplätze sich gleich gegenüber in den Innauen befinden, betrachten die Lacken als Selbstbedienungsläden. In den letzten Jahren wurde dieser Lebensraum auch von Bibern entdeckt, die armlange Holzknüppel fachgerecht aus den von ihnen gefällten Bäumen nagen und über die Eisenbahngleise hinweg zum Inn in benachbarte Kleingewässer schleppen, wo sie ihre Burgen bauen.

Naturschutz

Auf Grund des Naturschutzes sind die Schilfbestände jeweils links und rechts der Peracher Lacke und der Gunschlacke während der Vogelbrutzeit für die Angelfischerei gesperrt. In den Sommermonaten fallen hier riesige Schwärme von Staren in der Dämmerung in dieses Schilfröhricht ein, wo sie ihre Schlafplätze aufsuchen. Beim nächtlichen Ansitz auf Aale wird so mancher Angler Zeuge, wie die im freien Wasser stehenden Schilfwände von raubenden Wallern angerempelt werden und, irritiert durch die Dunkelheit, der eine oder andere Vogel ins Wasser plumpst, wo er von den nächtlichen Räubern mit schmatzendem Geräusch eingeschlürft wird. Auch sind oft die schaurigen Rufe der Käutzchen und die an ein quietschendes Fahrrad erinnernden Schreie der Schleiereulen von der Hangleite zu hören.

Gewächse und Pflanzenvielfalt

Die Peracher Lacke zeigt ein starkes Aufkommen von Makrophyten, von höheren Unterwasserpflanzen. Man findet in der Peracher Lacke noch einen kleinen Bestand des weiß blühenden Spreizenden Hahnenfußes Ranunculus aquatilis, das Gemeine Hornkraut Ceratophyllum demersum mit ihren gabelspaltigen Zipfeln an den langen Sprossen und das in dichten Beständen vorkommende Ährenblättrige Tausendblatt Myriophyllum spicatum, aus deren Blattquirlen armartig gefiederte Blätter ragen. Die buschigen, an einen Fuchsschwanz erinnernden Tannenwedel Hippuris vulgaris lieben kalkreiches Wasser und bilden dichte Bestände in der Nähe der Quellflüsse. Nicht selten verhängen sich beim Spinnfischen meterlange Triebe des Wasserschlauches der Gattung Ultricularia, eine fleischfressende Pflanze, die wurzellos mit schlauchartigen Auswüchsen frei im Wasser schwimmt. Diese Pflanze besitzt kleine, mit Deckelchen verschlossene Fangbläschen, die wiederum mit Borsten besetzt sind, die beim Anstoßen von Kleintieren aufspringen. Der dadurch entstehende Unterdruck in den Fangbläschen bewirkt, dass beim Hineinsprudeln des Wassers auch kleine Tierchen wie Wasserflöhe und Hüpferlinge mit eingesaugt werden.Der Artenreichtum der Pflanzen ist sehr vielfältig, wobei die Zusammensetzung von Jahr zu Jahr variieren kann.

Noch vor etwa 30 Jahren war der nicht allzu tiefe mittlere Teil der Peracher Lacke mit ausgedehnten Schilfgürteln bewachsen, die aber nach Besatz von Grasfischen, dem Amur, im Laufe der Zeit stark ausgedünnt wurden. Oft konnte der aufmerksame Angler miterleben, wie diese Exoten besonders im Frühjahr mit voller Wucht gegen die jungen Schilfstängel stießen, diese abknickten und dann die ins Wasser ragenden, süß schmeckenden Spitzen mit rupfenden Bewegungen in sich hineinzerrten. Nachdem ein Teil des Schilfes im Freiwasser vernichtet war, wurden vom Wind oft mächtige, schwimmende Wurzelstöcke der ehemaligen Schilfbestände ans Ufer verfrachtet.

Bei genauerer Erkundung der Wurzelstöcke auf dem Grund des Wassers lässt sich feststellen, dass sie regelrecht von den Grasfischen ausgegraben wurden, um an die nun frei liegenden weißen Wurzelausläufer heranzukommen. Diese Sprossen sind anscheinend ein besonderer Leckerbissen. In der Nähe der Wurzelstöcke lagen verstreut kleine Bruchstücke abgebrochener, heller Spitzen. Die entwurzelten Strünke trieben dann auf und wurden vom Wind ans Ufer verfrachtet.

Fischarten

Diese Grasfische, asiatische Exoten, sollen sich nach Aussagen von Fischereibiologen in unseren heimischen Gewässern wegen der hier niedrigeren Wassertemperaturen nicht vermehren. Da die Peracher Lacke und Guschlacke relativ seicht sind und im Sommer aber über längere Zeit Temperaturen über 26 °C aufweisen, haben nachweislich diese Fische in der Peracher Lacke abgelaicht. Größere Schwärme der Jungtiere konnten schon vor Jahren beim Weiden im klaren Wasser am Grund und beim Sonnen an der Wasseroberfläche beobachtet werden. Die ältesten Exemplare des Erstbesatzes dürften bereits ausgewachsen sein und auch die Altersgrenze erreicht haben. Oft kann man so manchen Kapitalen bei der Nahrungsaufnahme kopfüber nach unten beobachten, wobei die riesige Schwanzflosse nicht selten über die Wasseroberfläche ragt, an ein Blesshuhn erinnernd, das seine Flügel ausbreitet. Mit der Angel fängt man diese über 60 Pfund schweren Burschen kaum, da sie größere Haken verschmähen und kleinere, starke Stahlhaken an geflochtener Schnur ausschlitzen, während sie nach dem Anhieb wie Torpedos durch die Unterwasserpflanzen fädeln. Kleinere Exemplare beißen übrigens gerne bei Dämmerung am Grund auf „Frolik für den jungen Hund“ mit Boiliemethode angeködert.

Aber nicht nur die Grasfische lichten im tieferen Wasser die Schilfbestände. Auch Blesshühner sind nicht abgeneigt, die jungen Austriebe im Frühjahr abzuknabbern. Am Ufer zwischen den Seggengräsern, wo die Lauben laichen, gelingt es so mancher Blesshuhnmutter, kleinere Fischchen zu schnappen, die sie dann ihren bettelnden Jungen, die sich um sie scharen, in den Schlund schiebt.

Ansonsten fängt man in der Peracher Lacke Raubfische wie Hechte, Aale und Waller, oft in kapitalen Exemplaren. Am 1. August 1991 wurde ein mächtiger Silirus glanis, wie diese mächtigen Räuber auf lateinisch genannt werden, von über 79 Pfund Gewicht und 1,86 m Länge an der Angel gefangen. Nach tagelangen Regenfällen hatte die Lacke damals Hochwasser als der gierige Räuber gegen 22.30 Uhr auf ein kleines Rotauge hereinfiel.

Im Spätherbst, Anfang Winter, wenn noch keine Eisdecke vorhanden ist, die Unterwasserpflanzen aber bereits von Kleinlebewesen stark skelettiert sind und nur noch am Boden verrottende Pflanzenfragmente zu erkennen sind, wird das Wasser insgesamt transparenter.

Zu erwähnen ist auch der sich selbst erhaltende Bestand an Brachsen und größeren Rotaugen und Rotfedern. Der Schleien- und Karpfenbestand wird durch Besatzmaßnahmen gestützt, wobei ein Teil des Schleienbesatzes oft dem im selben Habitat wohnenden Wallern zum Opfer fällt. Die übrig gebliebenen Fische der Art Tinka tinka erreichen dann aber Gewichte um die 5 Pfund. Auch konnte ich schon einmal einen Kormoran beobachten, der mit einer Schleie, die noch zur Hälfte aus seinem Schnabel herausragte, versuchte, aus dem Wasser zu starten. Nachdem er sich aber übernommen hatte, konnte er kopflastig die Schilfwand nicht überfliegen und musste seine Beute wieder ausspeien. Solche, von Kormoranen gehakten und dann durch Pilzbefall verendeten Fische kann man des öfteren am Ufer angetrieben finden.

Neben anderen Fischen wie Barsche, die in der Peracher Lacke ein kleineres Wachstum zeigen, ist hier noch der seltene 5 bis 9 cm lange Bitterling Rhodeus sericeus anzutreffen, dessen Männchen während der Laichzeit eine blaugrün schillernde Längsbinde von der Körpermitte bis zur Schwanzwurzel ziert. Diese Fische benötigen zur Vermehrung eine Teich- oder Malermuschel, in die das Weibchen mit ihrer langen Legeröhre in die Kloakalöffnung einige Eier gleiten lässt und das Männchen unmittelbar darauf seinen Samen über die Muschel spritzt, der dann mit dem Atemwasser eingesaugt wird und die Eier befruchtet. Die geschlüpften Jungen verlassen zur Nahrungsaufnahme die Muschel, bleiben aber in ihrer Nähe und flüchten bei Gefahr sofort in die schützende Mantelhöhle.

Manche Abschnitte der Peracher Lacke sind stark verschlammt. Betrachtet man im Spätherbst von der Höhe der Leite bei entsprechendem Sonneneinfall die Peracher Lacke, so entdeckt der scharfe Beobachter schon mal im klaren Wasser und am jetzt fast pflanzenfreien Grund im tiefen Bereich so manches dunkle Loch, oft mit einer Schlammwolke umgeben. Es handelt sich hier um „Wallerlöcher“, in denen diese Fische tagsüber schlafen und auch ihre Winterruhe verbringen.

Muscheln

An Muscheln findet man die Schwanenmuschel und Entenmuschel, beide sind Teichmuschelarten, die im Schlamm graben und durch rüttelnde Bewegungen kleinste Teilchen aufwirbeln und diese aus dem Wasser filtern. Die Malermuschel gräbt verstärkt im sandig, kiesigen Bereich, wo sie oft meterlange Furchen hinterlässt. Auch Bisamratten, der größte Feind der Muscheln, bevölkern diese Gewässer. Sie unterwühlen so manchen Uferabschnitt und legen die Eingänge zu ihren unterirdischen Bauten unter Wasser an. Muschelfriedhöfe, größere Ansammlungen aufgeknackter Muschelschalen im Uferbereich, verraten einen Teil ihres meist vegetarischen Speiseplans.

Wasserfroscharten

In der Peracher Lacke, besonders im flacheren Uferbereich und zwischen niederen Seggengräsern leben heimische Wasserfroscharten. Man entdeckt hier den kleinen Teichfrosch Rana lessonae, den grünen Wasserfrosch (Teichfrosch) Rana kl. Esculenta und den etwas größeren und dunkleren Seefrosch Rana ridibunda. Diese Froscharten bleiben ganzjährig am Wasser und stellen wissenschaftlich ein Phänomen dar. Kreuzt man nämlich den kleinen Teichfrosch mit dem Seefrosch, so entsteht der grüne Wasserfrosch, welcher dann wissenschaftlich als Bastard eingestuft wird. Kreuzt man die grünen Wasserfrösche untereinander, so entstehen weiterhin grüne Wasserfrösche, wobei von einer eigenen Art gesprochen werden kann. Als weiterer Teil dieser Kreuzung entstehen aber auch Seefrösche. Diese Frösche befinden sich noch in einer metamorphosen Phase, einer noch nicht abgeschlossenen Entwicklungsstufe. Ob Bastard oder eigene Art, die Wissenschaftler sind hier überfordert.

Wasseranalyse

Mehrmals im Jahr werden routinemäßig von den Analytikern des Fischereivereins Burghausen beide Lacken beprobt. Der Chemismus der Gewässer schwankt je nach Zufluss von frischem Quellwassser, Sonneneinstrahlung, Unterwasserpflanzenbewuchs und Jahreszeit.

So weist die Peracher Lacke während der letzten 3 Jahre Sauerstoffschwankungen zwischen 80% und 140% Sättigung auf, die pH-Werte liegen zwischen 7,0 und 8,0, Ammoniumgehalte kleiner 0,1 bis 0,2 mg/l, Nitratwerte meist kleiner 1 bis 5 mg/l, Nitritwerte ganzjährig kleiner 0,05 mg/l. die Karbonathärte, die für das Säurebindungsvermögen zuständig ist, schwankt je nach Frischwasserzufuhr über Hangquellen und Abbau durch assimilierende Wasserpflanzen zwischen 6 und 11 Grad deutscher Karbonathärte. Die Gunschlacke verhält sich ähnlich. Die Wasserpflanzen stellen nachts ihre Assimilation ein, d.h. sie produzieren keinen Sauerstoff mehr. Durch ihre Atmung benötigen sie aber weiterhin Sauerstoff, den sie dem Umgebungswasser entziehen. Deshalb kann im dichten Unterwasserpflanzenbewuchs in den frühen Morgenstunden ein Sauerstoffdefizit herrschen. Während der späten Nachmittagsstunden dagegen können die Sauerstoffsättigungswerte wegen der Assimilation des extrem dichten Unterwasserpflanzenbestandes bis 130% und darüber ansteigen.

Die Fische in der Peracher Lacke haben sich längst an diese Schwankungen gewöhnt, da sie sich anpassen können. Trotzdem wäre es der Wunsch vieler Fische und auch Angler, wenn zumindest ein Teil dieser Lacken vom Schlamm befreit werden würde, um tiefere, schlammfreie Bereiche für bessere Überwinterungsmöglichkeiten ohne Sauerstoffzehrung zu schaffen. Nur durch Entschlammung kann auf längere Sicht einer vorzeitigen Verlandung entgegengewirkt werden, so dass diese wertvollen Wasserflächen und Biotope weiterhin der Tierwelt und den Menschen erhalten bleiben.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke